Kapitel 22

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Mal wieder lief ich heute wegen Jason eine knappe, halbe Stund durch den Wald. Die Luft war zwar noch warm, aber es wurde langsam dunkler und ich verlor immer mehr die Orientierung. Ich meine, ich hatte davor schon überhaupt keine, aber jetzt sah ich kaum, wohin ich trat.

Seufzend ließ ich mich auf einen Baumstumpf fallen, über den ich Sekunden zuvor fast gestolpert wäre. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und fing an zu weinen. Ich war allein. Vollkommen allein. Meine Eltern waren tot, meiner restliche Familie durfte ich nicht trauen und jetzt verirrte ich mich auch noch hier, wo ich eigentlich nicht hin wollte.

Mein Neuanfang war zerstört worden und ich hatte niemanden, der mir helfen konnte. Naja, ich hatte zwar Freunde gefunden, aber dennoch war ich jetzt hier ganz alleine. Ich glaubte nicht einmal, dass mich jemand suchen würde. Wahrscheinlich hatte Jason es den anderen nicht gesagte. Da spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter und fuhr erschrocken zusammen.

„Danke, ich freue mich auch, dich zu sehen", vernahm ich da Loki's belustigte Stimme und sah verwirrt auf.

Er hatte wie sein Bruder vorhin eine dünne Eisschicht auf seiner Wange. Ich lächelte entschuldigend und stand auf. Er beobachtete mich genau, wie ich erst zögernd die Hand hob und dann das Eis weg strich.

„Sorry. Du hast mich erschreckt. Was machst du hier? Sollte ich lieber abhauen?", wollte ich wissen und ging einen Schritt zurück.

„Ich hab mitbekommen, was mein Bruder angestellt hat und mir Sorgen gemacht. Manchmal könnte man echt meinen, er wäre der böse Zwilling", lachte Loki und überließ es mir, zu entscheiden, ob ich weg laufen sollte.

„Kannst du mir zu meiner Hütte zurück helfen? Ich würde sonst noch ewig planlos umher laufen", entschied ich mich dagegen und sah ihn mit Reh-Augen an.

„Natürlich. Bei wem wurdest du denn untergebracht?", fragte Loki und lief los.

„Anna Pizarro", antwortete ich knapp und folgte ihm zögerlich.

„Jason's Ex-Freundin?", wollte Loki sichtlich überrascht wissen und ich sah ihn geschockt an.

„Ann war mal mit Jase zusammen?", ich hörte deutlich meinen eigenen Unglauben heraus und wusste, dass Loki es auch auffiel, weil er die Stirn kraus zog.

„Ja. Ein ganzes Jahr. Wusstest du das nicht?", meinte der Sakur und da kamen wir auch schon auf einen Weg.

Wieso, verdammt, finde ich die Wege nicht, wenn sie so nah waren, die anderen aber schon?! Seufzend lief ich hinter Loki den Weg entlang, antwortete aber nicht auf seine Frage.

„Okay. Dann nicht. Was läuft zwischen dir und meinem Bruder?", fuhr der Sakur mit seinen Fragen fort.

„Nichts!", zischte ich und spürte wieder das vertraute Kribbeln.

Aus meinen Fingern schoss ein Feuerball auf Loki zu und meine Augen weiteten sich erschrocken. Ich konnte meine Elemente einfach nicht kontrollieren. Loki reagierte zum Glück aber blitzschnell und fing den Feuerball geschickt.

„Du solltest lernen deine Kräfte gezielt ein zu setzen, Kleine", meinte Loki lachend und ließ den Feuerball irgendwie verschwinden.

„Hör auf, mich Kleine zu nennen!", grummelte ich und lief an ihm vorbei, weiter den Weg entlang.

„Ganz wie du willst, Prinzesschen", meinte Loki spöttisch und ich fuhr sauer herum.

„Verschwinde!", fauchte ich und machte eine fahrige Handbewegung.

Ich staunte nicht schlecht, als Loki plötzlich durch die Gegend flog und gegen einen Baum knallte. Schnell eilte ich zu ihm und kniete mich vor ihm auf den Boden.

„Alles okay? Was war das?", fragte ich und musterte ihn unsicher.

„Ja, aber... du... das kann nicht sein... ", stotterte Loki, was meiner Meinung nach nicht zu ihm passte.

„Was, Loki?!", verlangte ich zu wissen und legte meine Hand auf seine Schulter.

„Ich dachte, deine Elemente wären Feuer und Wasser... ", murmelte er und musterte mich verwirrt, während ich ihn nur verständnislos anstarrte.


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