Kapitel 26

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„Naja, abgesehen davon, dass du mir ständig eine scheuerst", grinste er und beobachtete meine Reaktion neugierig.

Ich dachte nach. Konnte ich ihm das alles glauben? Konnte ich ihm so sehr Vertrauen?

„Okay. Du kannst bleiben, aber wenn du einen Schritt aus dem Haus setzt, bevor das Tor geöffnet wird, rate ich dir, weg zu laufen", sagte ich und ging wieder in mein Zimmer.

Loki folgte mir und meinte „Was, wenn du dich wieder verirrst oder Jase dich wieder... ärgert? Darf ich dich dann suchen?"

Ich musterte ihn unschlüssig. Sollte ich einstimmen? Wäre es nicht viel zu gefährlich? Ich ließ mich auf mein Bett fallen und starrte nachdenklich an die Decke. Außerdem sollte ich Anna sagen, dass wir... Besuch hatten. Ich wollte nicht, dass sie es anders erfährt.

„Na gut, aber lass dich nicht erwischen", wies ich ihn seufzend an und schloss langsam die Augen.

„Bist du müde?", fragte er nach einer Weile Stille, besorgt.

„Mhm... ", machte ich und spürte, wie sich das Bett leicht senkte, als der Sakur sich neben mich legte.

„Dann solltest du auch schlafen. Für eine so neue... Elementari hast du gestern erstaunlich viel Magie gewirkt. Bei der Macht, die du verströmst, müssten sich deine Tattoos in den nächsten Tagen zeigen", murmelte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

Ich wollte ihn schon darauf hinweisen, dass er eigentlich auf dem Boden schlafen sollte, aber da spürte ich eine erstaunliche Wärme. Sie schien aus meinem innersten zu kommen und breitete sich in Sekundenschnelle aus. Nach kürzester Zeit war mein ganzer Körper von dieser kribbelnden Wärme erfüllt.

„Weck mich rechtzeitig", bat ich also nur und schlief diesmal in den Armen des anderen Zwilling ein.

Ziemlich dumm, wenn man bedenkt, was darauf folgte.

Das Kitzeln von Sonnenstrahlen auf meiner Nase weckte mich. Ich schlug die Augen auf und kniff sie wieder zu, weil es so hell war. Sekunden später riss ich sie aber wieder auf, weil ich ein verächtliches Lachen hörte. Ein bekanntes, verächtliches Lachen.

„Jason!", sagte ich leicht entsetzt und sah ihn an.

Er saß mit mir im selben Raum, wie ich in meinem Traum mit Loki. Ich lag auf einem weißen Sofa und Jase saß auf einem ebenfalls weißem Sessel, mir gegenüber.

„Verschwinde, Jase", brummte ich und schloss genervt wieder die Augen, weil er einfach nur weiter lachte.

„Geht nicht. Erstens müsste ich dafür aufwachen und zweitens will ich wissen, was du in den Armen meines Zwilling machst!", fauchte er und ich konnte ihn irgendwie verstehen.

„Das geht dich nicht's an, Lazar", zischte ich zurück und stand jetzt widerwillig auf.

„Ach nein? Er ist gefährlich, Averi! Außerdem wirst du höllischen Ärger kassieren", erklärte der Duneo sauer.

„Lass das mal meine Sorge sein. Ich bin nicht so schwach, wie ich aussehe und das habt ihr beide schon öfters als einmal erlebt", meckerte ich und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.

„Averi! Zwing mich nicht, zu dir zu kommen und Loki persönlich zu Direktorin Zekolow zu schleifen!", fuhr er mich an und ich bekam leicht Panik.

Loki dachte, er wäre bei mir sicher und würde vollkommen von seinem Bruder überrumpelt werden. Ich konnte nicht zulassen, dass ihm etwas passierte. Ich würde mir selbst Vorwürfe deshalb machen.

„Jason, bitte lass das. Er ist dein Bruder, verdammt! Ich weiß, was ich tue. Bitte... ", flehte ich förmlich und seine Augen weiteten sich erstaunt.

„Averi... Mist. Er ist gefährlich!", meinte der Duneo leicht verzweifelt, weil ich tatsächlich meinen Stolz aufgab und bettelte.

„Ich weiß, aber... keine Ahnung. Ich vertraue ihm. Ich weiß, wie leichtsinnig und naiv das ist, aber ich kann nichts gegen mein Bauchgefühl ausrichten. Wenn du ihn verrätst, werde ich ein schlechtes Gewissen haben", seufzte ich und spürte plötzlich etwas.

Es fühlte sich an, als würde ich Element-Magie wirken, aber irgendwie alle zusammen. Ich sah mich um, konnte aber keine Auswirkungen ausmachen. Ich sah wieder zu Jason, dessen Augen plötzlich leer wirkten. Was ist denn jetzt los? Verwirrt wedelte ich Jase vor dem Gesicht herum und sein Blick wurde wieder klar.

„Okay, ich lass Loki in Ruhe. Sei aber bitte vorsichtig", willigte er jetzt ein und ich blinzelte erstaunt.

„Danke!", sagte ich und fiel ihm spontan um den Hals.

Etwas überfordert erwiderte er die Umarmung. Ich wusste, dass das so gar nicht zu meinem normalem Verhalten ihm gegenüber passte. Froh, dass ich ihn überreden konnte ließ ich ihn dann wieder los und grinste breit. Er rollte mit den Augen, aber ich konnte ein leichtes Zucken um seine Mundwinkel ausmachen.

„Ich glaube, ich weck jetzt mal meinen Zwilling. Wir sehen uns dann. Sei vorsichtig", meinte Jason noch und verschwand dann plötzlich.

Auch der weiße Raum verschwamm langsam und dann war wieder alles schwarz um mich herum. Das nächste, was ich mitbekam, war etwas, das meine Nase kitzelte. Ich nieste und war schon wach. Ich sah in Loki's belustigtes Gesicht und fixierte ihn böse.

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