Kapitel 19

6.5K 412 26
                                    

Mh... ", machte ich und ging hinein. Jason rollte mit den Augen und schloss die Tür hinter mir.

„Du kannst auch gerne draußen auf den Sitzkissen schlafen, aber die sind ziemlich unbequem", meinte er und ließ sich dann mit den Sandwiches auf's Bett fallen.

Ich sah ihn wieder nachdenklich an. Wieso war er auf einmal wieder so nett? Hatte ich etwas verpasst?! Jason sah von seinem Essen auf und blickte mir sofort in die Augen. Was für wunderschöne, schokobraune Augen er doch hatte... warte, was?! Was rede ich da nur. Ich hatte eindeutig zu wenig geschlafen.

„Was ist?", wollte der Duneo jetzt wissen und wandte sich zögernd wieder seinen Sandwiches zu.

Ich musterte ihn nochmal, dann sah ich mich kurz im Raum um. Am besten halte ich jetzt einfach meine Klappe. Ich erkannte erst jetzt, dass die Lampen neben dem Bett nicht die einzigen möglichen Lichtquellen waren. Neben dem mit einem Vorhang verdunkeltem Fenster hing eine Fackel.

Ich sah mir das Ding genauer an. Der Stoff, der darum gewickelt war, war leicht zerfetzt und wies schon leichte Brandspuren auf. Ob Jason die oft an machte? Ich stellte mir vor, wie eine kleine Flamme an diesem Stoff züngelte, wie sich diese Wärme anfühlen würde, wie dieses Flämmchen den Raum mit mehr Licht füllen würde.

„Was machst du da?", fragte Jason plötzlich verwirrt und holte mich aus meiner Versunkenheit.

Erschrocken drehte ich mich wieder zu Jason, dessen Augen erschrocken auf etwas hinter mir starrten. Ich wandte mich wieder um und im selben Moment fiel mir das Kribbeln auf, dass meine Fingerspitzen verließ. Ich sah auf die Fackel und dann wieder zu Jason.

„Das bist nicht du, oder?", murmelte ich und bestaunte die kleine Flamme, die auf der Fackel tanzte.

„Ich frag mich ehrlich, wie du das machst! Nichtmal die stärksten Duneo können schon so früh ihre Elemente herauf beschwören", meinte Jason und ich hörte deutlich heraus, wie sehr ihn diese Tatsache verwirrte.

„Es wurden diesen Duneo aber sicher nicht beide Eltern genommen", brummte ich und stellte mir vor, wie die Flamme langsam kleiner wurde und dann aus ging.

Es dauerte zwar mehrere Anläufe, bis die Flamme wirklich aus war, aber schließlich zeugte nur noch eine dünne Rauchfahne und der kleine schwarze Fleck auf dem Stoff der Fackel von der Existenz meiner selbst erzeugten Flamme.

„Okay. Genug beschworen für heute. Komm her und ruh dich aus. Das Bett ist groß genug für uns beide", meinte Jason schließlich mit leicht rauer Stimme und rutschte auf die andere Seite des Bettes, damit ich mich ebenfalls hinlegen konnte.

Ich zögerte kurz, dann legte ich mich hin und schloss die Augen. Es war echt anstrengend diese kleine Flamme herauf zu beschwören. Ob das bei den anderen Elementen auch so war? Bestimmt. Ich war mal wieder so sehr in Gedanken versunken, dass ich mich fast zu Tode erschreckt hätte, als plötzlich jemand eine Strähne aus meinem Gesicht strich. Geschockt riss ich die Augen auf.

Sofort traf ich auf diese wundervoll dunklen Augen und verlor mich in ihrer Unendlichkeit. Als mir jedoch bewusst wurde, wessen faszinierenden Augen das waren, in die ich da sah, schaue ich verlegen weg.

„Ich dachte, du schläfst... ", murmelte Jason und es schien ihm ebenfalls peinlich zu sein, dass er mir die Strähne aus dem Gesicht gestrichen hatte.

„Ah ja", sagte ich und versteckte meine Schüchternheit hinter einer kalten Maske.

Ich wandte mich wieder von dem Duneo ab und wäre am liebsten im Boden versunken. Ich hatte Jason Lazar tatsächlich in die Augen gestarrt und nur gedacht, wie toll sie doch waren. Wenn einer der Lazar-Zwillinge diese Anerkennung verdient hatte, dann doch sicher Loki. Wenn er doch nicht einer von den bösen wäre...

Unbemerkt wanderten meine Gedanken zu dem frechen, aber freundlichen Sakru mit den leuchtenden, blauen Augen. Hatte er wirklich Elementari getötet, um stärker zu werden? Wenn ja, wie schaffte er es, mit dem Blut an seinen Händen klar zu kommen?! Hätte er sogar seinen Bruder getötet, wenn ich nicht gekommen wäre?

Ich erschauderte leicht bei dem Gedanken und dachte wieder daran, wie blass Jason nach dem Kampf war. Ich wusste zwar, dass mein Eis da einen starken Einfluss darauf hatte, aber es war auch Loki's Stärke, die ihn so sehr erschöpft hatte. Loki's gestohlene Stärke. Ich merkte langsam, wie wichtig es war, dass ich mich zu verteidigen lernte. Es gab immer mehr Gefahren, denen ich ausgesetzt war.

„Jason?", fragte ich da ganz leise, weil ich wusste, dass er wirklich eine gute Wahl als mein Mentor wäre.

„Ja?", sagte er ebenso leise, fast nicht hörbar.

„Meintest du das ernst, als du vorhin gesagt hast, dass du Gabriella bitten willst, mein Mentor zu werden?", wollte ich wissen und drehte mich wieder zu ihm um.

Er musterte mich und ich konnte fast sehen, wie sich die Rädchen in seinem Gehirn drehten. Er dachte wirklich darüber nach. Das war schon mal ein gutes Zeichen.

„Wieso?", fragte er und ich spürte die Röte in mein Gesicht schießen, obwohl mir das gar nicht peinlich sein musste.

„Weil ich glaube, dass das gar keine so schlechte Idee ist", erklärte ich und wandte mich wieder ab.

„Ich werde mit der Direktorin reden", murmelte der Duneo noch, dann hörte ich, wie seine Atemzüge ruhiger wurden und wusste, dass er jetzt eingeschlafen war.


ErwecktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt