Kapitel 16

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Derek senkte ebenfalls den Blick wieder auf die Pflanze und lächelte leicht. Dieses kleine Büschchen schien ihm wirklich wichtig zu sein. Er sah wieder auf und fing dann an zu erklären.

„Das ist ein Gojibeeren-Busch. Für die Menschen ist er nicht besonders wichtig, aber bei uns Elementari ist er fast heilig. Die Beeren werden für viele unserer Rituale oder Zauber gebraucht, um die nötige Energie lösen zu können und den Zauber zu besiegeln", fing er an und wartete auf eine Reaktion von mir.

„Heißt das, dass man diese Beeren braucht, wenn man... ähm... keine Ahnung was auch immer machen will?", fragte ich und kam mir total doof vor.

„Das heißt, dass man das braucht, um zum Beispiel Schutzschilder zu machen. Um unsere Schule geht einer, der aber anscheinend beschädigt war. Loki hätte normalerweise nicht herein gekonnt", erklärte Derek grinsend und ich sah mir die roten Beeren der Pflanze genauer an.

„Und was willst du mir damit zeigen?", fragte ich weiter und sah wieder in die glühenden Augen meines Freundes.

„Ich zeig dir, wie man mit Erd-Element-Magie eine Pflanze wachsen lassen kann", erklärte er und hielt mir seine Hände hin, die ich zögernd ergriff.

„Ich werde jetzt meine Kraft in den Busch leiten und dadurch, dass du meine Hände hältst, wird es sich so anfühlen, als würdest du das tun. Lass dich davon aber nicht mit reißen. Ich will ja nicht, dass du meine Beeren verbrennst oder einfrierst", grinste der Erd-Elementari und schloss seine Augen konzentriert.

Ich tat es ihm gleich und spürte sofort, was er spürte. Die unter meiner Haut brodelnde Macht floss durch die Tattoos, meine Arme entlang und schien dann auf den kleinen Gojibeeren-Busch zu tropfen. Dieser reckte sie mir entgegen und als ich seine samtig weichen Blätter an meiner Haut spürte, unterbrach ich den Strom. Schnell öffnete ich die Augen wieder und sah Derek fasziniert an.

„Du hast es gespürt, richtig?", wollte er aufgeregt wissen und ich nickte.

„Jetzt schau ihn dir an", drängte er und seine Augen hörte langsam auf zu glühen.

Immer noch berauscht von der Macht, die ich gerade gespürt hatte, sah ich hinunter auf die zarte Pflanze. Es waren einige frische Blätter und Zweige hinzu gekommen und auch neue Beeren waren schon zu erkennen. Vorsichtig strich ich über ein Blatt und langsam kam ich wieder aus dem kleinen Rausch.

„Ist das immer so, wenn man seine Element-Magie einsetzt?", fragte ich verwundert und sah wieder zu Derek.

„Nein, nur wenn man eine so intensive Bindung zu seinem Element hat und so mächtig ist, wie ich", erklärte der Erd-Elementari und strich ebenfalls vorsichtig über die Pflanze.

„Okay. Wie lange haben wir noch Zeit, bis zum Abendessen?", fragte ich nach kurzem Zögern und sah wieder in Derek's normale Augen.

„Knapp zweieinhalb Stunden. Wenn du willst, kannst du noch bleiben. Louis und Jason wird es sicher nicht stören. Die freuen sich immer über weiblichen Besuch", meinte Derek grinsend und ich konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen.

„Das hab ich gehört, Tanaka!", hörte ich eine fremde Jungenstimme aus dem Gang rufen.

Neugierig stand ich auf und ging zur Tür. Ich öffnete sie und sah einen Jungen mit Himmelblauen Augen und blonden Haaren.

„Dann bist du wohl Louis", riet ich grinsend und sah zu, wie sein Blick über meinen Körper wanderte.

„Genau der bin ich. Du bist Averi Cruz. Die, die Jason an seine Grenzen bringt", meinte der Typ breit grinsend und war mir sofort sympathisch.

„Tu ich das?", fragte ich ebenfalls grinsend und da wurde die gegenüberliegende Tür geöffnet.

„Nein, aber es wäre wirklich toll, wenn du jetzt endlich gehen könntest. Ich will meine Ruhe und du bist da nicht gerade hilfreich", erklärte Jason und sah mich finster an.

„Ein Glück, dass ich gerade gehen wollte. Dein Bruder ist mir eindeutig lieber, als du", murrte ich und ging aus Derek's Zimmer in den Gang.

„Ach komm schon. Nur weil Jason ein Arsch ist, brauchst du doch nicht zu gehen", rief Louis und ich drehte mich nochmal um.

„Vielleicht komm ich später nochmal", grinste ich ihn an und ging dann raus in den Wald, in dem ich mich kein Stückchen aus kannte.

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