Chapter 1

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Irgendetwas viel auf mich rauf. Etwas schweres, etwa so großes wie ich selber. Es konnte sich bewegen. Ich schlug die Augen auf. Das Etwas ächzte und rollte von mir runter, bis es mit einem Rumms auf dem Boden landete. Ich befand mich in einem Hochbett. Das Etwas musste wohl von dem Bett über mir runtergefallen sein. Vorsichtig lugte ich nach dem Etwas, das sich als Antonio raustellte. Er schlief schon wieder. Mein Kopf dröhnte. Kater-Incoming. Jetzt viel mir alles wieder ein. Ich war bei Jacob auf der Hausi gewesen, also befand ich mich jetzt sehr wahrscheinlich bei ihm zuhause. Wie viel Uhr war es eigentlich? Ich suchte den Raum nach einer Uhr ab und fand irgendein Handy. 09.32 Uhr.

Oh mein Gott.

Heute fing dieses Camp an. Scheiße. Ich würde so zu spät kommen. Und das am ersten Tag. Schnell stand ich auf und machte mich auf die Suche nach meinem Handy, was aber nirgends zu finden war. Scheiße. Ich schlug mir gegen den Kopf. Ich musste aufhören, nur zu fluchen. Jacobs Haus sah aus wie ein Hühnerstall nach einer Schlacht um Brot. Überall lagen Pappbecher und leere Alc Flaschen. In jeder Ecke lag jemand und pennte. Niemand war wach außer ich. Leise, um die anderen nicht zu wecken schlich ich durchs Haus. Mein Handy konnte ich auch später noch holen. Ich schrieb Jessy einen Zettel und legte ihn in ihren Schoß, dann verließ ich das Haus.

Zum Glück wohnte ich nicht weit weg. Doch mit Highheels zu laufen war keine gute Idee. Also zog ich sie aus und joggte zu meinem Haus, wo ich meinen Koffer holte. Völlig außer Atem rannte ich zur Bushaltestelle, um den Bus zum Camp Nou zu kriegen.

Zwanzig Minuten später stand ich dort, vor dem Eingang des Camp Nous. Ungeschminkt und in einem Minikleid. Zu einem Fußballcamp. Passend? Eher nicht. Ich zeigte den Typen am Eingang mein Anmeldeformular. Er ließ mich durch, schüttelte aber den Kopf zu meinem Look.

Drinnen war kein einziger Mensch. Wahrscheinlich haben die sich alle irgendwo versammelt. Wie sollte ich mich hier bitte zurecht finden?? Nicht mal ein Handy hatte ich. Zuerst suchte ich das Bad. als ich es gefunden hatte, zog ich mir bequeme Klamotten an und machte meine Haare und Makeup neu. Dann schlenderte ich ein bisschen durch die Gänge des riesigen Stadions. Ich hatte eh kein Bock auf dieses Camp. Warum sollte ich dann überhaupt zu dieser Versammlung gehen? Seufzend setzte ich mich auf eine Bank irgendwo draußen neben einer Garage und starrte in die Luft. Was mache ich hier eigentlich? Ich bin nicht mal fußballinteressiert und muss sieben Tage lang nichts anderes tun... Gelangweilt steckte ich mir ein Kaugummi in den Mund und schloss die Augen, weil die Sonne in mein Gesicht strahlte. Schon nickte ich ein.

Ich wachte auf, als die Sonne plötzlich weg war. War sie schon untergegangen? Es war doch erst Vormittag... Verwirrte schlug ich die Augen auf und blickte auf zwei ausgelatschte weiße Airforce. Mein Blick wanderte hoch an einem kompletten FC Barcelona Trainingsanzug, bis ich zu dem Gesicht des Typens kam. Was wollte der Dude denn hier? Wollte er mir vielleicht mein Handy geben?

"Hast du mein Handy?", fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an. Der Typ starrte mich entgeistert an. Als wäre ich ein Alien oder so. Aber das war ja nur eine normale Frage von mir gewesen, warum guckte er so komisch?
"Äh", brachte er raus. Krass, er konnte reden. "Wieso sollte ich dein Handy bitte haben?", fragte er.

"Keine Ahnung man. Meins ist noch bei Jacob und ich bin hier ohne hingefahren weil ich verpennt habe und ich musste noch meinen Koffer holen und dann zum Bus rennen und dann hab ich mich auch noch in diesem riesen Stadion verlaufen und dann...", plapperte ich drauf los bis er mich unterbrach.

"Chill mal." Er lachte auf. "Also ich hab dein Handy nicht. Ich hab nur meins"

Schön für ihn. Jetzt war ich die, de komisch guckte. "Toll. Weißt du, das bringt mir jetzt echt sehr viel. Kannst du mir bitte sagen, wie ich hier wegkomme? Ich hab eh kein Bock auf Fußball"

"Warum bist du denn dann hier?"

"Weil meine Stiefmutter das wollte. Und weißt du was:"

"Was"

"Sie hat es mir gestern erst gesagt! Gestern! Ich hatte vielleicht zwei Stunde zum Packen!" Ich stand auf und stemmte die Hände in die Luft. "Und dann musste ich auch noch zu Jacobs Hausi, wo ich dann mein Handy vergessen habe"

Der Typ sah mich verstört an. "Redest du immer so viel?"

Autsch, das saß. Mir wurde früher immer gesagt, ich sollte weniger labern. Deshalb war ich dann für fast zwei Jahre still und habe mich nicht getraut, so zu reden, wie ich wollte. Mittlerweile war ich zum Glück einfach ich selbst und redete so viel wie ich wollte. Aber wenn jemand mich darauf ansprach, reagierte ich sensibel darauf.

Ich wand den Blick ab. "Sorry"

Pablo Gavi ~ ¿Qué deseas?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt