Chapter 23

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Er drehte sich wieder um. "Weiß nicht. Aber ich weiß, dass ihr was miteinander habt und das finde ich total komisch. Ich sag mal so, das darf Marco nicht erfahren! Der wird ihm die Hölle heiß machen, dafür dass er was mit einer Schülerin hat."
"Ich bin nur ein Jahr jünger als er. Und man kann manche Dinge nicht verhindern. Kannst du es bitte, bitte niemandem sagen. Du würdest damit ja auch ihm schaden. Und ihr seid doch befreundet.", flehte ich ihn an.
"Nein ich sag's keinem. Aber ihr müsst echt aufpassen, dass euch jetzt keiner erwischt. In drei Tagen ist das Camp vorbei und dann könnt ihr machen was ihr wollt"
„Ja klar. Ich weiß aber auch gar nicht, was das mit und ist. Ich meine, wir kennen uns ja erst seit ein paar Tagen, aber dadurch dass wir uns jede Minute eigentlich sehen lernt man sich ja viel schneller kennen. Ich weiß das klingt komisch aber wir sind uns so nahe, als wenn wir uns schon länger kennen!"

"Maddy du musst dich doch nicht vor mir verteidigen, warum du auf ihn crushst. Ich verstehe dich ja."

Ich atmete erleichtert aus. "Okayy."

Im Zelt zog ich mir meine Sportklamotten an und wartete, bis Gavi zurück kam. Währenddessen räumte ich unser Zelt wieder etwas auf. Nur diesmal war ich diejenige, die das Chaos veranstaltet hatte. Wahrscheinlich spiegelte es das Chaos in meinem Kopf wieder. Ich beschloss, die nächsten Tage mit Pablo zu genießen. 

Heute stand wieder ein Training an. Am Nachmittag würden wir Testspiele gegen die anderen Gruppen spielen, wo die Trainer von La Masia zuschauen würden, und sich insgesamt 10 Jungs und 10 Mädchen raussuchten. Denjenigen wäre ein Platz bei La Masia zugesichert. Ich hatte gar nicht erst vor darein zu kommen, also machte ich mir keinen Stress deswegen. 

"Holaaa!", rief Pablo und kam durch den Reisverschluss ins Zelt. "Ich hab gute Nachrichten. Du wirst dich freuen."

"Hau raus." Ich sah ihn gespannt an während er mir eine kleine Schüssel mit Rührei und Apfel in Stückchen geschnitten gab. "Dankeee."

"Also, Marco kam eben zu mir und er meinte, dass alle Trainer jetzt in den renovierten Teil des Camps können, wo die Gästeräume sind! Das heißt, wir können endlich in einem normalen Bett schlafen und nicht auf diesen Stahlbrettern hier. Und wir haben ein eigenes Bad." 

"Du kannst in einem normalen Bett schlafen und dein eigenes Bad haben. Ich glaube nicht, dass es schlau ist, dass ich mit dir in dem Gästezimmer wohne. Das ist doch voll verdächtig. Marco wird das doch sofort checken."

"Ob wir uns dieses Zelt teilen oder ein Zimmer ist doch eigentlich das gleiche, oder? Und ich werde schon dafür sorgen, dass es keiner mitbekommt. Vertrau mir."

"Na gut. Zu einem eigenen Bad kann ich nicht nein sagen." Ich lachte und dachte an die Gemeinschaftsbäder hier im Camp, über die sich alle beschwert hatten. "Hat schon einen Vorteil mit dir im Zelt gelandet zu sein." Ich kicherte als er die Augen verdrehte und mich in seine Arme zog. "Bist du bereit für Training?" "Ich könnte nicht bereiter sein." Wir lachten und er wiegte mich in seinen Armen. Mein Herz machte einen Sprung.

Das Training war diesmal nicht so anstrengend und auch eigentlich ziemlich lustig, weil Antonio die ganze Zeit irgendwelche Flachwitze rief und sich keiner aufs Training konzentrieren konnte. Alle waren nervös wegen der Auswahl später. Natürlich wollte jeder von einem Trainer ausgesucht werden. 

Nach dem Training packten Pablo und ich unsere Sachen und zogen in eins der Gästezimmer. Ich verschwand kurz ins Bad und zog mich um.

Ich ließ mich erschöpft auf das Bett fallen und schloss die Augen. Pablo ließ sich neben mir aufs Bett fallen und legte einen Arm um mich. "Endlich.", seufzte ich und grub mein Kopf in seine Halsbeuge. Er lachte und das Geräusch drang durch meinen Körper mit einem Kribbeln. "Neben uns wohnen Fermin und Joao. Die sind aber total entspannt drauf. Du kannst um drei Uhr nachts hier das Zimmer umräumen und das stört die nicht. Wahrscheinlich schlafen die sogar gar nicht hier, sondern fahren nach Hause. Aber das hab ich dir jetzt nicht erzählt."

Ich kicherte. "Ach so ist das! Das werde ich jetzt erstmal Marco sagen." 

Er nahm ein Kissen und drückte es mir auf mein Gesicht, nahm es aber sofort wieder weg. "Eyy willst du, dass ich ersticke?" Lachend warf ich ihm das Kissen zu, was er als Angriff verstand. "Du willst dich mit mir anlegen?", fragte er grinsend und stand auf. Zum Glück war die Decke hoch, sonst hätte er sich den Kopf gestoßen. Ich stand auch aufs Bett und hüpfte auf und ab. "Versuch doch, mich zu treffen." 

Wir veranstalteten eine große Kissenschlacht, wo wir am Ende lachend auf dem Bett lagen. Die Kissen lagen überall im Zimmer verteilt und die Stehlampe lag auf dem Boden. "Du hast mich voll auf den Boden geworfen.", beschwerte ich mich bei ihm und legte meine Hand an seinen Nacken. "Dafür hast du die Lampe umgeworfen!" 

"Die ist ja aber nicht so wichtig!" Lachend schob ich ihn von mir weg und wollte aufstehen, doch er packte mich an der Hüfte und zog mich auf seinen Schoß. Ich versuchte seine Hände wegzudrücken, doch er war zu stark. "Wir müssen bald los.", maulte ich. "Wir haben noch zehn Minuten." sagte er und legte seine Hand an meine Wange. Ich schmunzelte und legte meinen Kopf auf seine Brust. Ich lauschte dem Klang seiner Stimme als er mir über seine Kindheitsjahre bei La Masia erzählte. Mir wurde bewusst, wie sehr er Barca liebte und es für ihn eins der wichtigsten Dinge im Leben war. Ich liebte seine Leidenschaft für den Sport und den Club. Und tief in mir wünschte ich mir, dass ich auch wieder für etwas brennen kann. 

Nachdem meine Mum uns verlassen hat, ging für Dad alles bergab. Eines Morgens war sie einfach weg. Mit all ihren Sachen. Ich war gerade 5 Jahre alt geworden. Mir blieben nur die Erinnerungen an sie. Und Dad stürzte in ein Loch und war ein schlechter Vater. Doch er war der einzige der mir blieb. Wir wusste bis heute nicht, wo sie war und ob sie jetzt glücklicher ohne uns ist. Doch in meiner Erinnerung war sie immer glücklich mit uns. Für viele Jahre war ich sehr wütend auf sie, dass sie uns verlassen hat, aber jetzt hatte ich es aufgegeben und hoffte nur, dass es ihr gut ging.

Ich erzählte Pablo vieles über meine Kindheit, wie vom Ballett, von meinen Freunden und was für ein beschissener Vater mein Dad doch war. "Er hat mich oft für eine ganze Woche oder mehr alleine gelassen. Auch als ich noch viel kleiner war. Ich musste dann sehen, wie ich zurecht kam. Zum Glück, gab es immer genügend zu Essen in unserem Haus, weshalb ich gut zurecht kam. Aber richtig gekümmert hat er sich nie." Wenn ich daran dachte, wie einsam ich als Kind war und niemanden hatte, kamen mir immer wieder die Tränen hoch. Ich dachte, ich wäre darüber hinweg, aber es Pablo zu erzählen, löste etwas in mir auf. Er flüsterte mir tröstende Worte ins Ohr, während ich in sein T-shirt heulte. In dem Moment war ich so unglaublich dankbar, dass er für mich da war und mir zuhörte.

Pablo Gavi ~ ¿Qué deseas?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt