Chapter 18

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Pünktlich wie immer kam Pablo zu uns und ließ uns 12 Runden einlaufen. Das hat er auf jeden Fall mit Absicht mir angetan, weil er wusste, dass ich nicht so viel laufen konnte. Und das obwohl mein Fuß immer noch ein bisschen wehtat von gestern. Es war zum Glück nichts gerissen oder verstaucht, wie Marco mich gestern diagnostizierte.
Ich starrte Pablo wütend an und er wand den Blick ab. Pedri kam neben ihn und die beiden starteten eine Konversation über das Spiel heute um 18 Uhr. Ich ergab mich meinem Schicksal und fing an zu laufen. 12 Runden?? War er crazy? Für die Jungs war das kein Problem, aber ich war blutige Anfängerin. Ich sah schon vor mir, wie ich umkippen würde.
Meine Vermutung war richtig. Nach Runde 8 war ich tot. Meine Beine schmerzten höllisch und ich rang förmlich nach Luft. Ich konnte keine 4 Runden weiterlaufen. Mein Körper sträubte sich dagegen. Meine Sicht wurde mittlerweile verschwommen und ich musste mich zwingen weiterzulaufen. Eine Person kam neben mich gelaufen. „Hey Maddy alles okay? Du schwankst.", sagte die Person, Antonio. Ich schnappte nach Luft blieb stehen. Mir war so schwindelig, dass ich stehen bleiben musste. Ich klammerte mich an Antonios Arm und hörte nur noch Pablos „WEITERLAUFEN DAHINTEN!!"
Dann wurde meine Sicht schwarz.

Ich wachte auf und blickte in 10 Augenpaare, die von oben auf mich herabschauten. Ich blinzelte gegen die heiße Sonne, die mir ins Gesicht schien. Ich lag auf dem Tartanboden und hörte nur meinen eigenen Herzschlag. Kleine Fetzen wie: „Muss sie wiederbelebt werden?", „Nein du Idiot, sie ist nur in Ohnmacht gefallen" und „Die Arme, das war echt zu viel für sie" drangen in mein Ohr und ich stöhnte auf. Mein Mund fühlte sich trocken an und ich konnte noch nicht ganz. realisieren, was geschehen war. „GAVI!" schrie einer über den Platz und da nahm ich auch schon seinen Lavendelgeruch war. Ein starker Arm schob sich unter meinen Rücken und hob meinen Oberkörper an. Langsam gewöhnten meine Augen sich an das Licht.
Wie lange war ich schon bewusstlos?
Da fiel mir auch die Auseinandersetzung mit Pablo ein und ich versuchte, seinen Arm von mir zu schieben. „Es ist okay" krächzte ich und stand auf. Wie peinlich, dass ich einfach umgefallen bin. Vor der ganzen Gruppe und Pablo! „Wann geht's weiter?"
Pablo sah mich belustigt an. „Du bist gerade bewusstlos gewesen Maddy. Los, Antonio bring sie auf die Bank und hol ihr was Kaltes zu trinken.", befahl er und schickte uns weg. Meine Beine zitterten immer noch ein bisschen, aber ich konnte gehen. Trotzdem war ich froh, als ich sitzen konnte. „Danke Antonio" Ich nahm erleichtert das eisgekühlte Wasser entgegen und kippte es in meinen Mund. „Nicht dafür. Ruh dich echt erstmal aus. Das war echt nicht cool von Gavi, dich so lange laufen zu lassen. Ich meine, wir trainieren seit Jahren! Und du bist erst seit drei Tagen bei uns. Da wäre ich auch umgefallen." Er schüttelte grimmig den Kopf und fuhr sich durch die dunklen Locken. Ich nickte. „Ich bin ja jetzt nicht unsportlich. Ich hab zehn Jahre Ballett gemacht! Aber ich kann doch keine 12 Runden laufen." Ich lachte auf. „Egal schwamm drüber. Es ist ja nicht so dramatisch!"
Antonio ging nach 10 Minuten wieder zu den anderen, die Torschüsse übten und ich schaute ihnen zu. Bei allen sah es so einfach aus. Ich verstand echt nicht, warum die Gruppen nicht nach Leistung aufgeteilt waren. Das würde viel mehr Sinn ergeben
Ich war richtig sauer auf Pablo. Das war alles seine Schuld. Wieso tat er mir das an? Das war so eine Bescheuerte Aktion von ihm. Ich dachte das vorhin in der Umkleide war schon schlimm genug, doch jetzt das mit dem Laufen. Heute Abend bekommt er aber sowas von was zu hören. Was denkt er, dass er sich alles erlauben kann, nur weil er berühmter Fußballspieler war? Naja, so berühmt war er ja auch wieder nicht. Ich kannte ihn vor dem Camp ja auch nicht. 

In diesem Moment vermisste ich mein Zuhause sehr. Ohne mein Handy hatte ich einfach gar keinen Kontakt zu meinen Freunden. Es war echt unverantwortlich von mir, es bei Jacob zu verlieren. Meine Stiefmutter würde ausrasten. Ich musste die nächsten vier Tage ohne sie echt genießen! 

Die nächsten 1,5 Stunden schaute ich den Jungs beim trainieren zu und Pablo, der oft wütend in die Pfeife pfiff und die Jungs anmeckerte. Heute war er wohl echt schlecht drauf. Aber das rechtfertigt gar nichts.

Heute saß ich ausnahmsweise mal bei meiner Gruppe beim Mittagsessen, denn mittlerweile hatte ich mich ganz gut dort eingefügt. Ich glaube, die haben es akzeptiert, dass ich kein Supertalent bin und deshalb bin ich auch keine Konkurrenz. 

Bei dem Gedanken an Essen kam mir der Magen hoch, doch ich zwang mich, wenigstens eine kleine Schüssel Gurken mit Salz zu essen. Wenn ich die nächsten vier Tage das durchzog, würde ich vielleicht endlich ein paar Kilos abnehmen und meine Stiefmutter Jenny würde aufhören, mir jeden Tag zu sagen, dass ich weniger essen sollte. Seit drei Jahren musste ich mir das anhören, und mittlerweile glaubte ich daran. Es kann ja nicht so schwer sein, ein bisschen abzunehmen.

Die Mannschaft vom FC Barcelona aß heute auch ausnahmsweise in einem separaten Raum. Ich war froh, so nicht Pablo sehen zu müssen, denn dann hätte ich mich wirklich übergeben. Ich war immer noch stinksauer auf ihn. 

Ich unterhielt mich mit dem Team über das Fußballspiel heute Abend fand heraus, dass wir nach dem Essen den ganzen Tag frei hatten. Vielleicht könnte ich ja Marco fragen, ob ich heute das Camp Nou verlassen konnte. Ich könnte ja sagen, dass ich meine Tabletten für meine Schwindelanfälle zuhause vergessen hätte, und ich sie unbedingt benötigte.

Marco kaufte es mir sogar ab, also stand ich 20 Minuten später vor dem großen Eingang des Stadions und warte auf den Bus, der mich von hier weg bringen würde. Es war komisch, alleine draußen zu sein. Fast fühlte es sich illegal an. Ich fragte mich, was Pablo wohl gerade machte.

Der Bus kam und ich fuhr zu Jacobs Haus, auf der Suche nach meinem Handy.

"Hey Maddy! Was machst du denn hier?", rief er und umarmte mich kurz. "Bist du nicht in dem Barca Camp?" Ich nickte lächelnd. "Jap und es ist schrecklich! Es sind ein paar normale Leute da, aber ich und Fußball?" 

Jacob lachte auf und führte mich in sein Haus. "Die wollten heute, dass ich 12 Runden laufe." Ich zeigte ihm einen Vogel. "Rate wer bewusstlos geworden ist."

Ihm klappte die Kinnlade runter. "Was!" Ich erzählte ihm noch mehr und fing dann an, mein Handy zu suchen. Jacob hatte ein paar Freunde im Garten, die Tischtennis spielten und Bier tranken. Am liebsten würde ich mich zu ihnen gesellen für ein bisschen Abwechslung, aber mein Handy war wichtiger. Ich fand es sogar unter der Matratze von dem Hochbett, wodrin ich geschlafen hatte. Es fühlte sich viel länger an, als nur vor drei Tagen.  

Pablo Gavi ~ ¿Qué deseas?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt