Can I love you?

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"Komm schon Mira, das wird doch toll. Du lernst dort vielleicht einen Freund kennen, der dich mag." versuchte meine Freundin Jaqueline eines Abends mich auf eine Party zu überreden. "Nein. Ich will nicht. Alle gucken mich an weil ich taub bin. Und wie blöd rumgebärde." jammerte ich auf Gebärdensprache. "Stimmt doch gar nicht," wendet sie ein "du hast doch eh nichts an den Ohren wie die anderen. Du kannst doch die Musik spüren."
"Ja das schon, aber wir unterhalten uns wie die Irren." meinte ich.
"Ach Mira..." seufzte Jaqueline resigniert.
Später hatten wir uns doch geeinigt. Ich saß auf einem Stuhl und wurde von ihr geschminkt.
Als wir beide fertig waren, fuhren wir zur Party.
Ich wollte zuerst nicht tanzen, doch ehe ich mich versah, nahm mich ein Junge an der Hand und wir tanzten los. Zum Glück spüre ich die laute Musik.
Er wird doch sofort rausfinden, dass ich gehörlos bin.
Ich kann ihm doch nicht sagen dass ich nichts höre. Wenig später sagte er etwas. Das Licht war etwas zu dunkel, als dass ich seine Lippen erkennen würde. "Sorry. Kannst du es wiederholen?" fragte ich. Vielleicht wirkte meine Stimme sehr laut und undeutlich. Ich kann es ja selber nicht einschätzen."Warum sagst du nichts?" fragte der Junge. Merkt er meine Verklemmung?
"Sie hört nichts." kam es im Hintergrund laut von Jaqueline, während sie auf uns zu ging. "Was? Dieses Mädchen hört nicht? Die ist sicher nur schüchtern. Das glaube ich nicht." rief er ungläubig aus. "Doch das ist so. Wie heißt du eigentlich?" fragte meine Freundin den Jungen. "Mein Name ist Josh." stellte er sich vor. Sie übersetzte seinen Namen über das Fingeralphabet. "J-o-s-h." versuchte ich zu lesen. "Das ist sein Name." erklärte sie mir. "Okay. Ich bin Mira." stellte ich mich auch vor. Jaqueline übersetzte mir alles, was er sagte. "Na dann. Vielleicht treffen wir uns irgendwann mal." verabschiedete ich mich nach einer Weile von ihm. "Okay. Wiedersehen, ich hoffe dass wir uns sehen." murmelte er und gab mir seine Handynummer.

Zuhause angekommen weinte ich vor Scham in meinem Bett. "Hey, was los?" erkundigte sich meine Freundin
"Ich werde doch nie einen Freund finden." jaulte ich. "Mira. Wie oft habe ichs dir erklärt. Du wirst sicher einen Freund finden. Verlier deinen Glauben an dich nicht!" munterte sie mich sanft auf.

"Sollen wir Josh anrufen?
Ich krieg das schlechte Gefühl bei ihm nicht los." gebärdete ich über Skype mit Jaqueline. "Okay, ich komme." dann legte sie auf.

"Hallo Josh. Hier spricht Jaqueline. Treffen wir uns um drei im Park? Mira möchte sich entschuldigen." sagte meine Freundin im schnellem Tonfall. Josh sagte kurz darauf zu und wir trafen uns, wie besprochen, im Park.

Ich erzählte auf Gebärdensprache, meine Freundin übersetzte in normaler Sprache mit, was ich ihm sagen möchte:

"Ich möchte mich bei dir entschuldigen, dass ich so schnell schon weg war. Zuerst musst du wissen, dass ich taub bin. Frag mich jetzt bitte nicht, warum." Ich brach in Tränen aus, dann sprach ich weiter "Deswegen verstehen mich die Hörenden nicht. Ich hoffe du verstehst mich nicht falsch..."
Dann kam Josh näher und legte mir seine Hand auf meine Schulter. Ich schaute zu ihm auf. "Mira, ich nehme deine Entschuldigung an. Ich kanns einfach nicht glauben dass du taub bist." sagte er und schlug dann entsetzt die Hand über seinen Kopf zusammen. Geschockt schaute ich ihn an. "Es tut mir leid." flüsterte ich ganz leise.

"Willst du mein Mädchen sein?" fragte Josh nach einigen Tagen, als er bei mir zu Hause im Zimmer saß. Er hatte es inzwischen verarbeitet.
Meine Augen wanderten zu ihm. Mein Bauch kribbelte.
"Aber ja!" gab ich zur Antwort.

Und kurze Zeit später lag ich in seinen Armen und küsste ihn.

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