Wette

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Oh, je. Mein Kopf dröhnt. Der Abend gestern war einfach nicht meiner. Erst lief ja noch alles gut solange Jamie in meiner Nähe war. Aber dann....ich hätte einfach auf die letzten Whiskey verzichten sollen.

Unter der Dusche kommt die Wut auf meine Mutter wieder hoch. Sie sollte sich in nächster Zeit lieber nicht bei mir blicken lassen. Man bin ich froh, dass ich nach New York fliege und ihr da hoffentlich nicht begegne. Was erlaubt sie sich eigentlich?

Und dann ist da die Angst. Die Angst vor der Begegnung mit Jessica. Dabei hab ich mir ja nichts vorzuwerfen. Oder doch. Sicherlich wird sie die Sache mit Claire schon mitbekommen haben. Mist aber auch. Nicht gerade der Eindruck von mir, den ich ihr gerne vermitteln möchte.

Mit ziemlichen Grummeln im Bauch und Herzklopfen, dass ich eigentlich bei mir gar nicht kenne, stehe ich am Samstag Vormittag vor dem Neubau in dem Jess Wohnung ist. Sie wohnt ganz nett, hier am Rand von München. Nachdem Jamie mich am S-Bahnhof raus geschmissen hat, bin ich mit der Bahn hier heraus gefahren. Zum Flughafen ist es noch ein paar Stationen, aber die Gegend liegt wirklich sehr gut angebunden. Hier stehen überall neue 6stöckige Gebäude im Bauhausstil. Das oberste Stockwerk hat einen Balkon rundherum. Scheinen mir schöne Wohnungen zu sein.

Ich drücke auf die Klingel mit ihrem Namen und es vergeht eine kleine Sekunde bis der Türöffner betätigt wird. Mit dem Aufzug fahre ich in den 6. Stock. Ganz nach oben. Wie bei mir in New York. Nur das es dort 20 Stockwerke sind.

Jess steht schon an der Türe, als ich aus dem Aufzug aussteige. Kurz lasse ich meinen Blick schweifen. Sie trägt eine schwarze Leggins und eine ziemlich bunte Tunika. Aber auch darin sieht sie einfach super aus. Ihre Haare sind hochgesteckt und sie ist kaum geschminkt. Ich lächle sie an und bekomme ein wunderschönes Lächeln zurück. Jetzt mit Chucks an den Füßen sieht sie viel zierlicher aus, wie bei unserem Abendessen. Ihr Lächeln erleichtert mich. Es geht ihr wohl schon besser und ich darf wohl hoffen, dass sie mir nicht böse ist.

„Schön, dass Du da bist, De." So nennt nur sie mich. Und, um ehrlich zu sein: Ich will es auch von niemand anderem hören.

„Danke, dass Du mir überhaupt noch auf machst." gebe ich meine Befürchtung preis und schaue dabei auf den Boden. Ich hab ein schlechtes Gewissen, obwohl ich das nicht haben müsste. Schließlich habe ich den Mist nicht verzapft.

„Lass uns später darüber reden." würgt sie mich direkt ab und bittet mich in ihre Wohnung.

„Wie Du es willst." sage ich leise. Ein bisschen komme ich mir vor wie als Kind, wenn ich vor Maggie stand und irgendeine Missetat beichten musste.

„Ich zeig Dir erstmal Dein Zimmer." Sie geht vor und öffnet eine Türe an der rechten Seite des Flurs. Dahinter verbirgt sich ein typisches Gästezimmer. Zweckmäßig eingerichtet. Das Bett ist 1,40 breit und zieht gemütlich aus.

„Das Bad müssen wir uns teilen. Ich hoffe, Du hast kein Problem damit." Wieder lächelt sie und beruhigt mich damit ungemein.

„Es wäre nicht das erste Mal, dass ich Dich nackt sehe und wenn ich an unser gemeinsames Projekt denke, dann wird es wohl auch nicht das letzte Mal sein." Ups, das hätte ich wohl besser nicht gesagt. Sofort verändert sich ihr Gesichtsausdruck.

„Du hast ein kleines Mädchen gesehen. Neutrum, wenn überhaupt. Außerdem hab ich damit nun echt kein Problem. Sonst hätte ich wohl nicht ja zu unserem Dreh gesagt." stellt sie klar und schaut mir dabei fest in die Augen.

„Irgendwie seltsam die Vorstellung, nackt mit Dir in einem Bett." spreche ich meine Gedanken aus.

„Seltsam? Ja, stimmt wohl."

„Wir können ja ein bisschen üben." sage ich und zwinkere ihr zu.

„Das hättest Du wohl gerne." Sie lacht wieder so schön. „Komm ich zeig Dir die Wohnung." lenkt sie von unserem Thema ab.

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