Hoffnung

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9 Monate später

„Maggie, ich bin's Dean. Irgendwas passiert? Du hast versucht mich zu erreichen."

„Gott Dean, endlich. Wo steckst Du?"

„In der Südsee."

„Südsee? Was machst Du da?"

„Tauchen, Segeln."

„Geht es Dir gut, Schatz?"

„Ja, es geht mir gut. All die neuen Eindrücke. Es ist fantastisch. Aber warum rufst Du an?"

„Ich mache mir Sorgen um Jess."

Sofort steigt mein Puls an. Nein!!! Schreie ich fast schon. Wenn ihr was passiert, das verzeihe ich mir nie. Wenn sie einen Rückfall erleidet, das wäre furchtbar.

„Was ist los? Rede mit mir Maggie. Ich mache mich sofort auf den Weg zu ihr."

„Steven hat mich heute morgen angerufen. Er sorgt sich ein wenig. Jess wird wohl immer dünner. Sieht müde aus. Ist unkonzentriert."

„Scheiße. Aber...."

„Ja, Nancy ist bei ihr und die hat mir versichert, dass sie regelmäßig isst. Ich hab keine Erklärung dafür. Aber Steven... Er hat mich gewarnt. Sollte es Ärger mit Jess geben, dann hab ich ein ernstes Problem."

„Ich werde mich auf den Weg machen. Aber ehrlich gesagt versteh ich es nicht. Vor acht Wochen war ich bei ihr. Sie sah toll aus. Machte einen super Eindruck. Nie hätte ich gedacht, dass sie dieses Treffen so mitnimmt."

„Ist irgendwas spezielles passiert? Wie lange warst Du bei ihr?"

„Ich war eine Woche in New York. Wir hatten eine wunderschöne Zeit. Nein, an was spezielles kann ich mich nicht erinnern. Wir haben Pläne gemacht für nach den Dreharbeiten. Ich wollte sie mit nach Norwegen nehmen. Wir haben zusammen eine Kreuzfahrt gebucht mit dem Postschiff."

„Dann versteh ich das ganze auch nicht. Zumal wie gesagt Nancy Stein und Bein schwört, dass sie genug isst. Manchmal muss sie sie sogar zügeln."

Am anderen Ende der Leitung bleibt es still. Wurde die Verbindung unterbrochen?

„Maggie?"

„Ja, ich bin noch da. Ich musste nur gerade an was denken. Du sagst das ganze ist 8 Wochen her?"

„Ja, am 15.8. bin ich nach Sydney abgeflogen."

Wieder ist es ruhig.

„Maggie, spuck es aus. Was vermutest Du?"

„Das...das...sollte Sie Dir dann vielleicht selbst sagen."

„He? Was meinst Du?"

„Na ja, denk mal selbst darüber nach. Vielleicht macht es ja klick bei Dir. Ich sage nur: Essen, Übelkeit, Müdigkeit."

„Ich versteh kein Wort?"

„Dann überleg mal ganz scharf. Und an Deiner Stelle würde ich mich auf den Weg nach New York machen."

„Das hab ich doch schon gesagt. Ich werde Jess bestimmt nicht alleine lassen, wenn es ihr schlecht geht."

„So soll es sein. By mein Großer."

„By, Mum." Huch, so hab ich sie lange nicht mehr genannt. Manchmal rutscht es mir raus. Vor Allem wenn sie mal wieder die fürsorgliche Mutter raushängen läßt.

Ich höre nur noch das tuten. Sie hat aufgelegt und ich bin ratlos. Zuerst ist sie fast schon panisch in Sorge um ihre Tochter und jetzt klang sie schon fast überdreht fröhlich. Lange kann ich jedoch nicht nachdenken über diese Stimmungsschwankungen. Ich bin zum Tauchen verabredet.

Es ist schon dunkel als ich wieder in meinem kleinen Bungalow direkt im Wasser sitze. Die Hotelanlage hier ist auf Stelzen im flachen Wasser gebaut. Das Meer ist hier nicht sehr tief. Rein theoretisch kann ich auch durchs Wasser an Land laufen. Dort befindet sich das Haupthaus mit den öffentlichen Räumen des Hotels. Das Restaurant und auch ein Spa Bereich. Morgen habe ich dort eine Lomi Lomi Massage. Ich bin so gespannt.

Nach den Oscars sind Jess und ich gemeinsam quasi nach New York umgezogen. Wir haben ihren Hausstand in LA halbiert und somit hat sie nun drei Anlaufstellen wo sie immer unterkommen kann ohne gleich jede Menge Koffer mitzuschleppen. Die ersten Wochen haben wir einfach die Zweisamkeit genossen. Ich habe meine Reise geplant und Jess hat sich auf ihre Rolle vorbereitet. Sie war manchmal tagsüber in der Zentrale von Estee Lauder und hat sich dort einiges Wissen über die Herstellung von Cremes und anderem Zeug angeeignet. Es war schön zu sehen, wie akribisch sie sich vorbereitet hat.

Für mich stand fest, dass ich erstmal ein paar Wochen auf die Uni gehe. An der Columbia gibt es einen Lehrstuhl für Meeresbiologie. Der Professor erlaubte mir an einigen Vorlesungen teilzunehmen. Das war hoch interessant. Am Ende hatte ich jedoch schon die erste Erkenntnis. Ein Studium war nichts für mich. Viel zu viel Theorie.

Deswegen habe ich mir dann überlegt, welche Orte ich mir gerne ansehen möchte. Und ganz klar, ich wollte nach Europa. In meinem Kopf bildete sich irgendwann ein konkreter Plan. Und den habe ich dann auch umgesetzt.

Jess war in ihrer ersten Drehwoche als ich aufbrach. Nur mit einem Rucksack flog ich über Frankfurt nach Oslo. Für die Stadt habe ich mir ein paar Tage Zeit genommen und bin dann einer Empfehlung gefolgt und in einen Zug in Richtung Bergen gestiegen. Allerdings hab ich ihn vorher in einem kleinen Ort namens Myrdal verlassen und bin umgestiegen in die Flamsbahn. Abenteuerlich am Berg entlang fährt der Zug hinunter ins Tal nach Flam. Sowas habe ich noch nie gesehen. Von Flam aus bin ich dann mit dem Schiff weiter.

Ganze drei Wochen brauchte ich, bis ich am Nordkap ankam. Diese Reise möchte ich mit Jess jetzt nochmal wiederholen. Vieles konnte ich gar nicht richtig genießen ohne sie.

Von Tromso aus bin ich dann wieder nach Oslo. Dort hab ich wieder auf ein Schiff begeben und bin nach Kopenhagen gefahren. Von dort nach Malmö, dann nach Göteborg, durch den Götakanal dann bis Stockholm. Skandinavien ist einfach wunderschön. Und die Menschen sind herrlich unkompliziert.

Von Stockholm aus bin ich nach Berlin. Dort hab ich mich dann mit Jess getroffen. Sie hatte eine Woche Drehpause und die haben wir gemeinsam dort verbracht. Sie ist dann zurück nach New York und ich bin nach Südeuropa aufgebrochen, wo mich Jess dann Mitte August wieder für eine Woche in Rom besucht hat.

Danach ging es dann wie gesagt für mich nach Sydney und sie zurück in die Staaten. Europa hat mir sehr gut gefallen und ich könnte mir sogar vorstellen, dort öfter Zeit zu verbringen. Vieles habe ich auch noch gar nicht gesehen von dem man mir berichtete, dass ich unbedingt da hin fahren sollte.

Aber ich entschied mich für Australien, Neuseeland und die Südsee. Und hier bin ich nun und grüble schon die ganze Nacht, warum Maggie auf einmal wieder völlig entspannt schien. Meinen Mail und Nachrichten-Verkehr mit Jess lese ich nun auch schon zum x-ten mal. Aber ich kann nicht erkennen, dass sich irgendwas an ihrer Stimmung verändert hat. Warum also wird sie immer dünner. Was ist los mit meinem Mädchen?

Aus Verzweiflung gebe ich die paar Stichpunkte in Google ein. Mal sehen was die allwissende Tante so ausspuckt: Müdigkeit, Übelkeit

Tausende Wörter springen mir entgegen. Aber an einem bleibe ich hängen: Schwanger.

Kann das wirklich sein? Das wäre.....fantastisch. Ich merke wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht breit macht. Ich werde VATER. Wow.

Ich glaube, so schnell habe ich noch nie einen Flug gebucht. Scheiß drauf, was es kostet. Ich will so schnell als irgend möglich zu meiner Frau.

Keine 24 Stunden später sitze ich kerzengerade auf meinem Sitz in der Businessclass und kann es gar nicht mehr erwarten wieder festen Boden unter meinen Füßen zu haben. Sollte sich meine Vermutung bestätigen, dann werde ich Jess noch heute Abend fragen, ob sie meine Frau werden will. Während meines Aufenthaltes auf dem Los Angeles Airport habe ich dort bei einem Juwelier einen wunderschönen Ring gesehen und ihn sofort gekauft. Er passt perfekt zu Jess und ich hoffe, sie wird ihn lieben.

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