CHAPTER 9

170 23 9
                                    

Panisch sah ich mich in der Lounge um. Namjoon.
Der Knoten in meiner Brust löste sich ein wenig, als ich ihn im Flur auf der gegenüberliegenden Seite des Raums sah. Im gleichen Moment entdeckte er mich. Und die zwei Hünen, die ich im Schlepptau hatte.

»Namjoon!«, strahlte ich, als wären wir alte Freunde. Ich zog ihn in den Arm und er spielte mit, als kannte er es nicht anders. »Wie schön dich zu sehen! Die beiden da wollten mich nicht reinlassen, glaubst du das?«

»Sir, ist alles in Ordnung?«

»Ob alles in Ordnung ist? Natürlich ist es das«, grinste er und wagte es tatsächlich, seine Hand auf meinem Arsch zu platzieren. Ich wollte sie wegschlagen, aber dann wäre ich mit Sicherheit aufgeflogen.

»Sind Sie sicher?«

»Sehr sicher. Geht am besten wieder nach unten, nicht dass sich noch solche hübschen Jungen hier hoch verirren.«

Sobald sie außer Sichtweite waren, wollte ich ihn von mir stoßen, aber er verhinderte das. Er lehnte sich zu meinem Ohr, seine Nase in meiner Haut vergraben, als er sprach.

»Mhh, du riechst gut.«

Tiefer im Flur ging eine Tür auf. Namjoon stand mit dem Rücken zu ihr, während ich niemand anderen als Jimin heraustreten sah. Er zog sich seine Brille ab und inspizierte verärgert, was wohl seine Ruhe gestört hatte.

Als sich unsere Augen trafen, waren sie etwas weniger hart, bis er sah, in welcher Position ich gerade stand.

»Namjoon-ah.« Als hätte er sich verbrannt, sprang besagter zurück und drehte sich auf den Fersen zu seinem Boss.

»Ich habe ihm nur ausgeholfen. Wirklich, Boss-«

»Ja, ja, jetzt geh schon«, sagte er und wischte ihn mit einer schwachen Handbewegung weg. Und so standen wir alleine da. Zwischen uns lagen mehr als fünf Meter, aber ich wurde nervös unter seinen forschenden Augen, so als könnten sie den Abstand überwinden und meine Seele durchbohren.

»Was führt dich hierher?«

»Du..« Ich realisierte erst nachdem ich es ausgesprochen hatte, wie es rüberkommen musste und versuchte mich zu korrigieren. »Du solltest besser auf deine Sachen aufpassen.«

Ich hielt demonstrativ das Stück Metall hoch.

»Ich bin hier, um dir deine Kette zurückzugeben.«

»Und dafür hast du riskiert von Jeff und Stephan ein paar Rippen gebrochen zu bekommen?« Jimins Lippen umspielte ein Lächeln. Das Lächeln. Jenes, was mich zu gleichen Teilen heiß und kalt fühlen ließ, weil ich nicht wusste, ob er gerade mit mir oder über mich lachte. »Du bist wegen etwas anderem hier. Ich spüre es.«

»Und wenn das nicht der Fall wäre?«

»Dann würde ich dich auf einen Cocktail einladen und dich solange hier halten, wie ich kann.«

»Du willst mich abfüllen.«

Jimin ahmte eine vage Handbewegung nach und steckte seine Brille in seinen offenen Hemdkragen. Geschmeidig legte er eine Hand in mein Kreuz, als er mich in Richtung Bar führte.

Sie fühlte sich dort gut an. Ich mochte das an ihm. Jimins Bewegungen waren nie impulsiv oder aggressiver Natur, sie waren durchdacht und leise, vorhersehbar.

»Ich muss niemanden abfüllen, um ihn für mich zu gewinnen.«

In meiner Hektik hatte ich meine Umgebung nicht wahrgenommen. Jetzt hatte ich aber genug Zeit, die Lounge aufzunehmen. Der Raum hatte die gleiche Tiefe wie die Tanzfläche des Clubs. Kleine Sofarunden verteilten sich über dunkles Parkett.

BROOKLYN BOY | 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt