Am Ziel

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Nia lehnte den Anruf ab. Vielleicht eine dumme Entscheidung. Ich hätte es auch einfach Klingeln lassen können. Aber Regina soll wissen das ich ihr nicht mehr unterwürfig bin.

"Wer war das?" fragte Sebastian.

"Niemand." log sie.

"Ahja."

Stille

Sie wollte mich doch nur anschreiben. Von Anrufen war nie die Rede gewesen. Nia konnte den Gedanken nicht loswerden das es etwas Ernstes sein könnte. Sollte sie zurückrufen? Was ist, wenn es genau das war, was Regina wollte?

Der Wagen stoppte.

"So da wären wir, zurück zur Folterkammer."

Nia schreckte bei dem letzten Wort hoch. "Was?!"

"Die Arbeit." sagte Sebi irritiert und zeigte auf das Große Gebäude.

"Oh, ähm, ja. Danke dir!"

Sie gab ihm einen Kuss auf die Backe und verabschiedete sich dann. Kalter Wind blies ihr sofort ins Gesicht. Nias Haar wehte und fiel ihr zum Teil ins Gesicht. Sie drehte sich nochmal zum Wagen und winkte Sebi zum Abschied, dann fuhr er weg. Schnellen Schrittes ging Nia auf ihr eigenes Auto zu. Inzwischen schmerzte die Eiskalte Luft des Januars und dank Regina trug Nia auch nicht gerade viel. Der Pulli half genauso gut als könnte sie auch oben Ohne herumlaufen. Nia schloss ihren Wagen auf und warf sich auf den Sitz. Schnell schaltete sie den Motor an und stellte ihre Klimaanlage ein. Und dazu noch die Sitzheizung. Das kann dauern.

Sie zitterte und rieb sich die Hände. Verflixt ist das kalt hier drinnen. Sie sah wie ihr Atem kleine Nebelwölkchen formte und wie diese kurz durch die Luft wirbelten und dann wieder verschwanden. Ihre Hände huschten unter ihren Pulli, um sich dort aufzuwärmen, Körperwärme hatte sie ja noch reichlich. Unabsichtlich berührte sie aber wieder eine der Stellen an der sich ein Seil des Harness von Regina befand. Sie zuckte. Wenn ich die das nächste Mal wieder sehe, dann- Ihr Handy vibrierte wieder. Dieses Mal nur kurz, eine Nachricht anscheinend. Nia schaute auf die Push-up Benachrichtigung und wischte diese sofort weg als sie die Worte "Hey. Regina hier..." las. Den Rest der Nachricht beinhaltete höchstwahrscheinlich ihre Aufgabe oder andere Erniedrigungen. Oder Beides. Darauf kann ich im Moment gut verzichten. Nia warf ihr Handy auf den Beifahrerplatz und beschloss endlich in ihre Wohnung zu fahren. Inzwischen hatte es angefangen sanft zu schneien. Nia hasste es so schon Auto zu fahren, aber da sich ihre Wohnung wie die von Regina ziemlich weit entfernt von der Arbeit befindet, hatte sie keine andere Wahl. Die Sonne war schon vor einigen Stunden verschwunden und glücklicherweise auch der Berufsverkehr. Und so fuhr Nia allein durch die ruhigen Straßen der Großstadt. An einer Ampel, die sie schon gut kannte und daher einschätzen konnte, wie lange es braucht, bis sie grün wurde, wartete sie und blickte auf die wenigen Personen, die sich um diese Zeit noch durch die Straßen bewegten. Ihr Blick fiel auf zwei Frauen in ihrem Alter. Sie hatten teuer aussehende Mäntel an und beide trugen einen Schal um den Hals, der so wie sie ihn trugen überhaupt nichts nützte. Das kümmerte die Beiden aber nicht, sie Lachten fröhlich über etwas, was die eine oder die andere Wohl gesagt hatte. Zuerst erinnerten sie Nia an ihre Freundin Rebecca, aber irgendetwas hatten die beiden, was sie auf einmal an Regina und sie denken ließ. Sind die zusammen? Oder nur Geschwister? Oder nur Freundinnen? Über diese Zwei Fremden zerbrach sich Nia so lange den Kopf, sodass sie die Grünphase der Ampel nicht bemerkte, bis das Auto hinter ihr sie durch die Hupe aus den Gedanken riss. Nia erschrak, entschuldigte sich schnell mit einer Handbewegung, würgte den Wagen ab und fuhr dann los, als die Ampel wieder Gelb wurde.

Nach einer viertel Stunde hatte sie ihre Wohnung erreicht. Ein Vierstöckiges Wohnhaus nur Eine Minute Fußweg vom nächsten Wald entfernt. Nia hätte jetzt gerne einen Spaziergang durch eben diesen Wald gemacht, um ihre Gedanken zu fassen, aber das hatte noch Zeit, in der Dunkelheit wollte sie sowieso nicht mehr raus gehen. Sie parkte ihr Auto und lief zum Gebäude. Im Treppenhaus kam ihr die Nachbarin von der Wohnung unter ihr entgegen.

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