18. Kapitel (Sturmfeuer)

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Sturmfeuer spürte kalte, nackte Pfoten über ihren Körper streichen. Ein scheußliches Gefühl.
Blinzelnd hob sie den Kopf. Über ihr leuchtete ein gleissend helles Licht.
Und Zweibeiner beugten sich aufgeregt miauend über sie.

Panik überkam die junge Kätzin. Sie fauchte, wollte sich verzweifelt aufrichten, doch ein schrecklicher, flammender Schmerz fuhr so heftig durch ihren Körper, dass sie mit einem Aufschrei wieder auf den glatten, silbern glänzenden Untergrund zurücksank.

Sie spürte durch einen Nebel aus Schmerz ein kleines Stechen im Rücken und versank wieder in der Dunkelheit, hörte nur noch gedämpft die Stimmen der Zweibeiner.

***
Sturmfeuer öffnete die Auge, blinzelte einige Male, damit ihr Sichtfeld wieder klar wurde, und fand sich auf etwas unnatürlich weichem wieder, flauschiger als das Fell eines Jungen.

Sie schien sich in etwas höhlenartigem zu befinden, doch hier war es unnatürlich hell und eckig, seltsam geformte Gegenstände standen herum, es stank nach Zweibeinern. Noch immer konnte sie sich kaum bewegen, doch sie zwang sich, den Kopf zu heben.

Nun sah sie auch das Geflecht aus silbernen, rankenartigen- was eigentlich?-,
das um sie herum eine Art Dach bildete. Sie war gefangen. Schon wieder.

Nun stieg ihr der Geruch von Futter in die Nase, und nur eine Mäuselänge entfernt, ebenfalls in ihrem Gefängnis, stand ein seltsames Behältnis, welches mit kleinen Brocken gefüllt war, die rochen eie eine auf dem Donnerweg überfahrene Ratte und aussahen wie Hasenköttel.

Was ist das? Warum bin ich überhaupt hier? Wie komme ich hier wieder heraus?

In Gedanken versunken, bemerkte sie die pummelige, schneeweiße Katze erst, als diese schon direkt vor ihr stand und belustigt auf sie herabblickte.

Erschrocken zuckte sie zusammen, wieder fuhr ihr der Schmerz durch die Glieder. "Fuchsdung!", entfuhr es ihr.

Das Kätzchen vor ihr betrachtete sie, bevor es miaute:"Loki, Rose, Anni, kommt mal her! Ich hab was gefunden, eine Katze. Und sie flucht!"

Zwei weitere Katzen kamen angetappt, ein junger schwarzer Kater mit weißen Abzeichen und sehr dichtem Fell und eine schlanke, irgendwie unnatürlich aussehende Kätzin mit dunklen Pfoten, Ohren und Schwanzspitze, obwohl ihr Körper cremefarben war.

Andererseits... was ist an diesem Ort schon natürlich?

"Wer ist das, Schneeball?", wollte der Schwarz-weiße wissen.

"Ich weiß es nicht. Ich bin aufgewacht und da haben unsere Hausleute sie reingetragen."

"Sieht so aus, als hätten ihre Hausleute ihr nicht genug zu fressen gegeben. Sie ist so mager!",
meldete sich die Kätzin. Hinter ihr tauchte noch eine Katze auf, eine braun getigerte Kätzin. Sie war sehr klein und unscheinbar.

"Bedrängt sie doch nicht so! Wie heißt du, Kleine? Wie bist du hierher gekommen?", erkundigte sie sich freundlich.

"Ich... bin... Sturmfeuer...", krächzte sie, mehr konnte sie nicht sagen,  ihre Stimme brach.

"Seltsamer Name. Ich bin Loki." Das war der junge mit dem dichten schwarz-weißen Fell.
"Haben dich deine Hausleute so genannt?"

"Ich.. bin kein Haus... kätzchen!", brachte sie mühsam hervor. "Ich bin eine... Kriegerin."

Nun miaute die blauäugige spitz:" Eine Kriegerin? Pff! Was soll das denn heißen?"

Bevor Sturmfeuer antworten konnte, miaute der flauschige weiße Kater:
"Gehörst du etwa zu diesen Wildkatzen?"

Sie nickte.

"Ich hab gehört, ihr kämpft ständig und polstert eure Nester  mit Knochen!" Unwillkürlich wich die schlanke,unnatürliche Kätzin mit einem verächtlichen Fauchen zurück.

"Das stimmt nicht", knurrte Sturmfeuer. Bevor sie noch etwas sagen konnte, fiel ein riesiger Schatten auf sie. Fuchsdung! Ein Zweibeiner!

Er brummte etwas Unverständliches, scheuchte die Hauskätzchen mit einer Bewegung seiner riesigen Pfote davon und beugte sich über Sturmfeuer. Die Kätzin fauchte drohend, doch der Zweibeiner ignorierte sie und packte sie am Nackenfell.

Sie war noch zu schwach, um sich zu wehren, als der Zweibeiner sie hochhob und aus dem Geflecht aus silbernen Ranken herauszog. Bei der Bewegung schoss ihr wieder der Schmerz durch die Knochen, doch langsam spürte sie, dass nicht mehr ihr ganzer Körper schmerzte, sondern nur noch ihr rechtes Vorderbein.

Vermutlich war der Knochen gebrochen, doch Sturmfeuer wusste, sie konnte froh sein, überhaupt noch zu leben.

Der Zweibeiner setzte sie außerhalb des Geflechtes ab, erneut auf einem dieser unnatürlich weichen Nester.

Ohne noch etwas zu tun, trampelte er aus der Höhle heraus, die Hauskätzchen kamen erneut wieder. Die freundliche, braun getigerte, Anni, schien besonders interessiert am Clanleben zu sein und auch Loki, Schneeball und Rose fragten sie nach ihrem Zuhause.

Gerade erkundigte sich Schneeball:"Aber warum bist du denn auf den Donnerweg gelaufen, ohne aufzupassen? Das ist doch fliegenhirnig!"

"Ich war auf der Flucht", war ihre knappe Antwort.

"Vor wem?", fragte Rose unwirsch.

"Vor meinem Vater."

"Ihr Mäusehirne! Merkt ihr denn nicht, dass sie nicht darüber reden möchte?"
Das hatte Anni miaut. Sturmfeuer war ihr dankbar, sie war viel einfühlsamer als die Anderen.
Vorallem Rose wirkte arrogant und unhöflich.

Vielleicht legt sich das ja, wenn man sie besser kennenlernt.

"Und was hast du jetzt vor? Bleibst du hier?", wollte Loki wissen.

Sturmfeuer schüttelte heftig den Kopf. Zu heftig; Wieder schmerzten ihre Knochen.
"Auf keinen Fall! Ich muss zu meinem Clan zurück. Ich bin eine treue SturmClan-Kriegerin!"

"Und wie stellst du dir das vor? ", miaute Rose verächtlich. Sturmfeuer zwang sich, nicht zu versuchen, ihr den spöttischen Ausdruck aus dem Gesicht zu kratze. Wäre sie gesund gewesen, hätte sie es wahrscheinlich getan.

"Dafür brauche ich eure Hilfe. Ihr kennt euch hier besser aus als ich. Wisst ihr vielleicht, wie man von hier fliehen könnte? Werdet ihr manchmal rausgelassen?"

Anni erklärte:"Nein, wir müssen im Haus bleiben, und du solltest das auch tun, bis deine Wunden verheilt sind. Dann werden die unsere Hausleute auch mehr vertrauen- und sie werden unvorsichtiger.

Täglich verlassen sie den Bau, dafür müssen sie natürlich die Tür öffnen. Während sie offen ist, könnten wir den Zweibeiner ablenken, sodass du fliehen kannst."

Ja, sie hatte Recht. Sturmfeuer würde ihre Wunden heilen lassen und dann fliehen, alles daran setzen, zum Clan zurückzukehren-denn mit Finsternis hatte sie noch eine Schuld zu begleichen.

Warrior Cats -  Sturmfeuers RufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt