7. Kapitel (Sturm)

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Während Sturms Verzweiflung und ihre Gewissheit, dass sie eine Kriegerin werden wollte,wuchs, schmiedete sie einen Plan, mit -leider- ziemlich vielen "wenns" und "abers". Wenn ihr nicht besonders ausgefeilter Plan schiefging, würde sie sterben.

Ihr Plan beruhte darauf, dass die Clans versuchen würden, das SturmClan-Territorium zurückzuerobern. Wenn die Krieger angriffen, würde sie mitkämpfen-
Und zwar gegen die Streuner. Wenn sie aufflog, würde sie sich darauf verlassen, dass die Clans ihr helfen würden.

Wenn alles glattging, würde sie nach dem Kampf einfach beim SturmClan bleiben und eine Kriegerin werden...
Es war wirklich nicht der beste Plan, fals man es überhaupt "Plan" nennen konnte, und etwas ließ sie vermuten, dass das ganze ganz und gar nicht so einfach werden würde, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Bis zum Kampf durfte sie nicht auffallen, musste so tun, als wäre alles normal.
Also schlenderte sie betont unauffällig aus der Senke und erzählte unterwegs ein paar Katzen, sie wolle jagen gehen. Es war Sonnenaufgang ; goldene Strahlen erleuchteten ihr Fell und wärmten sie am kalten Blattleeremorgen.

Vor sich hörte sie Pfotenschritte, erst leise, dann immer lauter werdender. Gab es hier etwa Hunde? Nein, es waren keine Hunde, das sah Sturm, als sie auf einer kleinen Erhöhung angekommen war.

Es waren Katzen, dutzende, mehr als Finsternis' Gruppe und der SturmClan zusammen, die mit donnernden Pfoten und gebleckten Zähnen direkt auf das Lager zupreschten. Sturm rannte auf die Katzen zu, doch plötzlich fühlte sie sich wie gelähmt. Konnte sie das wirklich tun?

Ihre eigene Familie verraten?
Alles, was sie je gekannt hatte?
Sie musste es tun.

Sturm lief weiter, bis zu den Clans. Wie sie vermutet hatte, hatten sie sich zusammengetan. Sie blieb stehen, zwischen den Clans und dem Streunerlager. Sie hatte Angst, zitterte am ganzen Körper, aber sie hob entschlossen den Kopf und verkündete:"Ich werde euch helfen! Ich werde für euch kämpfen, nicht für Finsternis!"

Eine blassilberne Kätzin kniff die Augen zusammen. "Und das sollen wir dir glauben? Warum?"

"Weil ich derselben Meinung bin wie ihr! Für mich ist Finsternis ein brutales Monster, kein heldenhafter Anführer. Ich war immer dagegen, dass Katzen getötet werden. Ich war nie eine Streunerin."

"Warum sollte sie uns anlügen? Sie hat doch gegen so viele Katzen sowieso keine Chance." Das hatte ein Dunkelbraun-schwarzer Kater mit türkisen Augen miaut.

"Du hast Recht, Schluchtflügel. Also gut, du bekommst eine Chance", verkündete der goldgelbe Kater,"holen wir uns unser Territorium zurück!", und setzte sich in Bewegung, in Richtung des Lagers. Sturm reihte sich am Rand der Katzen ein und lief nun neben einem kleinen braunen Kater, dessen eines Auge grau und leer war.

Im Lager angekommen, stellte sich der gelbe Kater vor Finsternis und fauchte:"Verschwindet von hier und keine Katze wird verletzt, oder wir sehen uns gezwungen, anzugreifen!"
Finsternis schnaubte nur verächtlich.

"Du kennst mich wohl nicht, Löwenstern. Ich gebe niemals kampflos auf.
Attacke!"
Mit diesen Worten stürzte er sich auf Löwenstern. Überall im Lager entflammten Kämpfe, Krieger gegen Streuner. Sturm selbst wusste nicht, was sie tun konnte.

Sie musste ihr Versprechen an die Clans halten, oder sie wäre nicht besser als der Rest der Streuner. Sie sah, wie die Streuner die Clankatzen mit heftigen Schlägen übel zurichteten, doch sie waren den Kriegern hoffnungslos unterlegen.

Sie stürzte sich verzweifelt auf Riss, der mit zwei Schülern kämpfte, die sich gegenseitig Bernsteinpfote und Federpfote nannten. Sie waren größer als Sturm und hätten ihre Hilfe eigentlich nicht gebraucht, aber das tat keine Clankatze, sie waren viel mehr.

Sturm begann, auf Riss einzuschlagen, ließ einen Hagel aus Schlägen auf ihn niedergehen, bis sie plötzlich mit solcher Wucht auf den Boden geworfen wurde, dass es ihr die Luft aus den Lungen presste. Über ihr stand Finsternis.

"Bist du jetzt auch noch zur Verräterin geworden? Wieso? Was zieht dich so zu den Clans?", fauchte er.

"Ich weiß es nicht. Es ist wie... ein lautloser Ruf der Clans. Was ich aber weiß, ist, dass ich nie wieder vorgeben werde, jemand zu sein, der ich nicht bin. Und ob du es willst oder nicht, ich bin keine Streunerin.Ich war immer eine Kriegerin!"

Mit diesen Worten bäumte sie sich auf, versuchte, ihn abzuschütteln, aber er war einfach zu stark. Er beugte sich herunter, bereit, die blutbefleckten Fangzähne in ihrer Kehle zu versenken, doch plötzlich verschwand das Gewicht von ihrem Körper und sie blickte überrascht auf.

Zwei Katzen waren ihr zur Hilfe geeilt. Löwenstern und... Adlerpfote. Zu dritt rückten sie vor, Finsternis hatte keine Chance gegen die drei tapferen Katzen. Er fand auf und heulte:" Rückzug!" Die Streuner flohen aus dem Lager, die Kämpfe wurden weniger, bis sie endgültig zuende waren.

Löwenstern sprang auf einen großen umgefallenen Baum und sprach zu den Clans:"Wir danken euch alles für eure Hilfe. Allein wäre dieser Kampf verloren gewesen. Jeder einzelne von euch hat heute wie ein SternenClan-Krieger gekämpft. Ihr könnt jetzt in euer Lager zurückgehen."

Mit diesen Worten sprang er vom Baumstamm und tappte auf Sturm zu. "Und du? Was wirst jetzt machen?"

"Ich wollte mich dem SturmClan eigentlich anschließen, wenn der Kampf vorbei ist."

Löwenstern neigte den Kopf. "Wenn du das wünschst, kannst du dich uns anschließen."

Ja! Ich werde eine Kriegerin sein! "Eine Frage noch", miaute Löwenstern.

"Ja?"

"Wie heißt du eigentlich?"

COh, stimmt, hab ich ja nie erwähnt! "Ich heiße Sturm", verkündete sie stolz. Löwenstern nickte nachdenklich und schlich über die Lichtung zu einer schwarz-weißen Kätzin, die irgendetwas grünes auf die Wunde eines Kriegers schmierte.

Kurz darauf sprang Löwenstern auf den Baumstamm und rief:" Alle Katzen, die alt genug sind, ihre eigene Beute zu fangen, fordere ich auf, sich hier unter dem Hochstamm zu einem Clan-Treffen zu versammeln.

Heute werde ich zwei junge Katzen zu Kriegern ernennen, die tapfer wie Krieger im Kampf ihre Treue bewiesen haben. Adlerpfote, Schattenpfote, tretet vor! "

Warrior Cats -  Sturmfeuers RufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt