9. Kapitel (Sturmpfote)

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Sturmpfote fuhr herum. Wie konnte das sein?
Wahrscheinlich war der Blitz in einen der wenigen Bäume eingeschlagen und das Feuer hatte sich Mithilfe der trockenen Heide ausgebreitet.

Es ist doch jetzt auch nicht wichtig, wie das Feuer entstanden ist, Hauptsache, wir können den Clan in Sicherheit bringen! Sie stürzte aus dem Bau, in der Senke rasten schon wie wild geworden ihre Gefährten herum, Haselschatten rief:" Alle zum Mondfall! Dort gibt es Wasser!"

Sturmpfote raste zur Kinderstube, waren noch Junge dort? Tatsächlich,  Wüstenschwinge hatte Goldjunges gepackt, Sturmpfote nahm schnell Wolkenjunges und preschte hinter einer braunen Kätzin her, die Schlange ähnlich sah, aber größere Ohren hatte.

Schließlich blieb die Kriegerin keuchend stehen, vor ihnen lag ein riesiger Felsen, aus dem sich ein kristallklaren Wasserfall speiste. Das muss der Mondfall sein! Sturmpfote setzte Wolkenjunges vorsichtig neben einigen Clan-Gefährten ab und blickte zurück in Richtung Lager, während immer mehr SturmClan-Katzen eintrafen.

"Sind alle da?", fragte Löwenstern gehetzt.

"Nein! Kieselflamme fehlt!", jaulte Wüstenschwinge.

Haselschatten handelte geistesgegenwärtig."Adlerfeder! Eisklang! Sturmpfote! Kommt mit, wir suchen Kieselflamme. "

Sturmpfote rappelte sich auf und rannte mit den anderen Katzen in Richtung Lager, wich den Glutnestern aus, bis die Senke vor ihnen in Sicht kam. Sofort sah Sturmpfote sie: Kieselflamme, reglos auf der Seite liegend, mit verkohltem Fell und aufgerissener Kehle.

Sturmpfote spürte Verzweiflung in sich aufsteigen. "Kieselflamme...", weiter konnte Haselschatten nicht sprechen, ihre Stimme brach.

"Wir müssen sie zu den Anderen bringen", miaute Eisklang und half Adlerfeder, den Körper ihrer Clan-Gefährtin auf Haselschattens Rücken zu hieven und Sturmpfote stützte die braune Kätzin auf dem Weg zurück zum Mondfall, weil diese, von Trauer geblendet, kaum einen Schritt gehen konnte.

Der Weg fühlte sich endlos an, Sturmpfote zuckte unter den Schmerzen einer Brandblase an ihrem Ballen zusammen. Es war eine riesige Erleichterung, als sie durch die Flammen hindurch die Silhouetten ihrer Clan-Gefährten erkannte, von denen einige erschöpft neben dem mondbeschienen Felsen kauerten und andere besorgt und mir angespannten Muskeln auf und ab liefen.

"Was ist passiert? Schläft Kieselflamme?", miaute Wolkenjunges.

Seine Schwester Goldjunges unterbrach ihn:"Du Fliegenhirn! Unser Lager hat gerade gebrannt! Dabei schläft man doch nicht."

"Aber was ist dann los?"

"Wolkenjunges, Goldjunges, kommt her!", rief Wüstenschwinge alarmiert und scheuchte die Jungen mit dem Schweif davon, ihr Geplapper hörte man trotzdem noch.

"Du solltest zu Tauschatten gehen und sie deine Wunde behandeln lassen", empfal ihr Adlerfeder.

"Wer ist Tauschatten?", fragte Sturmpfote ratlos.

Adlerfeder schnurrte."Sie ist unsere Heilerin, eine schwarz-weiße Kätzin mit grünen Augen. Vielleicht solltest du Haselschatten fragen, wo sie ist, sie ist gut mir Tauschatten befreundet."

Sturmpfote dachte nach, bis es ihr wie Schuppen von den Augen fiel: Das musste diese Kätzin gewesen sein, die im Kampf versucht hatte, zu den anderen kampfunfähigen Katzen zu gelangen, aber auf der Hälfte der Strecke scheinbar keine Luft bekommen hatte und gestürzt war.
"Hat Tauschatten Atemprobleme?"

Adlerfeder antwortete verblüfft: "Ja, wie kommst du darauf? "

"Ich habe sie im Kampf gesehen, als sie Atemnot hatte."

"Deswegen ist sie keine Kriegerin. Wenn sie sich anstrengt, bekommt sie keine Luft mehr, und auch ihre Kräuter können die Krankheit nicht ganz heilen."

Die Arme! Wenn sie sowieso schon krank ist und jetzt auch noch Rauch in die Lunge bekommen hat...

Wieder blickte sie Adlerfeder in die Augen und da war wieder dieses seltsame Gefühl, keine Liebe, mehr das Wissen von einer gemeinsamen Bestimmung. Etwas lag noch vor den beiden jungen Katzen, was auch immer es war.

Sturmpfote beschloss, diese Tauschatten zu suchen, und musste nicht lange warten, bis sie die keuchende Heilerin am Fuß des Felsens kauern sah. Sie mischte mit einer Pfote  kleingerissene Blätter zusammen, während sie nachdenklich ins Leere starrte.

"Tauschatten?"

"Ja?"

"Ich habe eine Brandblase an der Pfote. Kannst du sie dir ansehen?"

"Natürlich." Tauschatten blickte von ihren Kräutern auf und Sturmpfote streckte ihre Pfote aus.
Tauschatten betrachtete die Pfote nachdenklich und miaute dann:"Halte sie ins Wasser und schone die Pfote. Mehr kann ich leider nicht für dich tun; es ist ja keine offene Wunde."

"Danke!"

"Kein Problem."

Sturmpfote tappte zum kristallklaren Wasserfall, entdeckte den silberblauen Glanz im Wasser und verstand, warum dieser Ort "Mondfall" genannt wurde. Sie tauchte ihre Pfote in das klare Wasser und fluchte innerlich, als sie vor Kälte zusammenzuckte. Immerhin, durch die Taubheit in ihrer Pfote fühlte sie nur noch einen leichten, pochenden Schmerz.

Neugierig schaute sie sich um und entdeckte einen kleinen Hohlraum hinter dem Wasserfall, gerade so groß, dass ein paar Katzen darin  nebeneinanderliegen konnten. Sturmpfote kroch hinein und kauerte sich an den Rand des Hohlraumes. Von hier drinnen schimmert das Wasser ja noch schöner! , dachte Sturmpfote und berührte, ohne zweimal nachzudenken, den silbernen Strom.

Augenblicklich wurde ihr schwarz vor Augen und sie schlief ein.

Als sie erwachte, fand sie sich überrascht auf einem grün bewachsenen Hügel wieder, die Sonne brannte warm auf ihrem goldbraun gemusterten Fell und sie atmete die warme, frische Luft der Blattgrüne tief ein.

Vor ihr erstreckte sich eine weite Wiese, auf der Blumen wuchsen und deren Grasstängel unter den Bewegungen kleiner Tiere erzitterten, gesunde, wohlgenährte Beute, wie sie einen ganzen Clan ernähren könnte. Das hier war übernatürlich, was und wo war dieser Ort?

Plötzlich erschien vor ihr eine Kätzin, schwarz mit breiten, orangenen Streifen. Sie schienen wie aus dem Nichts zu kommen, wurde von einer Silouette zur festen Gestalt, und blickte Sturmpfote unverwandt und ausdruckslos an. Dann wurde ihr Blick durchdringender, eindringlicher und sie öffnete die Schnauze, um Sturmpfote etwas zu sagen, doch da packte etwas die Schülerin, schüttelte sie heftig und sie erwachte ruckartig.

Funkenherz hatte ihr die Pfote in die Seite gestemmt, um sie aufzuwecken. Wütend fauchte sie ihre Schülerin an: "Heiliger SternenClan, was machst du hier? Bist du jetzt neuerdings eine Heilerkatze? Komm, wir halten die Totenwache für Kieselflamme."

Zögernd kroch Sturmpfote aus dem schmalen Hohlraum heraus. Hätte Funkenherz mich nur nicht geweckt! Diese Katze wollte mir etwas sagen, ganz bestimmt! Sie blickte auf den Kreis aus Katzen, deren Pelze vom Mondlicht beschienen wurden. In ihrer Mitte lag reglos Kieselflamme, mit verrußtem Fell und aufgerissener Kehle.

Moment mal, dachte Sturmpfote, wie kann das sein? Ein Feuer erzeugt keine solchen Wunden, das muss... eine Katze gewesen sein, aber die einzigen Katzen, die im Lager waren, sind meine Clan-Gefährten. Das muss ja bedeuten... Sturmpfote wollte den Gedanken nicht zuende denken.

Warrior Cats -  Sturmfeuers RufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt