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Gefühle sind schwer zu erklären und in Worte zu erfassen. Dazu kommt, dass jeder alles anders war nimmt. Wenn Leute traurig sind, wollen sie allein sein, manche von ihnen wollen bei ihrer Familie sein, manche einfach nur an einen schönen Ort, um nachdenken zu können, doch mir reichte diese Umarmung.

Allein das Gefühl, seine Arme um mich zu haben, reichte mir. Allein seinen Geruch wahrzunehmen. Es reichte mir vollkommen und ich nutzte diese paar Minuten, die sich viel zu kurz anfühlten komplett aus.

Ich legte meine Arme ebenfalls um seinen Körper und umarmte ihn. Mein Gesicht ließ ich in seinem Shirt verschwinden, währenddessen die Tränen nicht aufhören wollten meine Wangen herunterzulaufen. Er blieb still und sagte kein Wort und ich spürte die Blicke der anderen Jungs auf uns liegen, doch das war mir egal.

Meine Aufmerksamkeit war auf diesen Moment, in seinen Armen, gerichtet. Ich wusste nicht, wieso ich mich so wohl bei ihm fühlte. Ich wusste nicht, wieso ich immer diese Gefühle bekam, doch ich wusste, dass es sich gut anfühlte und ich mehr davon wollte.

Man hörte nur noch ein leises Schluchzen von mir, meine Augen waren geschlossen, währenddessen ich meinen Kopf gegen seine Brust legte. Er war kalt, doch das störte mich nicht, denn ich brannte förmlich vor Wärme.

Langsam ließ er von mir ab, aber ließ seine Hände auf meinen Schultern liegen. Als ich meine, vom Weinen angeschwollenen Augen öffnetet, erschreckte ich mich kurz, als unsere Gesichter nur ein paar Zentimeter Abstand hatten.

Er hatte sich auf meine Augenhöhe heruntergebeugt und sah mich besorgt und untersuchend an. Ich merkte wie meine Wangen sich erwärmten und mein Herz begann schneller zu schlagen.

„Geht es wieder?" Seine Stimme war sehr leise und sanft, doch noch laut genug, dass ich verstand, was er sagte. Ich nickte und sah ihm immer noch in die Augen. Ich konnte nicht weggucken von diesen wunderschönen Augen. Es ist als würden sie mich in seinen Bann ziehen und nie wieder loslassen.

„Ehm ... am besten setzt du dich mal kurz auf Sofa und trinkst was."Unterbrach Chan die Stille und Minho sah ihn an und ließ dann von mir ab. Ein roter Schimmer erschien auf seinen Wangen und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.

Chan legte eine Hand auf meinen Rücken und begleitete mich zum Wohnzimmer. Alle außer Felix, Minho und Chan waren wieder in dem Zimmer verschwunden. Ich setzte mich aufs Sofa und Felix gab mir ein Glas Wasser, was ich dankbar annahm.

Die Jungs waren so fürsorglich, wahrscheinlich war das der Grund, warum ich mich so wohlfühlte in ihrer Gegenwart. Felix setzte sich zu meiner linken und Minho zu meiner rechten und Chan mir gegenüber. „Ist irgendwas passiert? Was ist los?" Fragte Chan mich sanft und sah mich nachdenkend an. Es brachte jetzt auch nichts mehr zu lügen, weshalb ich ihnen erzählte, dass ich sie vermisste, dass ich ihre Gegenwart vermisste und die drei Jungs sahen mich komplett fassungslos an und ich könnte vor Scham zusammenfallen.

Der Erste, der was sagte, war Felix. „Du willst uns in der Nähe haben? Auch mich, nachdem was passiert ist?" Ich nickte beschämt und spielte wieder mit meinen Ringen, was eine Angewohnheit von mir war. Es war mir zu peinlich in ihre Augen zu sehen und wie fassungslos sie wahrscheinlich waren.

„Minji" Chan machte eine Pause und atmet einmal lang aus. „Wir haben nichts gegen dich, aber du weißt, dass das nicht geht. Es ist zu riskant. Wenn JYP das herausfindet, wird er dich..." Er stoppte, doch ich wusste genau, was er sagen wollte. Er würde mich töten. Ich wusste, dass es zu riskant wäre und ich hasste es.

Endlich fühlte ich mich wohl. Endlich war ich glücklich. War klar, dass ich sowas nicht verdiente. Ich nickte verständlich und versuchte mit aller Kraft mir meine Tränen zu unterdrücken. Felix strich mir sanft über den Rücken, was mich ein wenig ablenkte.

Mir war aufgefallen, dass ich in Felixs Gegenwart nicht mehr an die Nacht dachte und keine Angst mehr von ihm hatte. „Es tut uns leid." Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen und sagte mit einer gebrochenen Stimme. „Es ist ja nicht eure Schuld. Ich sollte jetzt gehen." Chan sah mich bemitleidend an und seufzte.

Ich stand auf, mein Blick auf den Boden gerichtet, als Chan sagte. „Aber ich denke, es ist nicht so schlimm, wenn du noch eine Nacht hierbleibst. Natürlich nur, wenn Minho sein Zimmer teilen möchte." Er lächelte mich an und ich schaute zu Minho, welcher nickte. Er sah glücklich aus.

Mir war klar das Chan, dies nur sagte, weil ich ihm leidtat, aber er hatte recht es ist eigentlich zu riskant. Unsicher sah ich ihn an und er verstand meine Zweifel. „Es ist schon okay, wenn du noch eine Nacht hierbleibst." Sein Lächeln überredete mich und der Grund, warum ich sie eigentlich nicht verlassen wollte.

„Danke", sagte ich sanft und setzte mich wieder aufs Sofa und sah zu Felix, der sich anscheinend auch freute, dass ich noch eine Nacht hier blieb, was sein breites Lächeln verriet. Mein Blick fiel auf Minho und ich erwischte ihm dabei, wie er mich anstarrte. Sein süßlicher und frischer Geruch kam mir entgegen. Er sah mir immer noch in die Augen, bis er plötzlich den Augenkontakt abbrach und aufstand.

„So... Was sollen wir jetzt machen?" fragte mich Felix plötzlich und mein Blick schweifte zu ihm, nachdem Minho den Raum verlassen hatte. Warum war er gegangen? Am liebsten wäre ich ihm hinterhergelaufen. Warum war er so komisch gewesen? Ich zuckte mit den Schultern und er überlegte bis er sagte. „Lass ein paar Videospiele spielen, mhm? Wir können auch die anderen fragen, ob sie mitmachen wollen." Ich nickte mit einem Lächeln, was er mir zurückgab.

Er sah fragend zu Chan der immer noch vor uns saß, welcher dann den Kopf schüttelte. „Sorry, ich muss noch ins Studio mit Han und Changbin."
„Ok, nicht schlimm." Felix sah wieder mich an und stand auf. „Ich gehe, die anderen mal fragen." Ich nickte und er verließ das Wohnzimmer.

Nun saß ich dort allein und schaute auf den schwarzen Fernseher. Ich war so glücklich in dem Moment bei ihnen sein zu können, doch es machte mich ebenso doll traurig, dass ich mich morgen wieder verabschieden musste.

Ich fragte mich, wieso Minho sich so komisch verhalten hatte. Zuerst umarmte er mich, dann setzt er sich ganz nah und beobachtet mich und steht dann plötzlich auf und verschwindet. Ich wollte zu ihm. Ich wollte in seiner Nähe sein, Zeit mit ihm verbringen. Zwar hatte ich keine Ahnung, warum ich das so unbedingt wollte, doch jedes Mal wenn er bei mir ist, fühlt sich alles in mir so gut an und mein Bauch kribbelte. Mein Herz schlug schneller und alle Gedanken in meinem Kopf handeln von ihm. Es war so ein unbeschreibliches, schwer in Worte zu fassende Gefühl, doch ich konnte nicht aufhören es immer wieder fühlen zu wollen. Es machte mich schon fast süchtig. Manchmal fragte ich mich, ob er sich auch so in meiner Gegenwart fühlte.

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„I never craved attention, until I tasted yours"

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt