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Die Zeit blieb stehen. Die Luft in dem Raum war erdrückt von den Worten, die nicht gesagt wurden. Mein Herz schlug schneller und ich spielte mit meinen Ringen. Ich sah ihn an und sein Atem stockte.

„Ich hatte das noch nie. Ich verstehe es auch nicht. Normalerweise habe ich meinen Durst unter Kontrolle, aber mit dir ..." Er schaute mich unsicher, auf meine Reaktion an und ich nickte verständlich. „Jedes Mal, wenn ich in deiner Nähe bin, fühle ich mich so ... anders. Alles in mir fühlt sich angezogen von ... dir und damit meine ich nicht nur den Blutdurst. Ich kann es nicht erklären. Ich verstehe, wenn du jetzt Angst vor mir h..."

Sein Reden wurde immer schneller und nervöser, weshalb ich ihn unterbrach, indem ich meine Hand auf seine legte. Er sah mich an und ich versuchte zu Lächeln. Er lächelte unsicher zurück. „Es ist okay." Ich versuchte so sanft wie möglich zu klingen und sah ihn warm an. In seinem Blick änderte sich was.

Er war noch unsicher, aber trotzdem warm. Da war dieser Funke, dieses Leuchten in seinen Augen und irgendwie wusste ich, es würde mich aus der Dunkelheit leiten. Es würde mich glücklich machen. Ich wusste es, tief in mir.

„Ich verstehe, was du meinst. Ich kann es mir auch nicht erklären, aber alles an dir ... bei dir fühle ich mich anders. Besser." erklärte ich ihm. In seinen Augen bildete sich Hoffnung, die gleich wieder von seiner Unsicherheit verdeckt wurde. Mein Bauch kribbelte und mein Herz schlug schneller.

„Hast du jetzt auch ... Blutdurst?", fragte ich unsicher und er schaute mich mit soviel Schmerz und Wärme an, dass mir das Herz brach, doch er schüttelte den Kopf und schaute auf meine Hand, die immer noch auf seiner lag. „Ich habe eben was getrunken ... es ist so, leichter es zu kontrollieren. Ich will dich nicht verletzten." Mir wurde warm am kompletten Körper und es fühlte sich schon fast unangenehm an.

„Wie geht es deinem Kopf?" Er versuchte vom Thema abzulenken und ich versuchte ihn beruhigend anzulächeln. „Der Arzt hat gesagt es wäre eine kleine Gehirnerschütterung, aber ich muss noch hierbleiben, weil ich durch den Schwindel immer umkippen könnte und da ich allein wohne, geht es nicht anders."

Er überlegte nicht einen Moment und antworte direkt. Es klang schon fast wie ein Befehl. „Ich passe auf dich auf." Ich sah ihn überrascht an, doch ich sah in seinem Blick, dass er es ernst meinte. „Bist du sicher? Hast du nicht viel zu tun? Musst du nicht noch zu mehr Veranstaltung und was willst du den anderen erzählen?"
„Lass das meine Sorge sein und außerdem haben wir alle sowieso jetzt erstmal eine Woche nichts geplant."
„Aber ..."

Er unterbrach mich. „Es ist okay. Sag dem Arzt morgen Bescheid, dass du nicht allein bist." Er lächelte und seine Augen waren so warm. Ich könnte ihm blind vertrauen. Er gibt mir soviel Sicherheit und Geborgenheit, aber ich wollte ihn nicht verletzten. Wenn ich das jetzt zulassen würde, würde er das gleiche Risiko wie Felix eingehen und das machte es nicht besser, doch er beantwortete meine Frage als könnte er meine Gedanken lesen.

„Es wird nichts passieren, ich passe auf." Er stoppte und dachte nach. „Aber wenn du Angst vor mir hast, verstehe ich es."
„Nein ..." Er lächelte.
„Dann steht es fest. Ich verspreche dir, dass ich auf dich aufpasse und vorher immer was trinken werde, ok?" Ich sah ihn unsicher an.

War es wirklich eine gute Idee? Außerdem machte es nicht besser, dass ich mich immer noch schlecht fühlte wegen Felix und Minho jetzt bevorzugte, doch diese Augen, diese Stimme, so sanft, so liebevoll. Sein Lächeln, jedes Mal, wenn ich es sehe, erwärmt sich alles in meinem Körper.

Ich habe Angst vor mir selber, was ich für ihn tun würde. Mein ganzes Leben könnte ich ihm anvertrauen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich nickte und sein Gesicht erhellte sich und das Lächeln erschien wieder auf seinen Lippen. Wie sie sich wohl auf meinen anfühlen würden?

Das Kribbeln in meinem Bauch hörte nicht auf und ich sehnte mich nach seiner Berührung, doch ich wollte ihn nicht bedrängen. Seine Augen schweiften über mich. Er beobachtete jede einzelne Bewegung von mir. Seine Brust hob sich zu seinen unregelmäßigen Atemzügen und seine Haare fielen ihm ins Gesicht.

Zwischen uns war diese Stille, jedoch keine unangenehme und sie erinnerte mich an den Tag, wo ich mit ihm spazieren gegangen bin. Es war die gleiche Stille zwischen uns, doch keiner fühlte sich unwohl. Diese Wärme in seinen Augen war nur noch stärker geworden. Ich wollte ihn nie mehr loslassen.

All meine Ängste und Unsicherheiten sprachen dagegen, ihn weiter in meiner Nähe zulassen. Was, wenn ihm was passiert, meinetwegen? Was, wenn ich ihn verletzte? Doch mein Herz war zu egoistisch, ihn jetzt aus meinem Leben zu löschen. Es war, als würde es sich an ihm festhalten und ich konnte mich nicht losreißen, ohne dass mein Herz in tausend Teile zerbricht. Ich konnte nicht anders als mich darauf einzulassen.

Er stand auf und lächelte mich an. „Sag dem Arzt morgen Bescheid und ich komme dich abholen. Gute Nacht." Er lief Richtung des Fensters, nachdem er seine Nummer in meinem Handy eingegeben hatte, damit ich ihn Bescheid sagen konnte, wann ich morgen entlassen werde.

Meine Hand griff nach seinem Arm und er drehte sich sofort wieder um und sah mich besorgt an. Es war wie ein Déjà-vu Moment für mich. Ich hatte genauso nach Felix's Arm gegriffen, weil ich unsicher war. Ich wollte ihn nicht als Freund verlieren, aber hab ihn dann gehen lassen. Diesmal war ich nicht in der Lage, noch jemanden gehen zu lassen. Besonders nicht ihn. Ich wusste zwar, dass ich morgen sehen würde, doch es war so ein unangenehmes Gefühl allein in einem Krankenhaus zu schlafen. Es machte mir Angst.

„Bitte gehe nicht." Seine Augen leuchteten für einen Moment auf und er überlegte, doch setzte sich dann neben mich. „Hast du Angst vor dem Krankenhaus?", sagte er mit einem Grinsen und ich schlug ihm leicht gegen den Arm. Ich wusste, dass der alte Minho irgendwann zurückkehren würde. Er hatte zwar eine sanfte Seite, doch er zeigt sie nicht oft. Ich war froh, dass er sich wohl genug fühlte, um sie mir gezeigt zu haben.

„Mach dich nicht über mich lustig. Krankenhäuser sind gruselig, besonders allein." Er lachte. „Ist ja gut. Ich bleibe hier, bis du eingeschlafen bist." Ich lächelte ihn dankbar an, als er sich gemütlicher hinsetzte.

Etwas länger sah ich ihn einfach nur an und bewunderte seine Schönheit. Er wirkte so unecht, als wäre er nur ein perfektes Bild, mit allen Details. Auch er wendete den Blick nicht von mir ab und ich wunderte mich, ob es am Blutdurst oder dass er mich mochte lag.

Wie gern ich jetzt in seinen Armen liegen würde, aber ich wollte ihn nicht überfordern. Ich durfte nicht vergessen, dass er diesen Blutdurst bei mir hatte. Ich durfte es nicht riskieren, es ihm schwerer zu machen. Es gab keine andere Möglichkeit für mich als zu warten, bis er mir näher kommt.

Meine Augen fanden wieder seine und mir stockte der Atem. Ich konnte dem intensiven Augenkontakt nicht standhalten und schaute weg, während ich bemerkte, wie meine Wangen sich erwärmten. Man hörte ein leichtes Lachen von ihm und er lehnte sich am Ende des Bettes an, genau neben mir. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm und schloss meine Augen. Allein die Tatsache, dass er mir so nah lag, reichte mir für den Anfang. Allein, dass er mich nicht verließ, reichte mir voll und ganz.

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„Some hearts are meant to be together"

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt