„Minji, hast du Lust, heute Nachmittag ins Kino zu gehen, es läuft..." Ich unterbrach Junseo. „Sorry, ich kann heute nicht." Natürlich hatte ich Zeit, doch ich wollte nicht. Ich hatte keine Lust auf irgendwas. Alles, was ich wollte, war, mich in meinem Bett zu verkriechen und nicht mehr herauszukommen.
Yuna sah mich verzweifelt an und ich mied ihren Augenkontakt und drehte mich zur Theke, als eine Kundin kam. „Was hättest du denn gerne?"
„Du hast gar nichts vor. Was ist nur los mit dir?" fragte Yuna besorgt, doch ich ignorierte sie und gab der Kundin ihren Kaffee.Ich fing an, die Tische abzuräumen, währenddessen ich ihre Schritte hinter mir wahrnahm. Sie stellte sich mir genau in den Weg, als ich die leeren Tassen wegbringen wollte, wodurch ich abrupt stoppte. Ihre Augen wanderten über mein Gesicht, als sie versuchte zu erkennen, was mit mir los war.
„Bitte sag uns doch, was passiert ist. Mehr als einen Monat gab es kein Lebenszeichen von dir und dann kommst du zurück und bist so traurig, so...bitte sag doch was los ist." Sie seufzte ein bisschen genervt, als auch Junseo sich neben sie stellte und mich ernst ansah. „Wir machen uns Sorgen um dich."
Mein Blick wanderte zwischen ihnen hin und her und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie waren schon immer meine besten Freunde gewesen und ich habe ihnen alles erzählt, doch dieses Mal ist es anders. Ich darf ihnen nichts sagen, sonst würde ich Minho und die anderen Jungs in Gefahr bringen.
Erwartungsvoll wartenden sie auf eine Antwort, doch ich blieb still. Es gab nichts, was ich sagen konnte. Ich enttäuschte sie, doch ich konnte nichts daran ändern. Vielleicht wenden sie sich jetzt auch von mir ab und ich bin komplett allein. Doch wollte ich das? So oder so konnte ich nichts dran ändern, also sagte ich ihnen die Wahrheit.
„Ich kann euch nichts darüber sagen, aber ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen. Ich werde auch nicht mehr einfach abhauen." Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen und hoffte, es wirkte überzeugend. Die beiden sahen mich verwirrt an und ich nutze den Moment und lief an ihnen vorbei, um die Tassen wegzubringen.
Den restlichen Tag ließen sie mich damit in Ruhe und sagten nichts mehr, weshalb ich mehr oder weniger erleichtert war. Ich beobachtete die beiden, als sie grad miteinander lachten. Wie sie sich ansahen, wie sie zusammen lachten. Es kam mir bekannt vor.
Minho hatte mich so angesehen. Mit so viel Wärme und Vertrauen. Diese braunen Augen. Wie sehr ich sie vermisst. Immer mehr verschwimmt das Bild von ihnen in meinen Erinnerungen. Es tat weh. Wann wird es endlich aufhören? Wann wird der Schmerz aufhören? Die Minuten, Stunden, Tage vergehen und der Schmerz lindert sich nicht.
Es war immer nach einen Monat immer noch eine offene Wunde, direkt in meinem Herzen. Es hörte nicht auf, zu bluten. Wie konnte ich es heilen? Mir war klar, dieser Schmerz würde niemals verschwinden ohne ihn. Ohne sein warmes Lächeln. Ich wollte es nur noch einmal sehen.
Die Dunkelheit hatte schon die Stadt übernommen, als man nur noch die Lichter durch die Fenster der einzelnen Häuser sah. Ich saß auf meinem Bett und schaute raus. Nur ein letztes Mal sagte ich mir. Nur ein letztes Mal wollte ich ihnen sehen.
Den letzten Monat war ich nicht einmal auf Social Media gewesen. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich dachte so wäre es leichter die Wunde heilen lassen, doch es war zu viel. Es sollte helfen ihn zu vergessen, doch ich wollte dies nicht. Ich öffnete die App auf meinem Handy und sah ein Video von ihrem letzten Konzert.
Sofort erinnerte ich mich daran wie es war, ihnen so direkt zuzusehen. Es war magisch und ich war so stolz auf sie alle. Sie hatten es so weit gebracht. Sie alle lachten zusammen, doch Minho lachte nicht. Er sah krank aus. Traurig. Erschöpft.
Ich merkte, wie mir eine Träne, nach der anderen die Wangen hinunterlief. War er genauso davon betroffen wie ich? Vermisste er mich? Ich schloss die App und legte mein Handy weg, als ich es nicht mehr aushielt ihn so zu sehen. Er verließ mich nur, weil er dachte, er wäre zu gefährlich für mich.
Tief in mir drinnen hoffte ich, dass er meine Gefühle erwidert hatte, auch wenn er es nicht sagte. Ich wollte zu ihm. Ich wollte ihm helfen. Ihn in den Arm nehmen und ihn nie mehr loslassen, doch ich konnte nicht und dies war das Schlimmste.
Zwischen uns hätte es nicht funktioniert, selbst wenn er blieb. Ich werde immer älter werden, doch er wird jung bleiben. Er wird ewig leben und ich nur für ein paar Jahre. Alles sprach dagegen, dass wir je wieder zusammen sein konnten, doch ich wollte es trotzdem so sehr. Ich konnte dies nicht länger standhalten und ich wusste, dass ich bald aufgeben würde. Ich war zu schwach.
Es war still, als ich langsam aufwachte und das grelle Licht in meine Augen kam. Ich hatte keine Kraft dazu aufzustehen. Ich sah keinen Sinn darin. Mir war klar ich würde Yuna und Junseo damit nur noch mehr Sorgen machen und sie enttäuschen, doch es war besser würden sie ohne mich ihr Leben führen.
Ich war kurz davor, alles aufzugeben. Einfach alles hinzuschmeißen. Ich schrieb Yuna, dass ich kündigen würde. Die Kraft weiterzumachen war vollkommen aufgebraucht. Es tut mir leid, Minho, aber ich werde meine Versprechen brechen. Ich stand von meinem Bett auf und ging zu meinem Balkon.
Nervös schluckte ich, als ich nach unten sah. Vorsichtig kletterte ich vor mein Geländer und schaute nach unten. Es war tief. Meine Wohnung war im 5. Stock und ich wusste, dieser Fall würde alles beenden. All die Schmerzen. All die Traurigkeit. All dies. Alles wäre endlich vorbei. Ich stand dort 5 Minuten lang und ich wusste nicht, was mich zurückhielt. Vielleicht wollte ich Minhos Versprechen nicht sprechen? Vielleicht wollte ich es ihm nicht antun, doch ich hielt es nicht mehr aus. Ich konnte nicht mehr weiter machen, nicht ohne ihn.
Zitternd stand ich vor meinem Geländer und schaute in den Abgrund. Mein Herz fing an, immer schneller zu schlagen und ich bekam eine Gänsehaut. Wahrscheinlich wird eine Welt ohne mich besser sein. Ich brachte sowieso jedem nur Unglück. Genau genommen tat ich allen damit was Gutes. Langsam löste ich meinen Griff ums Geländer, als mein Handy anfing zu vibrieren und ich rutschte fast vor Schreck ab.
Eigentlich wollte ich den Anruf nicht annehmen, doch als ich schaute, wer es war, kletterte ich zurück hinter mein Geländer. Sofort nahm ich den Anruf an. „Chan?" Auf der anderen Seite des Hörers hörte ich ein Rascheln und Straßenlärm. „Hi. Ich wollte mit dir über etwas reden. Hättest du grad Zeit?"
Seine Stimme klang unsicher und mir lief es eiskalt den Rücken runter. Was, wenn etwas mit Minho passiert war? Was, wenn er sich verletzt hatte? Konnten Vampire sich überhaupt verletzen? „Worüber denn?"
„Über Minho." Mir stockte der Atem.________________________________
„Maybe in another universe we will find each other again."
DU LIEST GERADE
Dancing in Nightmares | Minho Vampire ff
Vampire„Man konnte nur das Prasseln der einzelnen Regentropfen hören und meine unregelmäßigen Atemzüge. In dem Moment fühlte es sich so an, als bliebe die Zeit kurz stehen. Als wären wir in einer Blase gefangen. Nur wir beide. Ich war wie in einem Bann gez...