Es gibt viele Theorien dafür, was nach dem Tod mit uns Menschen passiert. Ich denke, nach dem Tod wird die Seele des Menschen wiedergeboren. In einem neuen Körper oder auch als neues Lebewesen. Jeder bekommt mehr Chancen, die Fehler in seinem vorherigen Leben zu beheben und sie besser zu machen.
Ich glaube jedoch, dass es einen zweiten Grund dafür gibt, wiedergeboren zu werden. Hattet ihr schon mal das Gefühl, mit einer Person verbunden zu sein? Ich denke, dass jede Person mit einer anderen verbunden ist und unserer Sinn des Leben ist der unsere andere Hälfte zu finden.
Der Grund, dass man wieder geboren wird, ist der, diese Person zu finden. Erst dann lebt man richtig. Erst dann kann man wirklich glücklich sein. Ich habe meine Person gefunden, doch ich konnte nicht mit ihr zusammen ein. Deshalb werde ich immer weiter wiedergeboren und suche ihn. Immer weiter werden wir den gleichen Schmerz empfinden. Anscheinend sind wir dazu verdammt, niemals glücklich zu werden.
Ich öffnete meine Augen und schaute in seine sanften, braunen Augen. „Minho?" Alles war still. Seine kastanienbraunen Haare fielen ihm ins Gesicht, als er mich mit seinen Katzen ähnlichen Augen ansah. Mein Herz blieb stehen und für einen kurzen Moment war ich verwirrt.
„Komm, wir müssen hier weg." Er redete schnell und panisch, doch erst jetzt bemerkte ich, dass es Chan war, welcher vor mir saß. Scherben lagen überall um mich herum auf dem Boden verstreut. Auf meiner Zunge lag ein metallischer Geschmack, und Panik stieg in mir auf. Meine Lunge fühlte sich an wie zugeschnürt, weshalb ich armselig versuchte, nach Luft zu schnappen. Der Geruch von Rauch stieg mir in die Nase und ging brennend meinen Rachen hinunter, wodurch ich husten musste.
Sirenen schallten durch die Straßen der Stadt und ich hörte so viele Stimmen durcheinander reden. Dies alles kam mir viel zu bekannt vor. Ich hatte sowas schon mal erlebt und ich war nicht in der Lage dazu, es noch einmal zu erleben. Chan zerrte an mir, versuchte mich auf die Beine zu bringen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Als er es endlich schaffte, mich hinzustellen, zog er mich hinter ihm her.
Wir liefen immer weiter vom Geschehen weg. Ich konnte meinen Blick jedoch nicht von dem umgedrehten, kaputten Auto wenden. Ich war verwirrt, denn ich verspürte keinen Schmerz. Ich fühlte gar nichts außer der Panik, die sich immer weiter in mich herein fraß.
Plötzlich stoppte Chan und ich fiel fast auf den Boden, doch er fing mich auf. Er hielt mich an meinen beiden Schultern und rüttelte leicht an ihnen. „Ist alles in Ordnung?" Besorgt wartete er auf eine Antwort, doch ich bekam kein Wort aus mir heraus. Ich war im Schock und ich hatte Panik.
„Minji!" Er rüttelte stärker und dies riss mich aus meinem Bann. „Was ist passiert? Warum bin ich nicht verletzt?" Erleichtert atmete er aus und ließ von mir ab. „Wir müssen von hier weg, komm." Er griff nach meinem Arm und wollte mich weiter hinter ihm herziehen, doch ich blieb stehen.
Verwirrt sah er mich an und Tränen fingen an, meine Wangen herunterzulaufen. Das machte alles keinen Sinn. Wir hatten einen Autounfall und ich habe es wieder überlebt. Ich habe nicht mal einen Kratzer. Wie kann das sein? Panik war immer noch in meinem ganzen Körper, und ich merkte, wie mir alles zu viel wurde.
Mein Hals schnürte sich zu und ich versuchte nach Luft zu schnappen, doch ich konnte nicht mehr atmen. Dieses Gefühl, diese Angst, diese Panik, es war zu viel für mich. Ich konnte es kein zweites Mal erleben. Wann hörten die Schmerzen und das Leiden endlich auf?
„Was ist mit mir los?" Verzweifelt schrie ich ihn an und die Tränen liefen in Strömen meine Wangen hinunter. Etwas in seinem Gesichtsausdruck änderte sich und er schaute mich besorgt an. „Ich erkläre es dir später, wir müssen jetzt weg."
„Nein!", schrie ich. Mir stieg alles zu Kopf und im nächsten Moment wurde mir alles schwarz vor Augen und ich verlor mein Bewusstsein.Dies alles machte mich fertig. Ich hielt es nicht mehr aus, immer weiter zu leiden. Seit dem Unfall war alles zerstört. Glücklich zu sein, war seitdem für mich ein unerreichbares Ziel, doch ich rannte und rannte. Nie erreichte ich es. Immer wenn ich ganz kurz davor stand, war es, als hätte jemand das Ziel wieder tausende Kilometer von mir entfernt gesetzt.
Jedoch hörte ich nicht auf zu rennen, aber ich bin langsamer geworden und langsam gelange ich an den Punkt, an dem ich stehen bleiben möchte. An dem ich keine Luft und keine Kraft mehr habe weiter zu machen. Mittlerweile war das Ziel so weit entfernt, dass der Horizont es verschluckte. Ich gab auf. Ich gab auf, in dem Moment, als Minho mich verließ.
Langsam wurde ich wieder wach und bemerkte, dass ich nicht bei mir Zuhause war. Mein Atem blieb stehen, als ich das Wohnzimmer der Jungs sah. Ich lag auf dem großen Sofa, was fast den ganzen Raum einnahm. Sofort als Chan bemerkte, dass ich wach wurde, hielt er mir ein Glas Wasser hin.
„Geht es wieder?" Immer noch geschockt nickte ich und nahm das Glas und trank einen Schluck. War Minho auch da? Ich wollte ihn sehen. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn vermisste und dass er keine Gefahr für mich war. Ich wollte ihn in den Arm nehmen und nicht mehr loslassen. „Er ist in seinem Zimmer und wird nicht herauskommen", beantwortete Chan meine Frage, als wenn er meine Gedanken lesen konnte.
Ernst sah ich ihn an. „Ich möchte zu ihm." Ich wollte aufstehen, doch Chan zog mich wieder aufs Sofa. „Er hat mich gebeten, dich nicht zu ihm zu lassen." Mein Herz blieb stehen. Es fühlte sich so an, als hätte jemand mir mein Herz aus der Brust gerissen. Warum? Hatte er mich doch nicht vermisst? Warum wollte er mich nicht wiedersehen? Eine Träne entfloh meinem Auge und lief warm meine Wangen herunter und tropfte auf meinen Schoß.
„Er sagte, dass es besser so sei." Chans Stimme war sanft und entschuldigend. Besorgt lag sein Blick auf mir, als er das Glas wieder auf den kleinen Tisch vor dem Sofa stellte. Es tat so weh. Es schmerzte so sehr. Warum machte er das? Warum tat er mir das an? War ich ihm egal?
Im nächsten Moment konnte ich nichts mehr fühlen. Alles war taub. Alles war ausgeschaltet. Außer dem Schmerz. Dieser würde niemals verschwinden. Erschrocken zuckte ich zusammen, als jemand an die Tür hämmerte. „Ich mache schon", hörte ich Jisung rufen und danach, wie er die Tür öffnete.
„Hi ...oh...ey...ey. Was soll das?" schrie er und danach hörte man einen lauten Knall und mehrere Schritte in unsere Richtung kommen. Chan stand sofort auf und schaute nach, was los war, doch es war schon zu spät. Mehrere Männer, komplett schwarz gekleidet, betraten das Wohnzimmer und griffen Chan an. Einer der Männer stach Chan ein spitzes Holzstück ins Bein und er ging zu Boden.
Erschrocken schrie ich auf und ihr Blick fiel auf mich. Angst war in meinem ganzen Körper. Wer waren die und was wollten die von mir? Werden sie mich töten? Werden sie die anderen töten? Ich schrie auf, als einer von ihnen meinen Arm packte, doch Minho schlug ihn direkt wieder weg. Er fing an, gegen sie zu kämpfen, doch sie waren weitaus in der Überzahl.
Jemand packte mich am Arm und hielt mich fest. „Lass mich los!" Ich versuchte, den Mann zu treten und mich irgendwie zu befreien, doch es brachte absolut gar nichts. Minhos Blick fiel auf mich und er verlor kurz den Fokus, weshalb sie ihn sofort packten. Er versuchte, sich mit all seiner Kraft aus ihrem Griff zu befreien, doch es half nichts.
Seine braunen Augen trafen auf meine. Besorgt und ängstlich sah er mich an, und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Alles passierte so schnell und im nächsten Moment saß ich gefesselt und mit Klebeband auf dem Mund in einem Van. Ein Mann auf jeder Seite von mir. Keiner der Jungs war bei mir. Ich wusste nicht, wo sie waren, und ich hatte Angst. Ich versuchte zu schreien, doch es brachte nichts.
Was wollten die von mir? Und was haben sie mit den anderen gemacht? Geht es ihnen gut? Tränen fingen wieder an, meine Wangen hinunterzulaufen. Ich hatte Angst und was mich noch mehr verstörte, war der Blick von Minho, als er festgehalten wurde. Entschuldigend, aber auch mit Reue, sah er mich an. Er war besorgt und hatte auch Angst und alles, was ich wollte war, mit ihm zusammen zu sein, um ihm diese Angst zu nehmen, aber das konnte ich nicht, denn ich saß gefesselt in einem Van. Ich war am Ende.
Vielleicht kam jetzt endlich der Moment, wo ich erlöst werden würde, doch ich hoffte, dass den Jungs nichts passiert, dass Minho nichts passiert. Ich hoffte, dass es ihnen gut geht und dass ich endlich nicht mehr leiden musste, dass ich endlich frei sein konnte.
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„Do I deserve all this pain?"
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Dancing in Nightmares | Minho Vampire ff
Vampirgeschichten„Man konnte nur das Prasseln der einzelnen Regentropfen hören und meine unregelmäßigen Atemzüge. In dem Moment fühlte es sich so an, als bliebe die Zeit kurz stehen. Als wären wir in einer Blase gefangen. Nur wir beide. Ich war wie in einem Bann gez...