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Adrenalin schoss durch meinen ganzen Körper. Mein Puls erhöhte sich und mein Herz schlug in einem so rasendem Tempo, es machte mir Angst. Alles in mir pulsierte mit Kraft und Energie und es fühlte sich... gut an. Im selbem Moment spürte ich aber den Tod genau neben mir sitzen. Er beobachtete mich. Ich spürte seine kalte und verstörende Anwesenheit, doch er fühlte sich vertraut an.

Er war wie ein Freund, der seine Arme weit für mich ausbreitete und auf mich wartete und da ist dieser Drang. Dieser Drang in seine Arme zu rennen und mich endlich befreien zu lassen. Auf der anderen Seite, hinter mir, da steht jedoch Minho. Er steht da und wartet. Er wartet darauf, dass ich mich entscheide, welchen Weg ich nehmen werde. Jedoch weiß ich. Egal wofür ich mich entscheide, ich habe keine Wahl. Es sieht so aus, als müsste ich eine Entscheidung treffen, doch ich wusste, es würde nichts bringen.

Ich habe keine Macht über mein Leben, doch ich hörte nicht auf, dafür zu kämpfen. Zu kämpfen dafür, was ich möchte. Was mir am Herzen liegt und ich werde rennen. Ich werde immer weiter rennen. Selbst wenn ich falle, werde ich auf allen Vieren weiter kriechen, bis ich endlich das Ziel erreicht habe. Das Ziel, Glück zu finden, in seinen braunen Augen.

Ich weiß, er wird auf mich warten. Ich weiß, er wird nicht mehr gehen. Kein zweites Mal. Er hat es gesagt. Er hat gesagt, dass er mich liebt und daran glaube ich. Daran halte ich mich fest. Es ist mein Treibstoff, das Wissen, dass er am Ziel stehen wird und auf mich warten wird, mit einem Lächeln auf den Lippen und Tränen in seinen Augen. Er wird genau vor mir stehen. Ich weiß es einfach.

Ich schreckte auf. Mit einem Mal waren all meine Sinne verschärft. Ich war allein in einem Raum, mit nur einem Bett und einem Tisch mit einem Stuhl, doch ich konnte andere Person sprechen hören, ich konnte hören wie sie sich unterhielten. Ich konnte jede Faser in der Bettdecke erkennen und ich wusste nicht, was mit mir passiert war.

Kraft pulsierte durch meinen ganzen Körper, ich fühlte mich so stark, doch im nächsten Moment zuckte alles in mir. Ich brauchte was zu trinken. Mein Rachen fühlte sich an, als würde er austrocknen und Stimmen in meinem Kopf hörten nicht auf zu reden. Was war mit mir los?

Ich bekam Panik und der Schmerz wurde immer stärker. Der Drang wurde immer stärker. Tränen fingen an meine Wangen hinunterzulaufen, denn es machte mir Angst, nicht zu wissen, was mit mir ist. Warum alles so weh tat. Warum ich diesen Drang hatte.

Ein lautes Schlagen lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Tür. Eine Gänsehaut lief über meinen ganzen Körper. Die Tür öffnete sich und ich schreckte zurück, als ein Mann in meinen Raum geschubst wurde. Er fiel auf den Boden. Ich roch seinen Schweiß und seine Angst. Er zitterte am ganzen Körper und blaue Flecken färbten seine Haut.

Laut stark schnappt er immer wieder nach Luft und auf einem Mal kommt mir ein starker Geruch entgegen. Mein Kiefer zuckte immer wieder und ich verlor den Fokus. Sofort sah ich die offene Wunde an seinem Oberarm und wie das warme Blut auf die Fliesen tropfte. Unbewusst leckte ich mir über die Lippen. Er versuchte vom Boden aufzustehen, doch er hatte keine Kraft. Er hob seinen Kopf und als er mich sah, atmete er erleichtert aus.

„Bitte...h... hilf mir." Ich wollte ihm helfen. Ich wollte es wirklich, doch mein Kopf tat so weh. Ich wollte dagegen ankämpfen, gegen diesen Drang, doch es schmerzte immer mehr. Meine Pupillen weiteten sich und im nächsten Moment hatte ich seine Haut zwischen meinen Zähnen.

Das Blut lief meinen Rachen hinunter und es schmeckte so gut. Es war so warm, so angenehm. Ich spürte, wie es mich immer mehr mit Kraft füllte. Es fühlte sich so gut an. Er schrie auf, doch ich bekam es gar nicht mit. Ich wollte immer mehr und mehr. Ich blendete alles um mich herum aus und ehe ich mich versah, viel er reglos zu Boden und erst jetzt fiel mir auf, was ich getan hatte.

Erschrocken sprang ich von ihm weg. Tränen liefen aus meinen Augen. Reste von dem Blut waren noch an meinen Lippen an meinen Händen. Es war überall. Mir wurde übel. Was habe ich nur getan? Er war tot. Seine Haut war bleich. Er hatte keinen einzigen Tropfen Blut mehr in seinem Körper und ich hatte Angst. Angst vor mir selber. Was war mit mir falsch? Warum habe ich ihn angegriffen?

Ich hatte vollkommen die Kontrolle über mich selbst verloren und das Schlimmste daran war, dass es sich so gut anfühlte. War ich etwa ein Vampir? Auf einem Mal kam alles wieder zurück. Ich hatte Minhos Gesicht genau vor meinen Augen. Diese Angst, diese Wut. Es tat so weh. Mein Körper brach in sich zusammen und ich hielt mir meine Hände vor den Mund, als ich auf die Knie fiel.

Ich war gestorben. Genau vor seinen Augen. Oder war ich das wirklich? Ich konnte mir nicht vorstellen, was er jetzt durchmachen musste. Sofort musste ich zu ihm. Ich wollte ihn in den Arm nehmen und sagen, dass ich noch lebe, dass es mir gut geht. Meine Augen weiteten sich. Was, wenn JYP den Jungs auch was angetan hatte? Was, wenn sie auch tot sind?

Mein Atem wurde immer schneller und mir wurde schwindelig. Das konnte nicht wahr sein. Es durfte es einfach nicht. Die Leiche des Mannes lag immer noch vor mir und ich konnte dies nicht mehr sehen. Ich hatte einen Menschen umgebracht. Ich trank bis zu seinem letzten Tropfen Blut. Ich war ein Mörder. Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging, doch ich konnte nicht aufhören zu weinen.

Die Tränen hörten nicht auf meinen Augen zu entfliehen und es tat so weh. Die ganze Zeit war es still gewesen, nur mein Schluchzen hüllte den Raum, bis ich Lautes schlagen und danach wie ein Türschloss geöffnet wurde, hörte. Mit brennenden Augen und verschwommener Sicht sah ich zur Tür, die sich langsam öffnet. Angst breitete sich in mir aus.

Was kam als Nächstes? Mir kam ein vertrauter Geruch in die Nase, doch ich wusste nicht woher. Ich wusste nicht, dass ich meine Luft so lange anhielt, bis ich lange ausatmete, als Chan in den Raum sah. Sein Blick fiel auf mich und dann auf den Mann. Er wird denken, ich bin ein Monster. Ich wollte hier weg sofort. Ich wollte nach Minho sehen und beinahe wäre ich direkt auf Chan zugelaufen, doch JYPs Worte hallten durch meinen Kopf.

Chan hatte mich verraten und ich wusste noch nicht so ganz, ob ich es glauben sollte oder nicht. Die Tatsache, dass er mir die Tür öffnete, lies mich nicht weniger zweifeln. Jedoch brauchte ich in diesem Moment irgendjemanden, der mir sagt, dass alles gut wird. Das mit mir alles ok ist und dies nur ein schlimmer Alptraum ist. Doch ich wusste, dies war genauso real wie das Blut an meinen Lippen und Händen. Besorgt lag sein Blick auf mir und er kam sofort zu mir hereingestürmt.

„Hey, es ist alles gut. Wir müssen hier weg. Ich bringe dich hier raus." Er versuchte beruhigend zu klingen, doch ich hörte wie panisch er war. Er wollte nach meinem Arm greifen, doch ich zog ihn weg. Verwirrt sah er mich an. „Hast du mich wirklich verraten?" Meine Stimme brach. Geschockt sah er mich an und schüttelte sofort den Kopf.

„Nein, sowas würde ich niemals tun. Einer seiner Männer hatte uns gesehen, als wir den Unfall gebaut hatten. Hör zu, ich würde niemals meine Freunde verraten." Irgendwas in mir sagte, ich konnte ihm glauben. Ich wollte es glauben. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich ihm vertraute.

„Was ist mit mir los? Alles fühlt sich komisch an und ich habe..." Mein Blick fällt auf die Leiche des Mannes und die Tränen wurden mehr. Chan sah immer wieder panisch zu Tür, als hoffte er, nicht irgendein Monster zu sehen. „Wir müssen gehen. Wir haben nicht viel Zeit. Ich erkläre es dir später." Wieder wollte er mich mit sich ziehen, doch diesmal war er nicht stark genug, was mich wunderte. „Ich will jetzt wissen, was mit mir los ist!"

Entschuldigend und zugleich besorgt sah er mich an. „Du bist ein Vampir."

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„Fear is keeping me awake."

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt