Mein Kopf dröhnte und es fühlte sich so an, als würde sich alles drehen. Ich sah ihn vor mir liegen. Eine Blutlache um ihn drumherum und es wurde immer mehr. Das Schlimmste daran war, ich konnte es riechen. Ich wollte mehr. Blut war an meinen Händen, an meinen Klamotten, ich spürte den Geschmack davon auf meinen Lippen. Es war einfach überall.
Meine Sicht wurde immer verschwommener und mein Kopf tat so weh. Die Leiche des Mannes lag vor mir. So wie man sie in einem Horrorfilm erwarten würde und ich wusste nicht, wer dies war. War der Mörder noch dort? Ich schrie auf. Meine Lunge fühlte sich an wie zugeschnürt und ich versuchte immer wieder armselig nach Luft zu schnappen.
Im nächsten Moment wurde mir klar, wer dies war. Wer diesen unschuldigen Mann brutal getötet hatte. Es war die Person, vor der ich am meisten Angst hatte. Ich selber.
Erschrocken öffnete ich meine Augen und suchte nach etwas Vertrautem. Etwas, was mir zeigte, dass dies nicht passiert war. Doch ich wusste ganz genau, dass ich diesen Mann getötet hatte. Wie viele würde ich noch töten? Was, wenn ich mich nächstes Mal wieder nicht kontrollieren kann?
Ich wollte nie ein Vampir werden, doch ich hatte keine Wahl. Wie auch zuvor hatte ich kein Mitbestimmungsrecht darüber, was in meinem Leben geschah. Dies ließ mich machtlos fühlen. Schwach. Ich war nicht sauer auf Chan. Hätte er mir nicht sein Blut gegeben, hätte ich Minho nicht wiedersehen können. Er hätte so darunter gelitten, dies kann ich mir gar nicht ausdenken. Deshalb bin ich ihm dankbar, jedoch hätte ich mir gewünscht es hätte unter anderen Umständen funktioniert.
Tränen liefen aus meinen Augen. Immer mehr tropften auf meinen Schoß. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich gefesselt auf einem Stuhl saß. Ruckartig versuchte ich mich zu befreien als Panik in mir aufstieg. „Minji? Bist du verletzt? Geht es dir gut?" Seine sanfte, aber besorgte Stimme ließ mich sofort herunterfahren. Meine Atmung wurde gleichmäßiger.
Mein Blick fiel auf ihn. Minho. Erleichtert atmete ich aus, nicht wieder allein zu sein. Er saß genau vor mir und auch her war gefesselt. Mit seinen braunen Augen sah er mich besorgt an. Blut lief aus einer Wunde an seinem Kopf und ich schluckte. „Es wird alles gut, okay?" Ich sah ihn nervös an. Er sagte, alles wird gut. Ich glaubte ihm. Er muss recht haben. Ich nickte und er versuchte zu lächeln.
Wenn ich ehrlich war, gab es in meinem Leben kein Funke von Hoffnung mehr in mir, bevor ich Minho traf. Aber seit diesem einen Moment an, war er alles woran ich noch glaubte. Ich weiß noch, wie wir vor dem Fenster saßen und den Regen beobachtet haben. Ab da konnte ich meinen Blick nicht mehr von ihm wenden. Wir beide hatten einfach nur die Anwesenheit des anderen genossen. Ich liebte diese Erinnerung mit ihm. Es war das erste Mal wo ich realisierte, dass ich mich so wohl bei ihm fühlte, dass ich ihm vertrauen konnte. Er ist mein einziger Funke Hoffnung und ich wusste, ohne ihn, hätte ich nichts mehr, was mich noch auf dieser Erde halten würde.
Mein Blick fiel auf Felix, welcher etwas weiter von Minho entfernt ebenfalls auf einen Stuhl gefesselt war, jedoch war er noch bewusstlos und ich begann mir Sorgen zu machen. Die Tür knallte auf und ich schreckte zusammen. Mein Blick richtete sich sofort auf JYP der mit 2 Wachen den Raum betrat. Genervt atmete ich die Luft aus, die ich die ganze Zeit angehalten hatte.
Ich verstand nicht, was er gegen uns hatte oder warum er uns nicht einfach in Ruhe ließ. Ich war wütend. Langsam sah ich zu Minho rüber und war überrascht über seinen Gesichtsausdruck. Er sah JYP direkt an, doch in seinen Augen war soviel Wut und Hass, nichts von den liebevollen braunen Augen, mit der er mich immer ansah. Er sah ihn an, als würde er ihn töten wollen und mir wurde klar, dass dies wahrscheinlich auch so war.
„Du hast es also echt überlebt. Ich war überrascht, als sie nicht nur das armselige Mädchen, sondern auch dich mitbrachten." Während er dies sagten, sah er mich abwertend an. Mein Körper spannte sich an. Minho schnaubte ironisch und sah ihm danach direkt wieder ernst in die Augen. „Was mache ich nur mit euch? Soll ich sie nochmal töten?"
In mir zog sich alles zusammen, als er dies mit einem amüsierten Grinsen sagte. „WAG ES DICH, SIE ANZUFASSEN ODER ICH BRINGE DICH UM!" Minho drohte ihm und versuchte gleichzeitig sich von den Fesseln zu lösen, doch es klappte nicht. JYP lachte laut und tat so, als würde er sich eine Träne vom Auge wischen.
Direkt danach wurde sein Blick wieder ernst und er schaute mich nachdenkend an. Ich hatte Angst vor ihm. Etwas an ihm ließ mich unwohl fühlen, wahrscheinlich deshalb, weil er mich getötet hatte, aber ich denke eher, dass es daran lag, dass ich sah, wie er Minho verletzt hatte. Ich konnte es nicht sehen wenn Minho leidet. Jedes Mal wenn es ihm schlecht fühle ich mich auch schlecht. Es tut so weh ihn verletzt zu sehen. Wie ein Stich direkt ins Herz.
„Nehmt sie mit." Das Blut gefror in meinen Adern. „FASST SIE NICHT AN ODER ICH BRINGE EUCH UM!" Meine Sicht wurde verschwommen, währenddessen Minho ihn anbrüllte und ihm drohte. Mit all seiner Kraft versuchte er sich zu befreien, doch es betraten noch mehr Wachen den Raum und hielten ihn fest. Mein ganzer Körper zitterte. Würde ich jetzt nochmal sterben? Ein letztes Mal?
Ich spürte, wie sie mich losbinden, doch ich konnte mich nicht bewegen. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, als ich die Panik durch meinen ganzen Körper fließen spürte. Die Wachen hielten meine Arme fest, weshalb ich aus meiner Starre erwachte und sie versuchte wegzuschubsen. Jedoch waren sie viel stärker als ich und hoben mich mit Leichtigkeit vom Stuhl.
„HÖRT SOFORT AUF! LASST SIE GEHEN! ICH WERDE EUCH ALLE TÖTEN, WENN IHR SIE NUR ANFASST!" Seine Stimme wurde immer leiser, währenddessen sie mich weiter durch den Flur schubsten. Diese Flure sahen anders aus, als die im JYP Gebäude. Alles wirkte kalt und ungemütlich.
Die unebene Wand war aus grauen Steinen. Ein paar Lampen flackerten, währenddessen andere gar nicht leuchten. Alles war in eine dunkel und gruselige Atmosphäre gelegt und dies machte mir noch mehr Angst. Nirgends waren Fenster und die Luft war stickig. Ich hatte keine Ahnung wo wir waren oder was sie mit mir vorhatten, doch am meisten hatte ich Angst darüber, was sie Minho und Felix antun würden. Sie sitzen in dieser Scheiße nur meinetwegen. Ich hoffte, ihnen ging es gut.
JYP lief vor uns, währenddessen die Wachen mich hinterher zogen. Meine Beine waren wie gelähmt, ich fühlte mich so schwach. So wehrlos. Ich konnte nichts machen als zuzusehen und zu warten. Endlich betraten wir einen Raum und die Wachen schmissen mich förmlich auf den Stuhl. Grad noch so konnte ich mich auffangen bevor ich vom Stuhl fiel.
Verwirrt darüber, wie die Wachen den Raum verließen, sah ich ihnen hinterher. Nachdem sie die Tür geschlossen hatten, hörte man, wie sie die Tür abschlossen. Entkommen, stand nicht mehr zur Auswahl. JYP setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl mir gegenüber. Ich spürte wie meine Hände anfingen zu schwitzen und meine Luft langsam weniger wurde.
Er machte mich nervös. Aus dem Grund, seinem Blickkontakt zu entkommen, sah ich mir den Raum genauer an. Er war nicht wirklich anders von den Fluren. Die gleichen Wände, die gleichen kalten Lampen. Auf den kalten Fliesen jedoch lag ein runder, etwas größerer roter Teppich genau in der Mitte des kleinen Raumes. Er schien ein bisschen wie ein misslungener Versuch, den Raum gemütlicher zumachen. Abgesehen von den zwei Stühlen und ein Tisch in der Mitte stand im Raum nicht wirklich viel mehr außer ein verstaubtes Bücherregal. Dieser Ort wirkte so verlassen.
„Du weißt, dass du den Jungs ihr Leben zerstörst, oder?" Mein Atem stockte und ich erstarrte. „Sie scheinen dir ja sehr am Herzen zu liegen. Besonders Minho. Warum tust du ihnen dann dies an?" Ich war verwirrt und wusste nicht, was er meinte, jedoch machte es mir Angst. Ich wollte ihr Leben doch nicht zerstören. Ich wusste nicht, dass all dies passieren würde.
„Nur deinetwegen verlieren sie ihr ganzes Leben." Das stimmte nicht, oder? War ich an all dem Schuld? Ich hätte einfach aus ihrem Leben verschwinden sollen. „Minho hätte deinetwegen sterben können." Mein Herz blieb stehen.
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„Realizing the truth is what hurts the most, but it will help you to move on."
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Leute bald ist Weihnachten. 🎄
Ich freue mich so. 😁Ich hatte eigentlich geplant die Story vor Jahresende noch zu Ende zuschreiben. Es fehlen nicht mehr viele Kapitel und ich denke ich könnte es noch schaffen, da ich ein bisschen vorgeschrieben hab.
Ich hoffe euch geht es allen gut und ich wünsche euch schöne Festtage. ✨✨
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Dancing in Nightmares | Minho Vampire ff
Vampire„Man konnte nur das Prasseln der einzelnen Regentropfen hören und meine unregelmäßigen Atemzüge. In dem Moment fühlte es sich so an, als bliebe die Zeit kurz stehen. Als wären wir in einer Blase gefangen. Nur wir beide. Ich war wie in einem Bann gez...