Sie lächelte, als sie mich sah. Mein ganzer Körper fing an zu kribbeln. Sie war glücklich, mich zu sehen? Hatte sie mir verziehen? Ich schämte mich immer noch dafür, sie einfach geküsst zu haben.
Diese Freundschaft, die zwischen uns war, das Vertrauen, was ich gewonnen hatte, war alles zerstört gewesen. Ich hätte verstanden, wenn sie sauer auf mich wäre oder traurig. Ich hätte verstanden, dass sie mich nie wieder sehen wollte. Doch stattdessen ist sie glücklich. Ich war total verwirrt.
Ganz langsam stand sie vom Sofa auf und hielt ihren Kopf. Er musste ihr echt weh tun. Sie war ja auf den Kopf gefallen. Unsicher lief sie auf mich zu und ich hatte Angst, sie würde jeden Moment umkippen. Sie öffnete das Fenster und ich kletterte rein.
Ihre braunen Haare waren zerzaust und fielen ihr ins Gesicht. Sie sah mich mit ihren grünen Augen an und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Auf einmal umarmte sie mich und ich zuckte überrascht zusammen. Eine Gänsehaut wanderte über meinen ganzen Körper und mein Herz begann schneller zu schlagen.
Ich spürte was Nasses an meinem Hemd und schob sie kurz weg und sah, dass Tränen ihren Wangen herunterliefen. Sofort drückte ich sie wieder an mich und legte meine Armen um ihren kleinen, zerbrechlichen Körper.
„E... es... tut mir leid." flüsterte sie mit einer gebrochenen Stimme, doch ich verstand nicht ganz, was ihr leidtat. Warum fühlte sie sich schuldig? Ich habe sie doch geküsst, ohne dass sie es wollte. Ich bin doch schuld. Warum entschuldigte sie sich? „Ich verstehe nicht ganz. Du hast nichts gemacht." versuchte ich sie zu beruhigen.
Sie schnappte immer wieder nach Luft, als ihre Tränen nicht aufhörten ihre Wangen herunterzulaufen. „Ich...h... habe dich verletzt." Ich war verwirrt. Warum zog sie all die Schuld auf sich? Hatte sie sich die ganze Zeit lang die Schuld gegeben?
Sofort schob ich sie weg von mir und beugte mich auf Augenhöhe zu ihr herunter. „Nein. Hast du nicht. Und dir muss auch nichts leid tun, du hast nichts gemacht." Ich versuchte meine Stimme so sanft, wie möglich klingen zu lassen, währenddessen ich ihr eine Strähne hinter die Ohren schob. „Mir tut es leid, dass ich dich einfach geküsst habe. Ich bin schuld, nicht du."
Sie hörte auf zu weinen, jedoch zitterte ihr ganzer Körper. Langsam schob ich sie Richtung des Sofas und setzte mich mit ihr hin. Ich legte eine Decke um ihren Körper und zog sie wieder an mich. Vorsichtig strich ich ihr über den Rücken, in der Hoffnung sie würde sich wieder beruhigen. „Nein Felix...ich bin schuld. Anscheinend habe ich dir falsche Signale gesendet und musste dich so abweisen. Es tut mir so leid... Bitte, sei nicht sauer auf mich." Leise fing sie wieder an zu weinen, als sie ihr Gesicht wieder in mein Shirt vergrub.
Warum suchte sie die Schuld in sich? Sie ist so ein liebevolles kleines Mädchen, jedoch wurde ich einfach nicht schlau aus ihr. Irgendwas war ihr mal passiert und es war was Schlimmes. Das war mir schon klar, als sie den einen Morgen weinend aufwachte. „Du bist an gar nichts Schuld. Du kannst auch nichts für deine Gefühle. Man kann sich ja nicht aussuchen, wen man liebt. Ich bin nicht sauer auf dich."
Sie hob ihren Kopf und sah mich an. Ihre Augen waren rot und angeschwollen vom Weinen. Ihr Atem war unregelmäßig und ihr Herz schlug in einem rasendem Tempo. „Du bist nicht sauer auf mich?" Ich lächelte und schüttelte meinen Kopf. „Natürlich nicht." Sieh umarmte mich wieder als sie nur noch leise weinte.
Minji POV
Gleichzeitig zuckten wir beide zusammen, als Minho ins Wohnzimmer kam und uns beide genauso geschockt ansah, wie wir ihn. Sein Blick wanderte zwischen mir und Felix umher. „Warum bringst du sie zum Weinen?" Seine Stimme war nicht sanft, sondern laut. Sofort kam er auf uns zu, sein Gesicht wütend.Er zog mich ein bisschen zu ruckartig von Felix weg, sodass meine Kopfschmerzen zurückkamen. „Was machst du hier?", fragte Felix verwirrt. Langsam wurde er auch wütend und seine Stimme lauter. Er stand vom Sofa auf und stellte sich genau vor Minho. „WAS MACHST DU HIER?", schrie Minho, mit der Betonung auf dem du. Ich verstand nicht warum Minho so wütend war.
„MICH ENTSCHULDIGEN?! DU WEISST GANZ GENAU WIESO. WARUM BIST DU HIER?"
„DAS GEHT DICH NICHTS AN" Ihre lauten Stimmen taten meinem Kopf nicht gut und die Schmerzen wurden immer stärker. „Hört auf..." Meine Stimme war zu leise und sie hörten nicht auf sich anzuschreien. Ich versuchte immer noch auf mich aufmerksam zu machen, doch sie hörten mich nicht. Sie schrien sich immer noch gegenseitig an, als warme Tränen anfingen, meinen Wangen herunterzulaufen.Der Grund, warum sie sich stritten, war nur ich. Hatte ich ihre Freundschaft zerstört? „WARUM MACHST DU DAS WENN DU WEISST WAS ICH FÜR SIE EMPFINDE?", schrie Felix enttäuscht. „ICH PASSE NUR AUF SIE AUF." Sie wurden immer lauter und meine Stimme ging einfach unter ihren unter.
Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hatte das Gefühl, ich würde jeden Moment durch meine Kopfschmerzen umkippen. Wenn ich ehrlich bin, wäre mir dies im Moment, am liebsten gewesen. Am liebsten wäre ich umgefallen und nie wieder aufgewacht, sodass ich diesen Schmerz und diese Schuldgefühle endlich loslassen konnte.
Plötzlich hielt mich Felix an den Schultern und beide waren still. Minhos Blick war auf mich gerichtet. Er fühlte sich schuldig und war enttäuscht von sich selbst. Felix wendete seinen Blick zu ihm. „Schau was du gemacht hast."
„Hört auf..." Meine Stimme war so leise und kaum hörbar, doch beider ihrer Blicke wendeten sich zu mir. „Tut mir leid" entschuldigen sie sich im selben Moment, doch man konnte die Spannung zwischen ihnen spüren.Die Tränen liefen mir immer noch warm die Wangen runter. Vorsicht wischte mir Felix die Tränen weg. Sein Blick war so sanft und der Funke in seinen Augen war wieder da. Ich sah zu Minho welcher es nicht mal schaffte mir in die Augen zu sehen.
Mein Kopf dröhnte immer noch unerträglich und die beiden Jungs bemerkten es ebenfalls. Vorsichtig hob Felix mich hoch. Ich konnte mich nicht mal mehr wehren, so schwach fühlte ich mich. Langsam legt er mich ins Bett, als hinter ihm Minho den Raum betrat. Felix legte die Decke über meinen Körper und sagte leise:, „Ich gehe jetzt, aber ich werde morgen wiederkommen und dann können wir das klären, ok?" Ich nickte nur.
Zufrieden mit meiner Antwort stand er auf und ohne dass ich sein Gesicht sah, wusste ich, dass er Minho mit einem Todesblick durchbohrte. Als Felix verschwand, setzte sich Minho neben mich, mit dem Blick auf den Boden gerichtet. Er sah so, als würde er jeden Moment weinen müssen, doch er hielt es zurück.
Noch nie hatte ich ihn so gesehen und am liebsten würde ich ihn einfach in den Arm nehmen, doch ich durfte nicht. Es fühlte sich nicht richtig an. Minho und Felix hatten sich nur meinetwegen gestritten und jetzt verlieren sie beide einen guten Freund.
„Minho..." Er hob seinen Kopf und sah mich sanft an. Seine Augen waren glasig. „Es tut mir leid." Seine Stimme brach. „Minho..." wiederholte ich leise. Er fuhr fort. „Ich bringe dich durch den ganzen Stress, obwohl du Ruhe brauchst."
„Minho du bist nicht schuld. Ich hab eure Freundschaft zerstört. Mir tut es so leid."Tränen fingen wieder an meine Wangen herunterzulaufen und Minho sah mich geschockt und gleichzeitig verwirrt an. Er rückte näher an mich ran und legte sich neben mich. Vorsicht legt er seine Arme um meinen Körper und zog mich zu ihm.
Ich sah ihn fragend an, doch als ob er meine Gedanken lesen konnte, beantwortete er meine Frage. „Ich habe was getrunken, bevor ich herkam." Ich ließ mich in seine Arme ziehen und weinte. Sanft strich er mir über den Rücken.
Ich brachte jedem nur Unglück. Jedem, dem ich bisher begegnete. Minho war die einzige Person, die mir noch so viel bedeutete und ich habe seine Freundschaft zerstört. Ich machte ihn fertig mit dem Drang mein Blut trinken zu wollen. Er ging die ganze Zeit das Risiko ein, erwischt zu werden. Vielleicht sollte ich einfach verschwinden.
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„Scars will stay on your body forever. Even if you can't see them anymore."
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Dancing in Nightmares | Minho Vampire ff
Vampire„Man konnte nur das Prasseln der einzelnen Regentropfen hören und meine unregelmäßigen Atemzüge. In dem Moment fühlte es sich so an, als bliebe die Zeit kurz stehen. Als wären wir in einer Blase gefangen. Nur wir beide. Ich war wie in einem Bann gez...