Langsam öffnete ich meine Augen, als ich merkte, dass sich die Matratze unter mir bewegte. Sonnenstrahlen blendeten meine Sicht und ich vergrub mein Gesicht ins Kissen.
„Sorry, ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter." Hörte ich Minhos sanfte Stimme. Sein Arm legte sich um meine Hüfte und zog mich näher zu ihm. Sofort kuschelte ich mich an seinen Körper, als mir ein metallischer Geruch entgegenkam.
„Wo warst du?" Er räusperte sich und seine Hand strich über meinen Rücken. „Ich ... Ich hab nur was getrunken." Für ihn musste es immer noch schwer sein, sich zu kontrollieren. „Ist der Drang immer noch so stark bei mir?"
Meine Stimme war leise, doch er verstand, was ich sagte. „Nein, es wird besser, aber ich will kein Risiko eingehen, also schaue ich, dass ich immer rechtzeitig was trinke." Ich nickte. „Soll ich dir Frühstück machen?", fragte er mich.
Mein Körper war komplett von seinen Armen und der Decke umschlungen. Ich spürte ihn so nah an mir und es war so gemütlich. Kälte kam von ihm aus, jedoch war mir trotzdem so warm. Es war so ein magischer Moment und ich wollte nicht, dass er aufhörte. „Nur noch ein bisschen ..." Ich kuschelte mich näher an ihn heran. Sein Atem stockte, doch seine Arme strichen weiter über meinen Rücken und er ließ ein leises Lachen von sich.
Wir blieben still und genossen einfach die Nähe des anderen. Langsam wurde ich müde durch die beruhigende Atmosphäre und das sanfte Streichen über meinen Rücken. Im Halbschlaf bekam ich mit, wie Minho langsam aufstand und die Decke wieder über mich legte. Danach verschwand er und schloss die Tür leise.
Er war das beste, was mir je passiert war und ich wusste, ich konnte ihn nicht mehr gehen lassen, ohne in tausend Teile zu brechen. Er ist wie eine feste Säule an meinem Gebäude geworden. Würde diese fehlen, würde das ganze Gebäude in sich zerfallen und es würden nur noch kaputte Brocken übrig bleiben.
Minho's POV
Sofort begann ich damit, ihr Frühstück zu machen. Als sie so in meinen Armen lag, so vollkommen ruhig. Erst da merkte ich, wie sehr sie mir vertraute. Wie sehr sie sich bei mir wohlfühlte, obwohl ich ein Monster bin. Obwohl ich meine Mutter tötete.
Es war nicht meine Schuld, sagte sie. Ich ließ ein leises Lachen von mir und fuhr fort, den Tisch zu decken. Sie wollte, dass ich ihr verspreche, sie nicht zu verlassen. Sie wollte mich bei ihr haben. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so bei jemanden gefühlt. Ich hatte gar nicht den Gedanken, sie zu verlassen. Ich möchte, dass sie glücklich ist.
Sie vertraute mir soviel, dass sie mir erzählte, was ihr passiert war und da verstand ich, warum sie die Schuld immer auf sich schob. Warum sie dachte, sie wäre am Streit von mir und Felix schuld. Ich weiß selbst nicht, warum ich in diesem Moment so reagiert hatte. Vielleicht war es der Grund, dass sie weinte oder vielleicht war ich eifersüchtig, dass sie ihm so nah lag. Alles Sinne in mir hatten diesen Drang sie zu beschützen zu müssen wenn so in meiner Nähe war.
Ich wollte, dass es ihr gut geht, dass sie sich wohlfühlte. Mir wurde klar, wie sehr ich überreagiert hatte und wie sehr ich ihr damit weh tat. Felix hatte sich anscheinend wirklich nur bei ihr entschuldigt. Jedoch verstand ich nicht, warum sie dann geweint hatte. Worüber hatten sie noch gesprochen? Ich war fertig damit, das Frühstück vorzubereiten und wollte Minji holen, doch ich hörte ein Klopfen.
Felix. Sofort öffnete ich die Tür und er betrat die Wohnung und sah sich um. Er vergeudete nicht einen Moment damit, mich anzusehen. Stille war zwischen uns. Ich war noch sauer auf ihn, jedoch wusste ich, dass Minji möchte, dass wir uns vertragen. Sonst würde sie sich weiterhin die Schuld geben.
„Lass uns re ..." Er unterbrach mich. „Wo ist Minji?" Das war das erste Mal, seitdem er die Wohnung betreten hatte, wo er mich ansah. Er war noch wütend, das sah man ihm an. „Sie schläft noch." Sein ganzer Körper spannte sich an und er dachte nach. „Lass uns das klären, bevor sie aufwacht."
Er sah mich für einen kurzen Moment an und ließ einen langen Atemzug von sich, jedoch nickte er. Wir setzten uns in Wohnzimmer und blieben erstmal still. Felix unterbrach die Stille. „Warum bist du bei ihr?" Die Frage interessierte ihn wirklich und man hörte heraus, wie verwirrt er darüber war.
„Ich passe auf sie auf, da sie wegen des Schwindels jederzeit umkippen könnte."
„Aber warum machst du das?" Seine Betonung lag auf du und ich wusste nicht, wie ich es ihm schonend beibringen konnte. Ich wusste ja selbst nicht, was zwischen mir und Minji war.Ich konnte mir noch nicht mal erklären, was mit mir los war. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich Minji nicht allein lassen wollte, dass ihr nichts passierte und dass sie glücklich war. „Warum passt du auf sie auf?" Wiederholte er seine Frage. Er sah mich irritiert an als ihm was klar wurde.
„Direkt nach unserem Konzert, nachdem sie abgeholt wurde vom Krankenwagen. Du warst nicht da, doch es ist keinem aufgefallen, da durch ihren Vorfall so ein Durcheinander war. Du bist zu ihr gegangen." Ich schaute ihm in die Augen und sah seine Enttäuschung, trotzdem nickte ich und man sah wie es ihn traf.
Wie ein Schuss ins Herz. Doch ich verstand, warum er sauer war. Er hatte sich mir anvertraut, mir von seinen Gefühlen für sie erzählt und ich gehe danach zu ihr. Plötzlich fühlte ich mich so schuldig, als mir klar wurde, wie sehr ich ihn hintergangen hatte. „Ich..." Er unterbrach mich sofort.
„Hast du Gefühle für sie?" Jetzt mied er meinen Augenkontakt und wartete auf meine Antwort. Ich wollte ihn nicht verletzen, jedoch wollte ich ihn auch nicht anlügen. „Ich kann es mir selbst nicht ganz erklären, aber ich denke....ja." Sein ganzer Körper spannte sich an, als er mir mit so großer Enttäuschung in die Augen sah. „Warum hast du es mir nicht erzählt? Warum bist du zu ihr gegangen, obwohl du wusstest, dass sie mich erst abgewiesen hatte."
Er wurde leicht wütender. „Ich ...", versuchte ich es wieder, doch er unterbrach mich ein zweites Mal. „Ich bin nicht sauer auf dich, weil du auch Gefühle für sie hast. Ich bin sauer darauf, dass du direkt zu ihr gegangen bist, nur ein paar Tage später, nachdem sie mich abgewiesen hatte und dann auch noch bei ihr bleibst. Und dann hast du mir noch nicht mal davon erzählt. Wie konntest du mich so hintergehen?"
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, weshalb ich still blieb. Er hatte recht, ich hätte es ihm wenigstens erzählen sollen. Jedoch war ich mir zu diesem Moment selber nicht sicher gewesen. Mein ganzer Körper hatte von allein gehandelt, als ich zu ihr kam, nach dem Unfall.
Ob es der Blutdurst war oder ob ich einfach nur wissen wollte, ob es ihr gut ging, konnte ich ehrlich gesagt, mir noch nicht mal selbst erklären. Doch ich wusste, dass ich nicht wegen des Blutdurstes hier bei ihr blieb. Ich wollte sichergehen, dass es ihr gut geht, ich wollte sie in meiner Nähe behalten.
Plötzlich hörte ich etwas und Felix genauso. Wir drehten uns gleichzeitig Richtung Küche um und Minji blickte uns verschlafen und zugleich neugierig an. „Morgen...", sagte sie leise und unsicher. Wir müssen uns vertragen, sonst wird sie sich weiter die Schuld für unseren Streit geben.
„Morgen", antworteten wir ihr gleichzeitig. Felix lächelte sie an und sie erwiderte es unsicher. „In der Küche ist Frühstück, du kannst was essen und wir klären, das hier noch, hmm?", erklärte ich ihr. Felix sah mich mit einem undefinierbaren Blick an und schaute dann wieder zu ihr.
Ob sie was gehört hatte? „Okay", erwiderte sie leise und drehte sich um. Felix und ich sahen ihr hinterher, bis wir uns wieder nach vorne drehten. „Ich kann auch nichts anderes sagen, als tut mir leid. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, was ich tat und wie du dich dabei fühlen könntest."
Er schaute mich überlegend an und es war kurz ruhig, bis er mir antwortete. „Ich verzeihe dir." Er meinte es ehrlich, das konnte ich erkennen und ich war froh, dass es geklärt war. „Danke, also ist jetzt al ..." Ich stockte als der Geruch von Blut in meine Nase kam. Ihrem Blut.
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„I want to stay with you, but I'm to scared that I will hurt you."
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Dancing in Nightmares | Minho Vampire ff
Vampire„Man konnte nur das Prasseln der einzelnen Regentropfen hören und meine unregelmäßigen Atemzüge. In dem Moment fühlte es sich so an, als bliebe die Zeit kurz stehen. Als wären wir in einer Blase gefangen. Nur wir beide. Ich war wie in einem Bann gez...