1.6 Nur vorübergehend!

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Punkt fünf vor acht Uhr stand sie vor der Tür zum Bürobereich ihres Chefs. Zu dem Bereich, wo auch ihr Büro lag.

Ehrlich gesagt, war sie schon zwanzig Minuten zu früh gewesen, hatte dann aber noch ein paar Runden im Quartier gedreht, nur um weder zu früh, noch zu spät zu sein. Schliesslich hatte sie es nicht mehr ausgehalten und beschlossen, dass zehn vor acht nicht mehr allzu sehr nach Bünzlischweizer wirkte und das Gebäude betreten.

Nach ein paar extra Runden in den Bereichen, wo man ohne Codes hinkam, hatte sie sich schliesslich zu der Tür gewagt. Und nun stand sie da. Nach ewigen Minuten und hoffte er würde sich erinnern, dass sie den Code nicht hatte und ihr die Tür öffnen. Doch niemand kam. Natürlich. Ihre Arbeitszeit hatte noch gar nicht begonnen.

-„What time is it?", trällerte sie leise und wippte auf den Füssen vor und zurück. „Summertime. It's our vacation. What time is it?" Sie seufzte und zog wieder ihr Handy hervor um nochmals die Zeit zu prüfen. 08:01. Eine Weile lang scrollte sie durch alte Fotos umzusehen, ob sie was löschen könnte. Dann prüfte sie ihre Apps und löschte ein paar überflüssige Photoshopapps und steckte das Handy wieder in die hintere, rechte Hosentasche. 08:09.

-„What time is it?", murmelte sie wieder vor sich hin und starrte an die gegenüber liegende Wand. „Summertime" Ihr Blick wanderte zum Boden. Noch immer sieben Fliesen von ihr bis zur anderen Wand. „It's our vacation" Sie tippte mit ihren Fingern nervös auf ihrem Bein herum.

„What time is it?" Sie verstummte und stiess sich mit einem frustrierten Stöhnen von der Wand ab. Vielleicht, nein höchst wahrscheinlich sollte sie....Nein. Sie schüttelte den Kopf und schlenderte zehn Schritte den Flur hinab und wieder zurück. Hin und zurück. There and back again. HdR. Sie grinste, doch es verblasste rasch. Wieder seufzte sie und zog ihr Handy hervor.

08:13 leuchtete es ihr entgegen. Ihr Herz sank. Sie sollte, nein sie musste jetzt etwas tun. Es machte definitiv keinen guten Eindruck schon am ersten Tag zu spät zu kommen. Sie musste etwas tun. Bianca anrufen oder ihren Chef. Leider hatte sie von letzterem tatsächlich eine Nummer. Er hatte sie ihr gestern noch über diesen im Schreibtisch eingelassenen Display geschickt.

Sie überlegte, ob sie eine Nachricht schreiben sollte, aber Bianca hatte sie vorgewarnt, dass er die meist erst viel zu spät bemerkte. Also anrufen. Sie drückte auf den Kontakt. Ihr Finger schwebte über dem Hörersymbol. Einmal tief einatmen und.... Nein...mit einem frustrierten Laut liess sie das Handy sinken und drehte nochmals eine Runde durch den Flur. Sie könnte einfach Bianca... Sei kein Feigling! Also gut. Jetzt...

Sie hörte ein Geräusch und wirbelte herum. Die Tür, DIE Tür öffnete sich. Sie raste darauf zu und erwischte sie gerade noch bevor sie zufiel.

-„Was soll das?" Ihr Herz zuckte bei dem barschen Tonfall zusammen. Natürlich. Er war herausgetreten. Türen offenen sich nicht von alleine. Zumindest nicht alle. Langsam drehte sie sich um und sah zum ihm. Die Türe hielt sie weiterhin.

Er zog gereizt die Augenbrauen hoch. -„Ich konnte nicht rein.", gestand sie und hörte selbst wie kleinlaut sie klang. „Hab den Code nicht." -„Wie lange warten Sie nun schon?" Widerwille regte sich ihn ihr, doch sie biss sich nur auf die Lippen und hoffte, dass sie nicht allzu rot wurde. Rasch senkte sie den Blick.

Er atmete genervt aus. -„Warum hast du nichts gesagt?" Sie schwieg. Es würde sich nicht sonderlich gut machen, jetzt zu sagen, dass sie sich nicht getraut hatte. Ärgerlich stiess er die Luft aus und wandte sich dem kleinen Gerät neben der Tür zu.

Ein paar Momente lang tippte er daran herum, dann streckte er den Arm aus ohne von dem Gerät wegzusehen. -„Die Hand.", verlangte er ungeduldig. -„Wa...", begann sie, doch ohne sie wirklich anzusehen, packte er ihren Arm und riss sie zu sich. Eine zweite kurze Kopfbewegung zu ihr und er schien sie erst jetzt anzusehen. Sofort liess er sie los und trat einen Schritt zurück. Ihre Augen waren aufgerissen. Er räusperte sich. -„Ihre Hand.", meinte er knapp. „Leg deinen Finger auf die Fläche." Seine Stimme klang wieder üblich barsch.

Des Genies SekretärinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt