3.6 Farben sind Zeit/Stimmungen

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Als sie am nächsten Morgen die Treppe zum Gebäude hochging, stand dort oben ein Postbote und sah sich suchend um. Er sah zu ihr und sie blieb stehen. „Kann ich Ihnen helfen?". Er sah erleichtert aus. „Ja, ich hab ein Packet für Herrn Kim."

 „Ah" Sie lächelte. „Dann können Sie es mir geben. Ich geh eh grad dorthin." Der Packetbote schüttelte den Kopf. „Zu schwer", widersprach er und setzte sich in Bewegung. „Sie können mir sonst den Weg zeigen." Guianna eilte ihm nach. „Ich weiss nicht, ob ich Sie dahin mitnehmen darf.", stiess sie nach kurzem Zögern hastig hervor. 

Er blieb stehen. „Oh.", machte er und dann wanderte sein Blick durch die Halle. „Hey du!", rief er so plötzlich, dass Guianna zusammenzuckte. „Sorry", murmelte er Guianna zu und starrte weiter Janis an, der Guianna im vorbeigehen ein guten Morgen zugenickt hatte. Dieser realisierte nicht sofort, dass er gemeint war. „Hey, junger Mann!", rief der Postbote etwas lauter. 

Janis blieb stehen und kam dann zögernd und mit fragendem Blick näher. „Ja?" „Können Sie das für die Dame hochtragen. Ich darf da offenbar nicht hin." Und bevor Janis wirkliche Gelegenheit hatte zuzustimmen, wurde ihm das Packet in die Arme gewuchtet. Der Postbote verabschiedete sich mit einem kurzen Gruss und verschwand durch die Schiebetüre. Guianna wie Janis sahen ihm kurz verwundert nach. 

„Was hat sich denn der Boss da liefern lassen?", stöhnte Janis und verlagerte das Gewicht des Packetes in seinen Armen. „Backsteine?" „Ne.", widersprach Guianna mit einem Blick auf das Packet. „Ein Drucker" „Ist auch nicht leichter", beschwerte sich Janis weiter. 

Guianna ging nicht darauf ein und steuerte stattdessen mit zügigen Schritten zur Rezeption. Bevor sie Janis das Packet nach oben schleppen liess, sollte sie besser sicher gehen, dass es nicht doch für eines der Labore bestimmt war oder sonst wohin gehörte. 

„Guten Morgen." Der Kopf des jungen Rezeptionisten flog sofort hoch. Sie hatte ihn noch nie hier gesehen. „Hi", lächelte er einnehmend zurück. „Was wünschen Sie?" „Wir haben hier ein Packet für Herrn Kim und ich bin nicht sicher, wo es hin muss. Ist ein Drucker." 

Auf dem Gesicht des braunhaarigen Rezeptionist hatte sich bei ihren Worten Bedauern abgezeichnet. Nun drehte er sich suchend nach hinten um. Dort tauchte Frau Heimgartner auf, bevor er nach ihr rufen konnte. Noch im Hinkommen fragte sie los: „Ist es ein Brother-Drucker?" Guianna warf kurz einen Blick auf das Packet, mit dem Janis angekeucht kam und drehte sich wieder um. „Ja." 

„Ah. Dann ist's der Drucker von droben in seinem Privatteil. Den hatten wir vor Wochen in die Reparatur geschickt.", erklärte Frau Heimgartner. „Ok. Danke!", bedankte sich Guianna und nickte dann noch kurz dem Rezeptionisten zu, der sofort mit einem Lächeln antwortete. 

Sie ging Janis voraus und öffnete ihm die Türe. „Geht's", fragte sie ein bisschen besorgt als sie langsam den Gang entlang gingen. Janis stiess spöttisch die Luft aus. „Ich bin vielleicht kein Gleisbauer oder Schreiner, aber bisschen was rumtragen krieg ich auch noch hin." Er schien leicht beleidigt. 

„Das meinte ich nicht", beschwichtigte Guianna schnell. „Ist mir nur nicht ganz recht, dass du's meinetwegen tun musst. Der Bote lies dir ja nicht wirklich eine Wahl." „Ich hätt' eh ja gesagt.", beruhigte Janis sie nun seinerseits. Guianna lächelte und öffnete die nächste Türe. 

„Charline hatte Recht", meinte sie nebenbei als sie ihn vorbei gehen liess und hinter sich die Türe langsam zufallen liess. Sie verbiss sich gerade noch ein breites, amüsiertes Lächeln bei Janis Reaktion. Er war sofort stehen geblieben und hatte sie schon zuvor seine Aufmerksamkeit gehabt, so hatte sie sich jetzt mindestens verdoppelt. Sie grinste in sich hinein. Der war sowas von verschossen. „Du bist wirklich hilfsbereit." 

Des Genies SekretärinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt