2.7 Wenn der Vorhang fällt

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In einer kurzen Atempause schlenderte sie zu den Aquarien und betrachtete wie schon so oft dieses Leben unter Wasser.

Der Schwung vom Morgen hatte auch nach der 10-Uhr-Pause angehalten, so dass sie seit Arbeitsbeginn bis jetzt gut vorangekommen war: Den Bericht, den sie gestern abgetippt hatte, hatte sie nochmals Korrektur gelesen und abgeschickt. Sie hatte schon zweieinhalb Seiten seines gestrigen Berichts abgetippt und war beinahe fertig mit dem Korrektur lesen der Dokumente.

Zufrieden glitt ihr Blick über die Fische und Seesterne. Nur eine rot-orange Krabbe fehlt noch, dachte sie als sie zum Pult zurück ging.

„Unter dem Meer...", murmelte sie leise singend vor sich hin und räumte schwungvoll ein bisschen auf dem Pult auf um besser Platz zum Weiterarbeiten zu haben. „Unter dem Meer.", trällerte sie weiter.

Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig zu verstummen als ihr Chef in den Türrahmen trat. Ein enthusiastisches ,Hey, Genosse, reich mir die Flosse!' hätte er bestimmt nicht sonderlich gut aufgenommen.

Sie schob den Papierstapel ordentlich zusammen und hob den Kopf. -„Ja?" Die Bewegungen ruhig, die Stimme geschäftlich. Innerlich klopfte sie sich auf die Schulter. ,Langsam machst du dich!'.

„Ich brauch dich in Labor 4. Bolliger ist ausgefallen. Sie sollen aufschreiben, was Lüscher ihnen nach und nach diktiert. Dauert ungefähr eine Stunde."

Sie nickte und angelte nach dem Klemmbrett. „Es steht ihnen vor Ort ein Notebook zur Verfügung.", ergänzte er knapp. Wieder nickte sie, legte das Klemmbrett zurück und kam mit raschen Schritten zu ihm. „Frau Heimgartner wird dir zeigen, wo das Labor ist.", meinte er und ging.

Ok. Überrumpelt sah sie ihm nach. Irgendwie war sie davon ausgegangen, dass er sie hinführen oder zumindest den Weg erklären würde. ,Blauäugelein', betitelte sie sich Augen verdrehend in Gedanken und Vicco Torrianis Schmeichelgesang erklang in ihrem Kopf. ,Als ob er Zeit erübrigen könnte.', dachte sie zu Ende, während in ihrem Kopf der Gesang fortfuhr: ,Blauäugelein....'

Sie verliess die Privatsektion und hoffte, dass davor diese Frau Heimgartner wartete. Aber da war niemand. Vage glaubte sie sich zu erinnern, dass die eine Empfangsfrau so hiess. Jedenfalls war ihr als hätte sie diesen Namen auf dem Schildchen gelesen, als sie Morgens gekommen war. Also marschierte sie Richtung Empfangshalle. Selbst wenn es nicht Frau Heimgartner war, so konnte sie ihr sicherlich sagen, wer diese war oder wo sie das Labor 4 finden konnte. Aber ob sie ihr die Codes geben würde, falls diese Frau Heimgartner nicht auftauchte, war fraglich.

Plötzlich blieb sie stehen. Vielleicht kam Frau Heimgartner ja doch noch hierher. Hin und her gerissen kehrte sie um und wartete. Die aufsprudelnde Freude darüber, ins Labor zu können, versiegte ob der aufsteigenden Unsicherheit. Zehn zerreissende Minuten verstrichen. Dann machte sie sich doch auf den Weg, während sie sich die ganze Zeit fragte, ob sie nicht doch warten sollte. Gleichzeitig überlegte sie, was sie sagten sollte, wenn sie beim Empfangstresen angekommen war.

Das eine wie das andere war unnötig gewesen, denn kaum dass sie den Empfangsraum betrat, fiel ihr Blick auf das Schild auf dem Tresen: Frau Heimgartner. Und als sie mit hastigen Schritten darauf zu ging, wandte sich die Rezeptionistin an sie. -„Sind Sie Guianna Hunziker?"

Guianna nickte und die andere kam gleichfalls nickend hinter dem Tresen hervor. „Kommen Sie.", meinte sie und ging voraus. Kurz darauf hatte sie sie durch alle Code-Türen geschleust und klopfte an die Tür von Labor 4.

Während sie darauf warteten, dass jemand die Tür öffnete, runzelte Guianna trotz aller Nervosität die Stirn. Irgendwie war der Gedanke seltsam, dass die Empfangsdame alle Codes kannte, zumindest alle bis zu den Laboren. Die Labore selbst sind nochmals durch Codes gesichert und dennoch... Die Tür öffnete sich.

Des Genies SekretärinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt