122: Der standhafte Zinnsoldat (warum liegt hier Stroh?)

77 9 3
                                    

Hab beschlossen, ich starte dieses Kapitel dieses Mal mit einer kleinen Story-Time: 
*Glitzerübergang*

Wir schreiben den...naja gestern. Ein warmer, wenn nicht sogar heißer Tag im Sommer. Ein sehr geschätztes Familienmitglied hatte vor ein paar Monaten das Projekt "Klimmzugstange" beendet und nun stand seit geraumer Zeit ein solches Konstrukt im Garten. Aus dem nichts -die kleine Marie war gerade erst fertig mit essen- hatte sie einen Gedanken. Erst unförmig, dann immer klarer. Sie wollte, dass der Besitzer dieser Stange stolz auf sie war; sie wollte stark werden. Jetzt sofort. Und wenn sie keine 5 Klimmzüge schaffte, vielleicht waren 2 drin (oder zumindest ein halber...der Weg runter). Dann waren es immerhin zwei Klimmzüge mehr, als in all den Wochen wo sie sich davor gedrückt hatte.
Entschlossen und voller Tatendrang stapfte also klein-Marie zu dieser Stange....und dreht genauso entschlossen wieder um, denn da war eine Spinne. Ende. 

:) ich finde diese Geschichte sagt sehr viel über meinen Charakter aus. 

Das Dienstmädchen und der kleine Knabe kamen sogleich hinunter, um zu suchen; aber obgleich sie nahe daran waren, auf ihn zu treten, so konnten sie ihn doch nicht erblicken. Hätte der Zinnsoldat gerufen: 

"Hallöchen Popöchen du dumme Nuss, ich kleb an deinem Schuh!"

"Hier bin ich!," 

Na gut, sagt ja quasi das gleiche aus.

so hätten sie ihn wohl gefunden, aber er 

war aus Metall und noch dazu eine Spielfigur. Er konnte seinen Mund nicht bewegen und selbst wenn er es gekonnt hätte, so hätte jeder der Menschen so getan, als hätte er das gerade eben nicht gehört, um nicht für verrückt gehalten zu werden.

fand es nicht passend, laut zu schreien, weil er in Uniform war.

Ach so, klar. Weil er in Uniform war. 

Nun fing es an zu regnen; 

*knipst das Licht aus*
*klatscht die flache Hand gegen die Fensterscheibe*
*drückt ihre Backe gegen das Glas*
*schaut melancholisch in den Regen vor dem Fenster*
*holt tief Luft*
"Hello darkness my ooold friiiiend. I've come to talk with you agaiiiin-"

die Tropfen fielen immer dichter,

Stellt euch nicht vor, dass da jemand aus dem Fenster pinkelt :)

es ward ein ordentlicher Platzregen; als der zu Ende war, kamen zwei Straßenjungen vorbei.
"Sieh du!" sagte der eine, "da liegt ein Zinnsoldat! Der soll hinaus und segeln!"

Zwei Fragen. 
1. Wie kann es sein, dass der Besitzer den Soldaten nicht gefunden hat? Wollte er ihn nicht finden und hatte kein Bock auf eine behinderte Figur in seiner Sammlung?
2. Was machen die Straßenjungen in dem Garten des Besitzers und was für krasse Augen haben sie? Sind das Kinder-Vampir-Einbrecher?

Sie machten ein Boot aus einer Zeitung, 

Es hat kurz davor geregnet und es sind Kinder...wieso haben die eine beschissene Zeitung dabei?! uUuUnNrEaLisTisCh

setzten den Soldaten mitten hinein, 

Mitten...normalerweise ist da ja ein Dreieck in der Mitte...wegen dem Falten.

und nun segelte er den Rinnstein hinunter; 

Ich glaub nicht, dass das wirklich segelt. Der Soldat ist aus Zinn und schwerer als Papier. Egal wo man ihn platziert, das Boot würde kippen. 

beide Knaben liefen nebenher und klatschten in die Hände. 

Weird...

Was schlugen da für Wellen in dem Rinnstein, 

Holy shit. Magier! Das ist die Erklärung. 
Das sind magisch veranlagte Kinder, die nicht gealtert sind. Das erklärt die Zeitung, das erklärt die guten Augen, das erklärt warum das Boot schwimmt...

und welcher Strom war da! 

Sie haben nur durch ein bisschen klatschen- wow! Fan! Ich bin fan!

Ja, der Regen hatte aber auch geströmt. 

Den Regen haben sie auch beschworen! 
So. Cool. 

Das Papierboot schaukelte auf und nieder, mitunter drehte es sich so geschwind, daß der Zinnsoldat bebte; 

Das ist so beeindruckend...ich bekomm hier ganze klare 11-vibes. 

aber er blieb standhaft, verzog keine Miene, sah geradeaus und hielt das Gewehr im Arm. Mit einem Male trieb das Boot unter eine lange Rinnsteinbrücke; da wurde es gerade so dunkel, als wäre er in seiner Schachtel.

Okay, ich kann beim besten Willen kein Bild für eine Rinnsteinbrücke finden. Deswegen versuch ich es jetzt zu erklären: 
Also, der Rinnstein ist diese Mulde neben dem Bordstein. Zwischen Straße und Gehweg geht bei uns so ein kleiner Abstand lang, wo ab und zu Gullis kommen. Da läuft das Wasser lang, damit es niemanden stört und gut ablaufen kann. Früher -als sie noch mit Pferden unterwegs waren- waren die Rinnsteine ein bisschen breiter und deutlich tiefer gelegt, weil sie oberirdisch liefen und nicht so wie bei uns unterirdisch. Dieser Rinnstein führte dann bis in den nächsten Fluss, um das Wasser dort abzulassen und weil über einen längeren Weg mehr Wasser zusammenkommt, mussten die tiefer liegen. 
Jetzt steht man da aber vor dem Problem, dass man den Wagen (der an einem Pferd hängt) nicht über diesen Rinnstein bekommt...er würde stecken bleiben. Also hat man so schmale Stege gebaut, dass man trotzdem noch rüber kommt. Hat man in größeren Städten mit Altstadt immer noch. 

...aber ich find das unnötig. Da bleibt alles hängen, staut sich auf und am Ende benutzt du eh die nächste richtige Brücke. 

'Wohin mag ich nun kommen?' dachte er. 

Wenigstens hat er nicht gedacht "da ist ein Licht am Ende des Tunnels."

'Ja, Ja, das ist des Kobolds Schuld! Ach, säße doch das kleine Mädchen hier im Boote, da könnte es meinetwegen noch einmal so dunkel sein!'
Da kam plötzlich eine große Wasserratte, die unter der Rinnsteinbrücke wohnte.

Die Bisamratte ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von rund 35 cm und einer Schwanzlänge von etwa 22 cm kleiner als eine Nutria (Myocastor coypus) oder ein Biber (Castor fiber) und größer als eine Wanderratte (Rattus norvegicus). Das Gewicht liegt in der Regel zwischen 0,8 und 1,6 Kilogramm (maximal: 2,3 Kilogramm).Die Bisamratte ist von gedrungener, rattenartiger Gestalt. Der kurze und dicke Kopf geht äußerlich ohne Hals in den Rumpf über. Der Schwanz ist fast nackt und nicht rund, sondern abgeplattet. Die Bisamratte ist hervorragend an das Leben im Wasser angepasst. Sie hat wasserdicht verschließbare Ohren, deren Ohrmuscheln tief im versteckt liegen. Obwohl ihre hinteren im Gegensatz zu Bibern und Nutrias keine Schwimmhäute aufweisen, ist die Bisamratte ein geschickter Schwimmer und Taucher. Statt der Schwimmhäute besitzen Bisamratten sogenannte Schwimmborsten: steife Haare, die als Saum an den Rändern der Zehen wachsen und so die Zehen paddelartig vergrößern.

Okay, kurz versunken, aber damit euch das klar ist: wir reden hier über eine ausgestreckte Länge von 57 cm. Das ist verdammt nochmal größer als viele Hunde. 

"Hast du einen Paß?" fragte die Ratte. "Her mit dem Passe!"

Mein Humor ist kaputt. Ich musst grad lachen. Bei sooooowas.

Aber der Zinnsoldat schwieg still und hielt das Gewehr noch fester. 

I mean 5 cm vs. 57 cm...

Das Boot fuhr davon und die Ratte hinterher. 

Die Ratte hat auch ein Boot? Die kann doch schwimmen?

Hu, wie fletschte sie die Zähne und rief den Holzspänen und dem Stroh zu:
"Halt auf! Halt auf! Er hat keinen Zoll bezahlt; er hat den Paß nicht gezeigt!"

Okay, Tiere können sprechen, okay. Spielzeug lebt, okay. Aber Stroh und Holz? Boa ne. Das ist mir zu viel. 

Ich bin raus für heut. Schreibt gern in die Kommentare was ihr denkt, was das Stroh sagt.
War schön mit euch, see you next time. 

















.

Märchen sind verstörend!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt