Kapitel 2

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Tia

Müde und erschöpft sah ich die Frau an, die mich vorhin noch nett begrüßte, nun aber eher verärgert aussah.

«Was meinen Sie damit, dass es teurer geworden ist?» Meine Stimme klang genauso, wie ich mich fühlte... Kurz vorm Zusammenbrechen.

«Es tut mir leid, Miss. Aber wie ich schon sagte, haben wir einen neuen Anlieferer und dieser ist nun mal teurer geworden, weshalb auch das Insulin teurer wurde.»

Mein Kopf schmerzte und ich konnte kaum noch meine Augen offenhalten. Ich wollte nur schnell, bevor ich zu meinem Putz-Job musste, in der Apotheke vorbeigehen, um mir neues Insulin zu holen. 

Denn ja, ÜBERRASCHUNG! Das Schicksal dachte sich scheinbar bei mir: Ach sie liegt schon am Boden? Dann treten wir nochmal ordentlich zu!

Weil während meiner Schwangerschaft gab es Komplikationen. Die üblichen Symptome waren bei mir so verstärkt, dass ich irgendwann zu einem Arzt gehen MUSSTE. Nur damit mir Dieser dann die nächste UNGLAUBLICH TOLLE Neuigkeit verkündete. 

Ich litt unter Schwangerschaftsdiabetes. 

Zunächst lachte ich, weil ich mir das gar nicht vorstellen konnte. Schließlich hörte ich immer davon, dass das bei zu ungesunder Ernährung und zu wenig Bewegung auftreten könnte... Und das gab es bei mir eigentlich nicht. 

Es lag an meinen Genen... AN MEINEN VERFICKTEN GENEN!

Nicht nur, dass ich die Arztrechnung und die daraus folgende Behandlung immer noch abbezahlte... Nein! Nach der Geburt kam ein weiterer Schlag direkt in die Fresse. 

Denn bei den Meisten, verflog die Diabetes wieder nachdem die Schwangerschaft vorüber war... Tja! Bei mir nicht... Ich war Eine der wenigen "Glücklichen", bei der sich daraus eine chronische Diabetes entwickelte. 

Danke Gott... Du musst mich wirklich hassen!

Nicht nur, dass ich plötzlich eine Krankheit hatte, die für immer blieb... So kamen auch auf einmal völlig neue Kosten dazu, die ich eigentlich gar nicht stemmen konnte. 

Arztrechnungen und dazu verschiedene Geräte, die meinen Blutzucker überprüften... Aber eben auch Insulin. 

Und das war Nichts worauf ich verzichten konnte... Denn, wenn ich kein Insulin bekäme, würde ich sterben. 

Das versuchte ich auch der Frau so verständlich, wie möglich zu erklären: «Hören Sie, ich habe einen kleinen Sohn und kaum Geld. Fast Alles was ich verdiene, fließt in seine Entwicklung und Versorgung. Ich muss meistens tage- und wochenlang sparen, um mir eine klitzekleine Flasche mit Insulin leisten zu können... Und jetzt sagen Sie mir, dass es teurer geworden ist?»

Zumindest wirkte die Frau etwas zerknirscht: «Es tut mir wirklich leid!»

Mein Sichtfeld war verschwommen... Was nicht gut war! Es könnte die Erschöpfung sein, aber vielleicht auch mein niedriger Blutzuckerspiegel. 

«Toll!» Sprach ich so schnippisch und sarkastisch, wie möglich. «Dann warte ich eben noch ein paar Tage, bis ich es mir leisten kann und hoffe einfach, dass ich in dieser Zeit nicht sterbe.»

Ich schnappte meine Tasche und verließ eilig die Apotheke... Das lief ja wieder richtig super!

Nicht nur, dass ich mein lebenswichtiges Insulin nicht bekam, jetzt würde ich auch noch zu spät bei der Arbeit erscheinen. 

Also im schlimmstmöglichen Fall würde man mich feuern, wodurch mir eine weitere Einnahmequelle fehlte.

Wenigstens lebte die Familie, bei der ich putzte ganz in der Nähe unserer Wohnung. Allerdings war unsere schäbige Gegend, natürlich mittels einer großen Kreuzung von der anderen Wohngegend abgetrennt. 

Her Man. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt