Kapitel 13

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Tia

Ich wusste nicht, ob meine Erkältung daran Schuld war oder ob ich einfach nur seit neustem große Gedächtnislücken hatte, aber im Endeffekt erinnerte ich mich kaum noch an die Hochzeit oder daran was anschließend passierte. 

So verdrängte ich größtenteils auch, dass Jarik, Théo und mich kurz nach der Hochzeit zu sich nach Hause brachte und ich verdrängte auch den ganzen Luxus, den er uns aufdrängen wollte.

Jarik erhoffte sich bestimmt, dass es wie ein Geschenk wirken würde, aber für mich fühlte es sich nur wie ein Gefängnis an! 

Wenigstens meine "Zelle" durfte ich mir, nach lauten Protesten, mit meinem Sohn teilen. Denn niemals würde ich Théo in einem anderen Raum schlafen lassen, wenn ein solches Monster im Haus umherlief. 

Vielleicht empfand Jarik mich deswegen auch als verrückt und aufbrausend... Da ich jeden Kontakt mit ihm mied und tagelang nicht mein Zimmer verließ. 

Vielleicht waren es aber auch einfach meine Hassgefühle, ihm gegenüber, die nun so groß waren, dass sich Alles in meinem Kopf nur noch auf ihn konzentrierte und wie ich ihn am besten beseitigen könnte. 

Die Manifestierung dieser Idee wurde immer stärker, je mehr ich mich in den folgenden Tagen von ihm abkapselte. 

Als Ausrede nannte ich meine Grippe und dass ich niemanden anstecken wollte... Aber in Wirklichkeit überlegte ich mir einfach nur meine nächsten Schritte.

Wahrscheinlich könnte ich ihn nicht töten... Dafür war er mir viel zu überlegen. Aber vielleicht könnte ich es wie Adara machen, als sie anfangs nicht länger bei Nikolaj wohnen wollte... Ich könnte Jarik immer mehr abfucken bis er irgendwann endlich selbst aufgab. 

Und da ich keine starken Gefühle für ihn hegte, hatte ich auch keine Probleme damit, Grenzen zu überschreiten. 

Genauso wenig wie er nach drei Tagen kein Problem damit hatte, MEINE Grenzen zu überschreiten!

«Mach die Tür auf, Tia! Ich habe die Nase voll von deinem Verhalten!» Brüllte er plötzlich auf der anderen Seite meiner Zimmertür und schlug immer wieder mit der Faust gegen das harte Holz. 

Im Schneidersitz saß ich auf dem Bett. Théo war natürlich tagsüber nicht so oft bei mir, da ich seinen kindlichen Bewegungsdrang, durch meinen Streik, nicht einschränken wollte. 

Das war auch die einzige Sache, auf die ich bezogen, Jarik entgegenkam. So erlaubte ich ihm die Zeit mit unserem Sohn zu verbringen, auch wenn das bedeutete, dass ich den ersten Tag immer wieder zwischendurch schweißgebadet aufwachte, weil ich glaubte, dass Jarik, Théo entführen würde. 

Meistens reichte allerdings ein kurzer Blick aus dem Fenster, welches zum Garten hinauszeigte, um sicherzugehen, dass Théo noch da war...

Auch, wenn er es nicht sah, verschränkte ich trotzdem die Arme vor der Brust und leistete weiter Widerstand: «Ich werde nicht rauskommen.» Schnell fakte ich einen Hustenanfall. «Ich bin... immer noch krank.»

Darauf folgte kurze Stille, bis ich erneut sein tiefes, verärgertes Knurren hörte: «Ich weiß, dass du nicht mehr krank bist! Das Hausmädchen sagte, dass du kerngesund aussahst, als sie dir heute früh dein Essen brachte.»

Ja! Richtig gehört! Mir wurden meine Mahlzeiten von einem Hausmädchen gebracht... Was aber auch nur daran lag, weil ich mich weigerte mit Jarik zu essen oder gar mein Zimmer zu verlassen.

Aber wer würde in meiner Situation schon gerne mit seinem Entführer zusammen essen oder leben wollen? Genau... Niemand!

«Mag sein, dass es mir eventuell wieder besser geht, aber das bedeutet trotzdem nicht, dass ich mit dir Mittagessen möchte.» Das war sicherlich der Grund, wieso er vor meiner Tür auftauchte. «Denn von Arschlöchern bekomme ich immer so einen schrecklich Würgereiz.»

Her Man. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt