Kapitel 33

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Tia

Drei Wochen später...

Ich zerbrach immer weiter. „Er" brach nicht nur meinen Körper, sondern auch immer weiter meine Seele. Das ich nach dem ersten Mal überlebte, war ein Wunder. Dass ich aber nach dem zweiten, dritten, vierten, fünften, sechsten, siebten, achten und neunten Mal überlebte... Das... Das erschien fast unmöglich.

Und das Einzige, was mich zum weitermachen zwang... mich dazu ermutigte, weiterzuleben, war meine Familie. Meine Familie, die noch nicht einmal wusste, was mir widerfahren war. Weil die Maske jeden weiteren Tag nie verrutschte.

Es wurde nicht besser. Es wurde noch nicht einmal erträglicher...

Von Adara und Ivy wusste ich, dass als sie damals vergewaltigt wurden, dass es für sie am meisten half, wenn sie darüber mit jemandem sprachen.

Adara sprach mit ihrem Bruder darüber und Ivy mit Adara.

Und ich? ich konnte mit niemandem darüber sprechen, weil es ansonsten das Lebens meines Sohnes gefährden würde.

Ich war allein. Ganz allein... Allein mit dem Monster, welches sich fast jede Nacht in mein Schlafzimmer schlich.

Und ich konnte es nicht vergessen, was „er" mit mir tat. Ich konnte nicht einmal mehr seinen Namen aussprechen oder denken.

Ich konnte nur vergessen, was „er" mit mir tat, wenn ich meine Liste durchging. Die Liste des Grauens, welche mich daran hinderte, den Verstand zu verlieren.

Nur Striche, anstatt Zahlen, standen auf dieser Liste. Und jedes Mal kam ein neuer Strich hinzu, wenn er sich wieder an mir verging.

Nur ich wusste, wofür die einzelnen Striche standen...

9 Striche... Neunmal vergewaltigte er mich innerhalb der letzten drei Wochen.

1 Strich... Eine Stunde am Stück, nahm er sich jedes Mal meinen Körper, während mein Verstand abschaltete.

4,5 Striche... Viereinhalb Shampoo-Flaschen verbrauchte ich bisher insgesamt, wenn ich mich anschließend wieder sauber wusch.

3 Striche... Drei Schmerztabletten sollten jedes Mal danach den Schmerz lindern und schafften es dennoch nicht.

9 Striche... Neunmal holte ich mir am nächsten Tag, die Pille-danach... Um das Schlimmste zu verhindern.

1 Strich... Eine Tube Abdeck-Makeup benutzte ich bisher, um meine wenigen, blauen Flecke zu verbergen, damit Jarik sie nicht sah.

0 Striche... Stehend für die unzähligen Male, in den letzten zwei Wochen, als ich zu Jarik sagte, dass alles okay sei. Während sein bester Freund mich fast jede Nacht missbrauchte.

Doch er ahnte etwas... Natürlich ahnte er etwas. Denn egal, wie viel Mühe ich mir gab... Egal wie oft ich so tat, als würde es mir gut gehen... Egal, wie oft ich mich zu einem Lächeln zwang... Egal, wie oft ich so tat, als wäre nichts.

Jarik spürte es dennoch!

Und das lag nicht einmal daran, dass wir innerhalb der drei Wochen keinen Sex hatten... Wozu ich einfach körperlich und seelisch nicht im Stande war. Diese Ausreden glaubte er mir, wenn ich sagte, dass ich Kopfschmerzen hatte oder das ich meine Tage schon vorzeitig bekam.

Und es lag auch nicht daran, dass ich mir plötzlich die Haare abgeschnitten hatte. Jarik fragte mich zwar danach, schien sich aber dennoch nicht weiter darauf versteifen zu wollen.

Jedoch glaubte er mir aber nicht, wenn er mich fragte, ob es mir gut ging und ich mit "Ja" antwortete. Jedes Mal. Bei jedem Gespräch mit mir, welches von seiner Seite aus, sehr einseitig war. Bei jedem gemeinsamen Essen.

Her Man. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt