Kapitel 37

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Tia

«Wie geht es dir?»

«Gut.»

«Wie geht es dir?»

«Gut!»

«Wie. geht. es. dir?»

Nun verlor ich endgültig die Geduld: «ICH SAGTE, ES GEHT MIR GUT! SOLL ICH ES BUCHSTABIEREN, DAMIT DU ES VERSTEHST??»

Adara rollte nur mit den Augen, während sie mit ihrer Hand auf Nikolaj's Knie, ihn dazu brachte sich wieder hinzusetzen, obwohl ich seine Frau soeben angeschrien hatte. 

«Du musst es nicht buchstabieren. Du musst es noch nicht einmal laut aussprechen. Aber ich werde solange fragen, bis ich es dir glaube oder bis du mir endlich die Wahrheit sagst!»

Dieses Bemuttern von Adara's Seite aus, ging jetzt schon seit fast vier Wochen so... Fast einen Monat lebte sie nun schon hier mit Nikolaj und ihren Kindern, in diesem Haus. 

Als "mein" Zuhause wollte ich es nicht länger bezeichnen. Erstens, weil ich hier wochenlang vergewaltigt wurde und zweitens, weil es sich nicht wie ein Zuhause anfühlte, solange der andere Teil meiner Seele nicht hier war...

Denn Jarik lag noch immer Koma. 

Seit fast einem Monat hatte ich ihn nicht mehr sprechen gehört. Seit fast einem Monat hatte er mich nicht mehr berührt. 

Es gab keine Veränderung. Und keine Anzeichen dafür, dass er jemals wieder aufwachen würde...

Und das machte mich so fertig, dass ich einfach nicht aus meinem Loch herauskam... Aus meinem sprichwörtlichen Loch. Doch es fühlte sich tatsächlich so an, als würde ich in einer Grube festsitzen. 

Ab und zu warf man mir ein paar Dinge zu, damit ich überlebte... Aber das Einzige, was mich wirklich aus diesem Loch herausholen würde, wäre nur wenn Jarik endlich wieder die Augen aufmachte!

«Ich weiß, dass du es nicht hören willst und ich wollte das am Anfang auch nicht, als Antonio starb. Aber ich finde du solltest doch noch einmal darüber nachdenken, ob du eine Therapie machst.» In den letzten Wochen hatte Adara mir das häufig weitaus feinfühliger vorgeschlagen. Mittlerweile war sie aber anscheinend auch an dem Punkt angekommen, dass sie nicht mehr weiterwusste und es deswegen auf andere Art und Weise probierte. 

«Ich werde keine Therapie machen!» Schnaufend verschränkte ich die Arme vor der Brust und begab mich in eine Abwehrhaltung. «ICH BIN NICHT VERRÜCKT.»

«Herr Gott nochmal! Das bedeutet doch nicht, dass du verrückt bist!» Ivy kam aus der Küche gestürmt, in ihren Armen ein Neugeborenes. Denn in den letzten Wochen hatte sich zwar an Jarik's Zustand nichts verändert, dafür aber an dem Zustand von Ivy's Schwangerschaft. 

Sie hatte erneut einen Sohn zur Welt gebracht. Allen ging es soweit gut, weswegen sie, Sascha und ihre Söhne nun ebenfalls bei Théo, Valentina und mir lebten. 

Aus Sicherheitsgründen... Sagten Sie. 

Dabei war "er" seit dem Kampf untergetaucht und ich damit eigentlich auch in Sicherheit. Zudem bekam ich immer mehr das Gefühl, dass sie eher auf mich aufpassten, dass ich keine Dummheiten anstellte. 

Wie beispielsweise, mir das Hirn wegzublasen oder eine ganze Packung Schmerztabletten zu essen. Dabei war das im Moment ein Ding der Unmöglichkeit... Auch, wenn ich in den letzten Wochen das ein oder andere Mal darüber nachdachte, könnte ich das Théo niemals antun!

Nicht, wenn er vielleicht schon niemals wieder seinen Vater bei sich hätte... 

«Ich werde nicht in Therapie gehen!» Mochte sein, dass ich dadurch wie ein trotziges Kleinkind rüberkam, aber dieses Thema gab es die letzten Wochen einfach immer wieder zwischen uns. 

Her Man. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt