Kapitel 29

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Tia

Dass Jarik und ich redeten, war gut gewesen... Nicht sehr gut, aber gut. Nun machte ich mir keine Sorgen mehr darüber, dass er mich betrog. Dafür machte ich mir nun Sorgen, dass er nach seinem nächsten und letzten Kampf nicht mehr heil zu mir zurückkommen würde. 

Was ich fast sogar als schlimmer empfand, als wenn er eine Affäre hätte. Denn über Betrug könnte ich hinwegkommen. Nur wie sollte ich seinen möglichen Tod je überleben können?

Fast noch die komplette, ganze Nacht redete er mir gut zu. Und auch, wenn mein Verstand sagte, dass ich nicht schon vorher vom Schlimmsten ausgehen sollte, verhinderte es dennoch nicht meine Albträume. 

Nach dem dritten Mal innerhalb von vier Stunden hatte ich aufgehört zu zählen, wie oft ich schreiend und um mich schlagend, durch einen Albtraum aufweckte. 

Jedes Mal schlangen sich zwar sofort Jarik's beschützende Arme um mich und er küsste solange meinen Körper, bis ich wieder einschlief. Aber die bösen Gedanken in meinem Kopf vertrieb es dennoch nicht. 

Sie waren lediglich für einen Moment still. Bis es von vorne losging...

«Bitte iss etwas.» Jarik saß mir gegenüber am Frühstückstisch und während er unseren Sohn mit seinem Bananenbrei fütterte, schlief ich halb über meiner, noch vollen, Kaffeetasse. Selbst das warme Getränk konnte ich im Moment nicht herunterbekommen. Von Essen wollte ich gar nicht erst anfangen...

Es war mir nicht direkt übel, aber jedes Mal, wenn ich Jarik ansah, fühlte es sich wie ein Stein in meinem Magen und ein Kloß in meinem Hals an... Und zugleich bekam ich jedes Mal das Gefühl, dass ich gleich in Tränen ausbrechen müsste. 

Théo schmatzte laut und zufrieden, doch als Jarik mich ansprach, sah mein Sohn nun auch mich neugierig an: «Ma-ma! Ezzen!»

Schnell setzte ich für meinen kleinen Mann ein tapferes Gesicht auf und zwang mir zwei halbvolle Löffel mit Haferflocken und Obst hinunter. Doch als ich Jarik's Stirnrunzeln bemerkte, fühlte es sich an, als würde es gleich wieder hochkommen.

«Tia, ich kann nur ahnen wie du dich fühlst, aber du musst wirklich essen.» Auf einmal nahm er Théo in seine Arme, weil unser Sohn plötzlich wie aus dem Nichts, einen Heulkrampf bekam. 

Zwar hatte er "nur" sein Essen heruntergeschmissen, aber sein Weinen zusammen mit dem Bild, wie Jarik unser Kind tröstete, zerriss mir so sehr das Herz, dass mir nun ebenso die Tränen kamen und verräterisch über mein Gesicht liefen. 

Was, wenn es einer der letzten Momente sein würde, indem Jarik sich so liebevoll um unseren Sohn kümmerte? Was, wenn es das in spätestens einem Monat nicht mehr geben würde?

Schnell wischte ich mir die Tränen weg, um Théo nicht zu verunsichern und um stark für ihn zu sein. Aber Jarik bemerkte sie trotzdem: «Tia...» Mein Name war nur ein Flüstern aus seinem Mund, aber es reichte, dass ich meine Augen schloss und mein Gesicht in meinen Händen verbarg.

Mein Körper wurde von Schluchzern durchschüttelt. 

«VAL!» Brüllte Jarik plötzlich panisch. Und aufgrund der Dringlichkeit in seiner Stimme, hörte ich nicht einmal zwei Sekunden später, das Klackern von hohen Schuhen, welche immer lauter wurden und näher kamen. 

«Was ist los?» Ich sah zwar Valentina's Gesicht nicht, aber ich hörte, wie verwirrt und überfordert sie klang. 

«Kannst du bitte mit Théo nach draußen gehen? Geh am besten mit ihm zu den Hasen.» Dann übergab Jarik, Théo anscheinend an Valentina und ihre Schritte entfernten sich wieder, ohne dass sie weitere Fragen stellte. 

Her Man. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt