Kapitel 3

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Tia

Meine Augen brannten und mein Gesicht, sowie mein Hals fühlte sich wund an.

Warum... Warum nur, bekam ich ständig, einen Arschtritt nach dem anderen, verpasst?

War ich ein so schlechter Mensch? Hatte ich irgendetwas in meinem vorherigen Leben verbrochen, dass es jetzt doppelt und dreifach zurückgezahlt wurde?

Ich war wirklich kein Fan davon rumzuheulen und mich ständig zu beschweren, aber jetzt reichte es mir. Mein Leben war so schon nicht einfach. Da konnte ich nicht noch übergriffe Bosse gebrauchen, die mir drohten mich zu vergewaltigen. 

Gab es keinen guten Mann mehr auf der Welt? Oder gab es nur noch sexistische oder handgreifliche oder mordende Männer?

Vielleicht sollte ich einfach lesbisch werden oder die Hoffnung komplett aufgeben... Denn selbst der einzige Mann, für den ich annähernd mal etwas empfunden hatte, wollte mich und meinen Sohn töten. 

Also MUSSTE ich weglaufen... Oder war das falsch gewesen? Hatte ich dadurch jetzt dieses schlechte Karma?

Am liebsten wollte ich nach Hause gehen, mich auf dem Sofa unter einer Bettdecke verstecken und erst in zwei Tagen frühestens wieder aufwachen. 

Aber das ging nicht... Ich war alleinerziehende Mutter und ich musste Essen auf den Tisch bringen. Mittel Jobs, die mehr und mehr an mir zerrten und mich immer weiter auffraßen. 

Selbst meinen Stolz vergaß ich dadurch...

Oder wie sonst war ich erneut hier gelandet. In dieser ranzigen Bar, in der Frauen wie ich, oberkörperfrei, vorwiegend männliche Gäste bedienen mussten? 

Meine Uniform, wenn man sie denn so überhaupt nennen konnte, bestand aus kniehohen Lederstiefeln, einem knallengen, schwarzen Hotpants-Höschen und aus herzförmigen Nippelaufklebern, mit denen der Chef wahrscheinlich wenigstens noch ein bisschen den Anschein nach außen hin bewahren wollte, dass seine Bar nicht eigentlich ein Stripschuppen war. 

Von all meinen drei Jobs, hasste ich Diesen am Meisten... Ich wusste auch nicht mehr ganz genau, wie ich ihn überhaupt bekam. Denn ein richtiges Vorstellungsgespräch hatte es nie gegeben. 

Ich war nur einmal vorbeigekommen und da das direkt nach der Geburt von Théo war und ich ihn zu der Zeit noch stillte, waren meine Brüste riesig. 

Genau danach hatte mein Boss wahrscheinlich Ausschau gehalten... Eine verzweifelte, junge Frau mit riesigen Titten, die eigentlich gar nicht "Nein" sagen konnte. 

Wenigstens verdiente ich passabel... Wenn ich jeden Tag hier arbeiten würde, könnte ich sogar auf die anderen Jobs verzichten. 

Aber jedes Mal am Ende meiner Schicht fühlte ich mich so dreckig, dass ich das keinesfalls sieben Tage in der Woche durchziehen könnte! 

Schon drei Tage waren Zumutung genug. Denn hier setzte man nicht darauf, dass die Kellnerinnen sich wohlfühlten. Im Gegenteil... Unser Boss animierte uns eher dazu, noch mehr Haut zu zeigen und uns von den Männern fleißig angrabschen zu lassen. 

Noch weigerte ich mich dazu. Auch, wenn es mehr Trinkgeld einbrachte, aber ich wollte nicht noch tiefer sinken, als so schon. 

Deswegen tat ich jedes Mal aufs Neue so, als wäre es eine ganz normale Bar. Ich machte mir selbst etwas vor und verdrängte die Anmachsprüche und die eindeutigen Angebote. 

Im Gegensatz zu meiner Arbeit im Casino, arbeitete ich hier nur drei Stunden, weil ich eigentlich eine Aushilfe war. 

Das hieß, ich würde noch vor Mitternacht wieder zuhause sein und könnte als Balsam für meine Seele, ein wenig meinem Sohn beim Schlafen zusehen.

Her Man. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt