5. Türchen

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In London zu sein hat ihm gefehlt. Natürlich war Louis in den letzten Jahren immer mal wieder hier, aber als er tatsächlich die Schlüssel zu seiner neuen Wohnung entgegen nimmt, erfasst ihn ein anderes Gefühl. Er ist zuhause. Er fühlt sich direkt wohler als in New York.

Zwei Tage nachdem er mit seinen Freunden etwas trinken war, kam eine E-Mail. Er saß im Büro und wusste erst gar nicht, was das sollte. In der Mittagspause hat er Liam abgefangen und sie ihm gezeigt. Auch er wusste nur noch wage, was passiert ist, aber als Liam wenig später eine E-Mail von dem Vermieter der Wohnung bekommen hat, konnten sie die Bruchstücke zusammensetzen. Perplex sah Louis Liam an und fragte: „Das habe ich nicht wirklich getan, oder?" – „Soll ich das als deine Kündigung auffassen? Brauchst du noch ein Arbeitszeugnis?", antwortete Liam nur ruhig. Louis musterte ihn skeptisch und Liam gab nach.

„Ich wusste es an dem Tag, als du das erste Mal zufällig diese Wohnung in London gesehen hast. Du willst zurück nach England. Deswegen habe ich dich auch nicht aufgehalten, als du in der Bar die Bewerbung abgeschickt hast. Wir werden dich zwar alle vermissen, aber ich denke, du solltest wieder auf die andere Seite des Teichs ziehen." – „Du... was?" – „Ich arbeite seit Jahren in der Personalabteilung. Es ist mein Job, Menschen einschätzen zu können." Long Story Short: Louis nahm den Job an. Es ist einige Wochen her und nun steht er hier. Die Wohnung ist vollkommen leer, von den wenigen Sachen, die er sein Eigentum nennen darf, abgesehen. Die Küche war schon eingebaut, aber Möbel waren keine dabei. Er hat bis zu seinem Umzug bei Liam gewohnt. Wieso sollte er sich auch Möbel in New York kaufen, wenn er sowieso wenig später wieder in London ist?

Nur ein Bett hat er sich schon einmal bestellt. Er geht in das Schlafzimmer. Ja, das Bett ist da, nur ist es noch nicht aufgebaut. Er seufzt und öffnet als erstes die eingerollte Matratze. Um sie nicht direkt zu versauen, zieht er sie ins Wohnzimmer. Louis war noch nie sonderlich begabt, wenn es um handwerkliche Sachen geht, aber das hier ist nur ein Bett und es gibt eine Anleitung dazu. Wie schwierig kann das schon sein.

Ziemlich, stellt er vier Stunden später fest und betrachtet skeptisch das Bettgestell. Es steht. Er schleppt die Matratze zurück und bezieht das Bett. Immerhin kann er vernünftig schlafen. Das muss er auch, wenn morgen schon ist sein erster Arbeitstag. Und es ist der erste Dezember – nicht, dass er einen Adventskalender oder so etwas hätte. Aber damit beginnt der ganze Weihnachtswahnsinn nun so richtig. Lottie war schon ganz begeistert von der Idee, Louis' neue Wohnung direkt in ein Winterwunderland zu verwandeln, aber da hat er strickt abgelehnt. Er muss erst einmal schauen, dass er sich Möbel anschafft. 

Seine Versicherung hat noch nicht gezahlt, mal schauen, wie lange das also dauern wird. Es ist nicht so, als hätte er kein Geld zur Seite gelegt, aber für eine ganze Wohnungseinrichtung wird es nicht reichen. Das Wichtigste ist für ihn ein Sofa und ein Fernseher, wo er Sport schauen kann. Ein Esstisch kann erst einmal warten, er kann auch auf dem Sofa essen. Allerdings braucht er definitiv einen Schrank für das Bad und natürlich einen Kleiderschrank. Allein das wird schon eine ganze Menge Geld kosten. Als wären die Klamotten, die er sich in letzter Zeit gekauft hat, nicht schon teuer genug gewesen.

Müde und von Jetlag gequält steht er am nächsten Morgen auf. Er muss um neun Uhr im Verlag sein und wenn er die Londoner Innenstadt richtig in Erinnerung hat, sollte er eine Viertelstunde Puffer einplanen. Was er sich gestern tatsächlich noch gekauft hat: Ein Wasserkocher und Tee. First things first. Damit kann man in den Tag starten. Er nimmt sich seine Sachen und tritt auf die Straße. New York hat etwas für sich, das stimmt schon, aber mit England ist es einfach nicht vergleichbar.

„Guten Morgen, ich muss zu Aria Publishing." Er steht in der Eingangshalle in der Information. Die junge Frau – vermutlich eine Studentin – sieht auf. „Guten Morgen. Da vorne links geht es zu den Aufzügen. In der fünften Etage ist der Verlag." Er bedankt sich und folgt ihrer Wegbeschreibung.

„Halten Sie den Aufzug offen!"

Louis steckt instinktiv eine Hand zwischen die sich schließenden Türen und sie öffnen sich wieder. Ein Kerl kommt angerannt und betritt den Aufzug. „Danke", keucht er außer Atmen und die Türen schließen sich. „Lang nicht mehr trainiert?", fragt Louis amüsiert den Kerl, der nun mit dem Rücken zu ihm steht. „Zu wenig, offensichtlich." – „Also alles wie immer", schmunzelt er. Der Mann dreht sich um. „Was machst du denn hier?" – „Hi, Zayn." Perplex sieht der Schwarzhaarige Louis an. „Du? Hier?" – „Ich fange heute bei Aria Publishing an." – „No way." Fragend sieht Louis seinen Gegenüber an. „Ich arbeite dort auch. Grafikabteilung." – „Marketing", antwortet er und freut sich innerlich, dass er schon jemanden kennt. 

„Ich dachte, du bist in New York." – „War ich bis vor ein paar Tagen auch noch." – „Aha?" – „Meine Wohnung ist abgefackelt und ich habe mich betrunken auf diese Stelle beworben." – „Das klingt wie in einer schlechten Sitcom." – „Stimmt aber." – „Eigentlich habe ich keine Zeit, aber dann bringe ich dich direkt zu Sasha." – „Mayland?" – „Ja, genau", nickt Zayn. „Du solltest Sasha nur vielleicht nicht sagen, dass du dich betrunken auf diese Stelle beworben hast." – „Hatte ich nicht vor. Du plauderst es doch nicht aus, oder?" – „Ich habe nie etwas gehört", grinst Zayn.

Die Türen öffnen sich wieder und mit der Schlüsselkarte verschafft Zayn ihnen Zugang zum Büro. Sie gehen durch den Flur, das Großraumbüro und schließlich kommen sie an einem Einzelbüro am Ende des Flurs an. Eine Frau um die vierzig sitzt dort am Schreibtisch und arbeitet. Zayn klopft an die Tür. Sie sieht auf und nickt. „Guten Tag. Ich bin Louis Tomlinson", stellt Louis sich vor. „Bis nachher", sagt Zayn nur und schließt die Tür hinter Louis.

„Setzen Sie sich doch", lächelt Ms Mayland und deutet auf den freien Stuhl, der ihrem Schreibtisch gegenüber steht. „Ich habe eigentlich damit gerechnet, Sie am Empfang unten abzuholen. Sie haben doch noch keine Schlüsselkarte, oder?" – „Nein, Zayn hat mich reingelassen", erklärt er kurz und antwortet auf den fragenden Blick seiner neuen Chefin: „Wir kennen uns von früher und haben uns im Aufzug getroffen." 

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Zayn ist also auch mit von der Partie. Was meint ihr, wie es weitergeht? :)

Love, L

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