„Du willst mir also erklären, dass du nach New York gezogen bist, weil du dachtest, du würdest abserviert werden? Du hast es nicht wirklich gewusst?" Louis verdreht die Augen. „Doch, ich wusste es. Ich habe es nur... falsch interpretiert." – „Und du warst zu stur und zu verletzt, um nachzufragen, also ziehst du einfach auf einen anderen Kontinent, um dich nicht damit auseinander setzen zu müssen", antwortet Liam ihm trocken. „Wenn du es so sagst, klingt es scheiße." – „Ist sage nur das, was du mir erzählt hast – zusammengefasst." Louis trinkt einen Schluck Bier und sieht sich in seiner Wohnung um. Eigentlich wollte er die Sachen, die er heute gekauft hat, schon längst alle eingeräumt haben. Hat er nicht. Die Sachen stehen in der Küche und er hat beschlossen, dass es mehr Sinn ergibt, auf die Möbel zu warten und dann alles aufzuräumen. Die sollten in ein paar Tagen bei ihm ankommen.
„So war es aber nicht. Er hat es anders gesagt, als er es gemeint hat." – „Du bist so ein Vollidiot." – „Ey! Ich habe dir das nicht erzählt, damit du mich beleidigst", widerspricht Louis genervt. „Du hast es mir erzählt, um dir die Bestätigung zu holen, dass du keinen Fehler gemacht hast. Überraschung, das hast du aber", antwortet Liam ihm. Er hätte ihn nicht anrufen sollen. Louis hätte klar sein müssen, wie Liam auf die Story reagieren wird. Hat er wirklich gedacht, er wäre auf seiner Seite? Dämliche Annahme. „Er hätte es mir sagen können, bevor ich nach New York geflogen bin." – „Wann? Als du ihm eröffnet hast, dass ihr zwei gar kein Paar wart, sondern es nur um Sex ging?" Louis schweigt. Er weiß, dass Liam recht hat und er hasst es.
„Und was soll ich jetzt machen, Mr Allwissend?", fragt er ihn also und weiß, dass Liam in diesem Moment die Augen verdreht. „Willst du ihn zurück?" – „Was?", fragt Louis irritiert. Es ist nicht so, dass er nicht darüber nachgedacht hätte, aber er ist zu meinem Ergebnis gekommen. „Ob du ihn noch willst, mit ihm zusammen sein willst, ihn liebst." – „Schon verstanden." – „Also?", hakt Liam nach. Er zögert. Will er das? Er ist sich nicht sicher. Er denkt an die Zeit, die er bisher mit ihm hatte. Nichts ist auch nur im Ansatz da ran gekommen. Nichts ist vergleichbar mit den Gefühlen, die er hatte, wenn er mit Harry Zeit verbracht hat. Hat es mit Sex angefangen? Ja. Aber es war irgendwann einfach mehr. Louis weiß gar nicht genau, wann das passiert ist. Irgendwann waren sie einfach... sie. Sie waren zusammen, immer wenn die Zeit hatten. Sie haben drei oder vier Mal die Woche in einem Bett geschlafen, Harry hat für ihn gekocht und er hat sogar zwischendurch Harrys Pflanzen gegossen. Er hat es geschafft, sie nicht zu töten, das muss an dieser Stelle angemerkt werden. Es ist einfach so entstanden und bis zu dem Tag vor der Kneipe dachte er nicht, dass er das ändern möchte. Oder dass es je anders sein wird.
„Louis? Bist du noch dran?" – „Ja. Sorry", sagt er schnell. Er ist in Gedanken versunken und er muss aufpassen, dass das nicht wieder passiert. „Du liebst ihn also noch." – „Was? Keine Ahnung. Wie soll ich das wissen? Wir haben uns beide verändert." – „Mag sein, aber wenn du es nicht mehr tun würdest, hättest du es schon längst bemerkt", antwortet Liam ihm, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Und wenn ich ihn nicht mehr liebe?" – „Dann hättest du bestimmt nichts dagegen, wenn Harry irgendwann mal seinen neuen Freund mitbringt und euch vorstellt." – „Er hat keinen neuen Freund", brummt Louis missmutig. „Irgendwann wird er das aber." Ein beklemmendes Gefühl macht sich in ihm breit. „Scheiße." – „Was?" Liam grinst, das weiß Louis genau. „Ich will nicht, dass er irgendwann jemand anderen kennenlernt." – „Da hast du deine Antwort." – „Hab ich gemerkt", brummt Louis genervt. Scheiße. Er liebt Harry wirklich immer noch.
Montags ist endlich wieder Ruhe. Die Küche seiner Nachbarn ist fertig und Harry kann wieder arbeiten, ohne sich auf die Dachterrasse des Verlags zurückziehen zu müssen. Das ist auch besser so, denn es regnet Bindfäden. Außerdem möchte er Louis nicht begegnen. Er würde gerne mit ihm sprechen, aber Louis hat gesagt, dass er sich meldet, also wartet er. Harry möchte ihm nicht hinterherlaufen, wenn Louis ihn nicht mehr will. Darauf kann er gut verzichten. Also igelt er sich zuhause ein. Er kann nichts dagegen tun, dass er die ganze Zeit hofft, dass das Handy klingelt. Das tut es sogar, aber es ist nie Louis. Ist er enttäuscht? Natürlich, aber es ist nicht so, als hätte er nicht damit gerechnet, dass Louis sich nicht mehr meldet.
Ihm läuft das Gespräch von Samstag hinterher. Es sitzt ihm in den Knochen und er fühlt sich schlapp und kraftlos. Er möchte es nicht, aber er kann nicht verhindern, sich vorzustellen, wie es inzwischen wohl wäre, wenn sie damals vernünftig miteinander gesprochen hätten. Als Buchautor ist es sein Job, sich Situationen und Szenen auszudenken. Das ist nicht immer gut. Jetzt gerade ist es reine Selbstverletzung, aber er kann nicht aufhören. Ob Sie wohl einen Garten hätten? Dort würden garantiert einige Fußbälle herumliegen und Harry würde ihn anmeckern, dass er doch bitte auf seine Pflanzen aufpassen soll. Er lächelt, als sich zeitgleich wieder Tränen in seinen Augen sammeln. Hätte man sie gesammelt, könnte man nach den drei Jahren inzwischen wohl ein Schwimmbecken damit füllen. Und trotzdem hat er noch Gefühle für Louis.
Freitags muss er ins Büro. Die Probedrucke für das Cover sind angekommen und Zayn hat ihn gebeten, sie sich anzuschauen, bevor er sie freigibt. Harry ist tot müde. Er schläft nicht gut und hat nicht die Kraft dazu, Yoga zu machen. Sonst macht er es zwei oder dreimal die Woche. Jetzt ist es schon neun Tage her, seitdem er das letzte Mal den Yogakurs besucht hat. Stattdessen schreibt er an dem zweiten Teil seines Buches weiter. Es ist eine schmerzhafte Liebesgeschichte, in die er all seine Gefühle legen kann. Ob es hilft oder das ganze nur schlimmer macht, weiß er nicht genau.
Er schleppt sich ins Büro. Es regnet schon wieder, oder immer noch. „Guten Morgen", sagt Zayn gut gelaunt und stockt. „Was ist denn mit dir passiert? Wirst du krank?", fragt er besorgt, als er Harrys dunklen Augenringe und sein generell sehr fertiges Erscheinungsbild erblickt. „Mir geht es gut", lächelt er kurz und holt sich einen Kaffee. Er folgt Zayn in einen kleinen Konferenzraum und sieht sich die Designs an. Die Designs sind wirklich gut und sie brauchen nicht lange, um sich final für ein Cover zu entscheiden. Zayn ist sehr zufrieden und Harry ist froh, dass er mitreden kann. So entspricht das Cover genau seinen Vorstellungen. Zayn schickt es ihm aufs Handy. Erst da bemerkt Harry, dass er noch eine Nachricht hat.
Louis: Können wir reden?
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Finally. Er hat sich gemeldet. Aber ist es dafür vielleicht schon zu spät?
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Adventskalender 2023
FanficEine kleine Weihnachtsgeschichte, aufgeteilt in 24 Türchen :)