„Mr Styles, wir haben alle Ihr Exposee gelesen. Ich muss sagen, und ich glaube, ich kann auch für meine Kollegen sprechen, wir sind alle sehr beeindruckt." Harry lächelt ehrlich. „Vielen Dank. Es freut mich, dass es Ihnen gefällt." Es tut gut diese Bestätigung zu hören. Sein letzter Verlag hat dazu nicht viel gesagt. Sonst hat er es noch niemandem gezeigt. Niall weiß ungefähr, worum es geht, aber er hat es nicht gelesen. Harry lässt ungerne jemanden seine Bücher lesen, wenn sie nicht vollkommen fertig sind – ausgenommen seine bisherige Lektorin. „Ms Chen wird als Lektorin mit Ihnen arbeiten." – „Es freut mich sehr, sie kennenzulernen", ergreift eine junge Frau das Wort. Harry sieht zu ihr und merkt, dass sie sogar noch jünger, als er selbst sein könnte.
„Ebenfalls", antwortet er freundlich und wendet seinen Blick wieder Majid zu. „Mr Tomlinson und ich übernehmen das Marketing. Zayn – wie sie sich vielleicht denken können – wird für das Design zuständig sein und für den Vertrieb kümmern sich andere Kollegen. Ich werde zunächst ihr Ansprechpartner für alle weiteren Fragen sein, aber scheuen Sie bitte nicht, auch Mr Tomlinson zu fragen." Harry nickt knapp und Louis glaubt, er kann gleich nicht mehr atmen. Findet nur er, dass die Luft hier drin wirklich schlecht geworden ist? Und warm?
„Sehr gut. Zunächst das Wichtigste: Wie weit sind Sie mit dem Buch? Wann kann es in die erste Runde des Lektorates gehen?", fragt Majid. Louis sitzt stumm da. Er sollte sich vermutlich Notizen machen. Nein, nicht nur vermutlich. Er weiß, dass er das tun sollte. Allerdings kann er der Blick nicht von Harry abwenden. Seine Kieferpartie ist ausgeprägter als früher und er hat an Selbstbewusstsein dazugewonnen. Die letzten Jahre schienen ihm gut getan zu haben.
„Ich bin mit dem ersten Entwurf fertig. Ich kann es Ihnen heute noch zukommen lassen", wendet sich Harry an Ms Chen. Sie lächelt und nickt. „Sehr gerne." – „Gut. Wir wissen, dass sie einen aktiven Instagramaccount haben. Wir würden gerne den Zugang dazu bekommen, um direkt dort hochladen und planen zu können. Und natürlich, um auf die Analysen zugreifen zu können." Harry hat sich schon so etwas gedacht. Er öffnet sein Notizbuch und holt einen Zettel heraus. „Hier sind die Zugangsdaten." Er sieht Majid wieder an. „Ich möchte jede Story und jeden Post vorher sehen", stellt er klar.
Er hat keine Lust darauf, dass plötzlich irgendwelche Ankündigungen auf seinem Account auftauchen, von denen er nichts weiß. Ihm ist sehr wichtig, dass sein Account authentisch und ehrlich bleibt. „Natürlich. Das wäre der nächste Punkt auf unserer Liste gewesen. Unser Plan ist, mit ihnen ein Meeting bezüglich des fertigen Marketingplans und des Contents zu vereinbaren, um alles in Ruhe durchgehen zu können, sobald es fertig ist. Vorher muss das Design stehen, zumindest die grundlegenden Elemente wie Farbe und Schriftart. Zayn wird mit Ihnen also in den nächsten Tagen so gut es geht zusammenarbeiten."
„Klingt gut. Von dieser Woche abgesehen, würde ich über die Meetings gerne mindestens eine Woche früher informiert werden", sagt Harry. Majid notiert es sich, Louis sitzt nach wie vor stumm da. „Das ist klein Problem, das bekommen wir hin. „Wenn wir mehrere Meetings an einem Tag haben sollten, werden wir Ihnen auf Wunsch auch einen eigenen Schreibtisch zur Verfügung stellen. Dann können sie in der Zeit dazwischen hier bleiben und schreiben oder andere Aufgaben erledigen." Überrascht sieht Harry ihn an. Das gab es bei seinem alten Verlag nicht. „Darauf komme ich gerne zurück." – „Wir werden Ihnen dafür eine Schlüsselkarte am Empfang hinterlegen lassen", spricht Majid weiter. Sie können Sie dort abholen und nutzen, aber bitte geben Sie sie dort wieder ab, wenn sie das Gebäude verlassen." Harry nickt, das dürfte kein Problem sein.
Louis hingegen hofft einfach, dass Harry diese Schlüsselkarte so selten wie möglich nutzen wird. Er will wirklich nicht, dass er Harry öfter über den Weg läuft, als er muss. In den Meetings wird es schon schlimm genug sein. Er weiß, dass er sich in den Griff kriegen muss, aber er hat keinen blassen Schimmer, wie er das anstellen soll. Fuck, er hätte in New York bleiben sollen. Da hatte er keine Angst, diesem Mann zu begegnen. Da war er sicher vor seiner Vergangenheit. Hier wurde er direkt und mit voller Wucht mit dieser Konfrontiert. Er ist nicht bereit dazu. Louis weiß, dass es nicht besser wird, wenn er es aufschiebt. Er muss es hinter sich bringen.
Nach dem Meeting wartet er, bis seine Kollegen den Raum verlassen haben. Harry und Majid gehen als letzten. Er folgt ihnen. Majid zeigt Harry die Küche und den Mitarbeiterraum und das Großraumbüro, wo er sich bei Bedarf einen freien Schreibtisch aussuchen kann. Louis steht an der Seite. Er muss ihn ansprechen. Er weiß nicht wie. Er steht dort, wie bestellt und nicht abgeholt. Erst, als er Harry sagen hört, dass er sich noch einen Kaffee holt und Majid sich daraufhin wieder an seinen Schreibtisch setzt, weiß sein Körper wieder, wie Gehen funktioniert. Er läuft ihm nach.
Harry steht seelenruhig vor der Kaffeemaschine und wartet, dass seine Tasse voll wird. „Möchtest du nichts sagen, wenn du mir schon hinterher gelaufen kommst?", fragt er, als Louis schweigend hinter ihm steht. „Ich wusste nicht, dass du dein Pseudonym gewechselt hast. Was ist aus Oliver Sudden geworden?" – „Ich brauchte etwas Neues", antwortet er trocken und dreht sich zu Louis ihm. Dieser zwingt sich, seinen Verstand nicht zu verlieren. „Dein neues Buch klingt interessant." – „Es interessiert mich nicht, was du zu dem Buch sagst", antwortet Harry geradeheraus. Er ist angespannt und möchte aus dieser Situation entkommen. Louis sieht das ganz genau, aber er lässt es nicht zu. Wer weiß, wann er je wieder die Möglichkeit dazu haben wird, allein mit Harry zu sprechen.
„Ich hätte nicht gedacht, dich so schnell wieder zu treffen." – „Schnell?" Irritiert sieht Harry ihn an. „Es sind über drei Jahre vergangen." – „Ich meine, bezogen auf meinen Umzug nach London. Ich wohnte erst seit kurzem wieder hier", korrigiert er sich nervös. „Ich war nicht darauf vorbereitet, dass wir uns begegnen." – „Tja, jetzt müssen wir zusammenarbeiten", entgegnet Harry lediglich und trinkt einen Schluck Kaffee. „Können wir irgendwann mal reden? Also vernünftig reden?", bricht es dann aus ihm heraus. Die Frage will er schon die ganze Zeit stellen.
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Vernünftig reden. Ob das wohl was wird?
Love, L
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Adventskalender 2023
FanficEine kleine Weihnachtsgeschichte, aufgeteilt in 24 Türchen :)