1. Türchen

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Er wird wohl nie verstehen, wieso die Amis so auf Halloween abfahren. Klar, in England wird das auch gefeiert, aber nicht derart extrem. Er wohnt nun schon fast drei Jahre hier und nach wie vor ist diese Zeit für ihn seltsam. Er war nie ein großer Fan von Halloween, vielleicht liegt es auch daran. Halloween bedeutet, dass der Winter angebrochen hat und das bedeutet, dass Weihnachten nicht mehr fern ist. Er ist sich nicht sicher, ob er Weihnachten nicht mag. Manche Jahre war es ganz gut, in anderen war er froh, als der ganze Schmuck abgehangen und wieder normale Musik in den Läden und Kneipen gespielt wurde.

Inzwischen sind beide Feiertage ein fester Bestandteil seines Kalenders. Zum einen, weil sein Kollege Liam jedes Jahr eine Halloweenparty veranstaltet und man um Weihnachten sowieso nicht drumherum kommt, zum anderen, weil man diesen Feiertagen einfach nicht ausweichen kann, wenn man im Marketing arbeitet. Man beschäftigt sich schon Monate vorher mit all diesen Sachen und daher zählt er die Tage am Kalender, bis der Alltag sich wieder normalisiert.

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, ob du am Samstag dabei bist." Liam lässt sich gegenüber von ihm fallen und sieht ihn abwartend an. Louis seufzt. „Muss ich wirklich kommen?" – „Wenn du so fragst, ja. Du hast sich letztes Jahr schon rausgeredet." – „Ich war krank." – „Und was hattest du?" Louis presst die Lippen zusammen. Sie wissen beide, dass er lügt. „Du wirst meine Meinung zu Halloween nicht ändern." – „Lass dich einfach mal drauf ein." – „Mhm." – „Du wirst da sein. Und du wirst dich verkleiden." – „Ich weiß nicht als was." – „Wie wäre es denn mit Ebenezer Scrooge?" Louis verdreht die Augen und lehnt sich nach hinten. „Arschloch." – „So redet man aber nicht mit seinen Kollegen." – „Wie gut, dass du nicht mein Chef bist. Du kannst mich nicht feuern", entgegnet Louis provokant. Liam ist bei der HR. Er hat damals das Vorstellungsgespräch mit Louis geführt und ihn eingestellt. Eine Woche später waren sie nach der Arbeit zusammen ein Bier trinken und haben gemerkt, dass sie auf einer Wellenlänge sind. Inzwischen ist Liam sozusagen Louis' bester Freund. Louis würde das bestreiten, aber es ist so.

„Schön, ich werde da sein. Aber wehe, da gibt es kein vernünftiges Bier." – „Was soll ich machen? Bier aus England einfliegen lassen?", fragt Liam trocken, wissend, dass Louis das Bier hier nur akzeptiert und nicht wirklich gerne mag. „Wenn du so fragst, gerne." – „Find dich damit ab, was da sein wird. Du kannst sonst gerne selbst etwas mitbringen." – „Man darf in die USA keine Lebensmittel einführen", antwortet Louis unzufrieden. Er hat schon oft überlegt, sich nicht einfach Bier aus England zu bestellen. Es ist nie dazu gekommen.

Am Ende des Tages sitzt Louis tatsächlich vor dem Laptop auf dem Sofa und überlegt, als was er sich verkleiden könnte. Hier in den USA ist es nicht wie in England und man verkleidet sich als etwas Gruseliges. Vampir? Langweilig. Zauberer? Auf Liams Party werden wahrscheinlich mindestens zehn Leute als Harry Potter verkleidet sein. Geist? Vielleicht, dann geht er einfach nicht hin. Er seufzt und trinkt einen Schluck Bier. Erst, als er später unter der Dusche steht, hat er eine Idee. Im Handtuch bekleidet schnappt er sich sein Handy und sucht nach den Sachen, die er dafür braucht. Alles preislich in Ordnung und es kommt noch pünktlich an.

Die Party beginnt um ach Uhr. Louis schlägt um neun dort auf. Er möchte nicht der erste sein. Vielleicht hat er auch nur etwas länger vor dem Spiegel gestanden, als er geplant hatte. Nicht, dass das einen Grund hätte. Liam öffnet die Tür. „Du bist tatsächlich hier." – „Soll ich wieder gehen?" – „Das war positiv gemeint", antwortet Liam und Louis tritt ein. „Du hast dir die Haare nur Schwarz gemacht, was ist das für ein Kostüm? Scrooge hatte graues Haar", fragt Liam irritiert und folgt Louis in die Küche. Er nimmt sich dort ein Bier aus dem Kühlschrank. „Ich bin Danny Zuko." – „Was?" – „Aus Grease." – „Nie gesehen." – „Ich denke immer schlechter von dir", antwortet Louis trocken und Liam grinst. „Als wäre das etwas Neues. Also wieso dieser Daniel Ziko?" – „Danny Zuko", korrigiert Louis ihn sofort. „Ich habe bei Grease in der Schule mitgespielt und war dort Danny." – „Du? In einem Theaterstück?" – „Musical." – „Niemals." – „Dann glaub es eben nicht", antwortet Louis schulterzuckend und denkt daran zurück, wie sehr er sich gefreut hat, als er diese Rolle bekommen hat. Das ist bald schon zwanzig Jahre her. Meine Güte, er ist alt geworden.

Er fühlt sich tatsächlich wohl. Er steht nicht auf Halloween, aber er mag Partys doch ganz gerne. Irgendwann ist es ihm egal, dass hier alle in Verkleidungen herumrennen. Matt stellt sich zu ihm. Er kennt ihn auch durch die Arbeit. Er arbeitet in der IT-Abteilung. „Hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen." – „Ist das jetzt gut oder schlecht?" Er sieht an Louis herab. „Gut." So offensichtlich wurde er lange nicht mehr angeflirtet. „Du hast dich als Danny Zuko verkleidet?" – „Man kennt Grease in New York also doch?" – „Wer kennt dieses Musical denn nicht?" – „Liam." Perplex sieht er Louis an. „Ernsthaft?" – „So habe ich auch geschaut", lacht Louis und trinkt einen Schluck von seinem Bier. „Ich finde, du gibst einen sehr guten Danny ab." – „Vielen Dank. Dein Kostüm ist auch nicht schlecht." Er ist Indiana Jones, mit Hut und Lasso und alles Drum und Dran.

Matt ist nett. Niemand in den Louis sich verlieben würde, aber wer sagt, dass das für eine gut laufende Nacht sein muss. Je länger wir uns unterhalten, desto wahrscheinlicher kommt es mir vor, dass wir diese Party gemeinsam verlassen werden. Vielleicht ist dieser Abend doch nicht so schlecht.

„Louis!" Irritiert sieht er nach links. Liam steht dort mit dem Handy am Ohr. Die Musik ist ausgeschaltet und er greift nach der Fernbedienung. „Was ist?" Matt und Louis gehen zu Liam. „Scheiße, ich glaube... wohnst du da nicht?" Er hat den Fernseher angeschaltet. Nachrichten laufen.

Wohnhaus in Manhattan in Flammen: Verdacht fällt auf Halloweenstreich

Louis wird eiskalt. Da wohnt er. Das ist sein Wohnhaus. Es brennt wie Zunder. Oh Gott. „Ich fahre mit dir hin", entscheidet Liam und bringt ihn aus der Tür.

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As you might realised. Das hier wird ein Adventskalender, der sich ein wenig von meinem bisherigen Kalendern unterscheidet. Es wird eine zusammenhängende Geschichte mit 24 Türchen werden, also kommentiert gerne viel :)

Love, L

Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt