18. Türchen

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Louis merkt nicht, dass Niall ihm folgt. Er geht einfach an Harry vorbei und verschwindet. Niall bleibt bei dem Autor stehen. Er sieht ihn an und zieht ihn dann in eine feste Umarmung. „Er ist ein Idiot. Und er ist es nicht wert." – „Er hasst mich", schnieft Harry und drückt sich an Niall. „Er hasst mich so sehr. Ich dachte... ich wusste nicht..." – „Er ist einfach nach New York gezogen, Harry. Du solltest nicht vergessen, was er dir angetan hat", erinnert Niall ihn. Harry schluchzt auf. Es tut unglaublich weh. Wie war das mit Alkohol als Lösung? Wohl eher als Brandbeschleuniger. „Ich hole eben unsere Sachen, okay? Dann bringe ich dich nach Hause."

Harry steht vor der Glühweinbude und wartet. Was hat er sich nur dabei gedacht, mit Louis sprechen zu wollen. Wieso hat er geglaubt, dass er ihn nicht wieder abweisen wird? Verdammt, er ist nach New York gezogen! Er hätte daraus lernen müssen. Es ist, als würde ihm sein Leben vorhalten wollen, wie dämlich er sich angestellt hat. Sie waren ja nicht einmal zusammen. Sie waren kein Paar, auch wenn er das lange geglaubt hat.

Niall kommt wieder zu ihm raus. „Lass uns gehen." – „Was haben die anderen gesagt?" – „Nichts. Ich meinte, wir sind morgen zum Frühstücken verabredet und wollen deswegen nicht so lange draußen bleiben. Ich glaube Daya und Majid denken, ich bin dein Lover." – „Du bist mir viel zu hetero", antwortet Harry augenverdrehend. Niall fängt an zu lachen. „Schön, dass du deinen Humor nicht verloren hast." Harry lächelt traurig. „Es war dämlich, oder?" – „Du wolltest also mit ihm sprechen?" Harry nickt. „Ich weiß nicht einmal wieso." – „Weil du betrunken bist, deswegen." – „Aber ich bin über ihn hinweg", widerspricht Harry. Niall seufzt und schüttelt den Kopf. So gerne er auch zustimmen würde, sie wissen beide, dass Harry ganz und gar nicht über ihn hinweg ist. „Du hast es vor dir hergeschoben. Du bist nicht über ihn hinweg." – „Scheiße." – „Ja, scheiße", stimmt Niall zu.

In der Tube lehnt Harry sich an Nialls Schulter. Er ist völlig fertig. Der Tag hat ihn ausgelaugt. Er möchte nur noch in sein Bett und schlafen. Er will sich das ganze Wochenende lang verkriechen und nicht unter seiner Bettdecke hervorkommen. Geht das? Klar, er ist erwachsen, er kann machen, was er will. Und Louis hat. Louis kann auch machen, was er will und das ist, nicht mit Harry zu sprechen. Er wischt sich über die Augen. Wie kann es nur sein, dass er Louis immer noch will? Man greift doch nicht zweimal nach demselben Gift, nachdem man daran fast zu Grunde gegangen ist. Das ist völlig irrational und bescheuert. „Dumme Gefühle", murmelt er. Niall sieht zu ihm, aber kommentiert es nicht.

Louis kehrt in seine immer noch sehr leere Wohnung zurück. Er stellt sich unter die Dusche, mit dem Ziel, auszunüchtern. Wie konnte Harry ihm nur so etwas vor den Kopf knallen. Das ist unter der Gürtellinie. Louis kann viel ab, aber das war zu viel. Er musste dort weg. Er schließt die Augen und legt den Kopf nach vorne. Das warme Wasser prasselt auf seinen Nacken. Er atmet tief ein und wieder aus. Er muss Montag mit Sasha sprechen. Er hat zu Harry gesagt, er wird das Team wechseln. Dämlich, Tomlinson, so unglaublich dämlich. Er hat nicht darüber nachgedacht und einen grundlegenden Fehler gemacht. Das hätte nicht passieren dürfen.

Er tritt aus dem Bad. Seine Wohnung sollte dringend eingerichtet werden. Louis ist ein Toast, putzt die Zähne und stellt sich einen Wecker. Er fährt morgen zu Ikea. Den Plan der Wohnung mit allen Maßen hat er auf dem Handy, ausmessen muss er nichts mehr.

Schrank

Schreibtisch

Schreibtischstuhl

Esstisch

Stühle

Küchenutensilien

Garderobe

Schuhschrank

Spiegel

Wäschekorb

Louis sieht auf die Liste. Das wird teuer. Anyway, das kann er der Versicherung schicken. Er wird sich einfach die Sachen aussuchen, die er haben will und lässt sie sich liefern. Entschlossen geht er zum Eingang. Es wird Zeit, dass er in London ankommt. Es dauert nicht lange, bis er merkt, dass er sich hätte vorher informieren sollen. Er hat keine Ahnung, in welche Richtung er möchte. Schwarz, braun, weiß? Schlicht? Shit. Er hätte sich definitiv vorher etwas überlegen sollen. Seine Einrichtungen haben sich bisher immer so ergeben, aber alles auf einmal hat er noch nie gekauft. Er hätte Zayn mitnehmen sollen, der Kerl hat ein Auge für so etwas. „Verdammt", flucht Louis und sieht wieder auf den Zettel. Wo soll er nur anfangen? Er geht durch das Labyrinth, dass Ikea als Verkaufsfläche bezeichnet. Gut, zuerst kommt die Schlafzimmer Abteilung, da braucht er nicht viel.

Es kommt gut voran. Er entscheidet sich für weiß, grau und schwarz, als Farben. Schlicht, ohne viel Schnick schnack. Ja, das könnte was werden. Zumindest reicht es ihm. Er kommt immer besser voran. Er kommt in der Deko-Abteilung an. Hier braucht er eigentlich nichts, nur Geschirr und Gardinen für den Balkon. Er legt das Geschirr gerade in den Wagen, als er jemanden fluchen hört. „Scheiße." Er sieht auf. Er sieht direkt Harry ins Gesicht. „Was machst du denn hier?" – „Du kaufst Geschirr?", fragt Harry gleichzeitig irritiert. Louis verdreht die Augen. „Ja, tue ich." Harry hat Töpfe in seinem Wagen.

„Uhm..." – „Ich sollte weiter machen. Ich habe zu tun", würgt Louis ihn ab. Harry blinzelt ein paar Mal schnell und beißt sich auf die Unterlippe. „Ich wollte nicht, dass das gestern so ausartet." Louis bleibt stehen und dreht sich zu ihm um. „Ausartet? Du hast den Mist doch angefangen", antwortet Louis ihm angespannt. Harry nickt leicht. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht... das sollte nicht so enden." Er atmet tief ein und wieder aus. „Es war dumm von mir zu denken, dass wir normal miteinander reden könnten. Smalltalk oder so machen könnten." – „Smalltalk? Willst du mich verarschen?" Ja, Smalltalk ist wohl nicht die beste Bezeichnung, das gibt Harry zu. Er weiß allerdings nicht, wie er es sonst nennen soll.

„Du hast gestern gesagt, du fragst deine Chefin, ob du das Team wechseln kannst. Ich weiß, du hast da gerade erst angefangen, aber ich bitte dich darum, das wirklich zu tun." – „Ich versuche es", nickt Louis. Harry nickt. Er braucht einen Moment, um weitersprechen zu können. „Wenn du das Team nicht wechselst, bin ich weg. Ich veröffentliche dann keine Bücher mehr bei Aria Publishing. Perplex sieht Louis ihn an. Er hätte nicht gedacht, dass Harry so weit geht. „Du setzt mich damit ziemlich unter Druck." – „Ich weiß", antwortet Harry ihm. Er will es nicht tun, aber er weiß, dass es besser so ist. Er hat es gestern Abend verstanden, als er im Bett lag. Er kann so nicht weitermachen.

„Ich mag es wirklich nicht, derart egoistisch zu sein, aber mit geht es nicht gut, wenn ich dich ständig sehe und mit dir zusammenarbeiten muss. Schon gar nicht nach gestern Abend. Um ehrlich zu sein, habe ich mir schon länger Gedanken darum gemacht, wollte es aber nicht tun. Deinetwegen. Nachdem du mir gestern aber deutlich gemacht hast, was du über mich denkst...naja, jetzt bin ich eben doch egoistisch." – „Nachdem ich... du hast sie doch nicht mehr alle", fährt Louis ihn an. „Arschloch."

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Wie werden die zwei das nur wieder in den Griff kriegen? Ideen? 

Love, L

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