9. Türchen

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„Reden? Wieso das?" Louis presst die Lippen zusammen, als Harry ihn ansieht, als hätte er ihn etwas vollkommen Unrealistisches gefragt. „Es ging damals alles so schnell und..." – „Du bist nach New York gezogen und hast mir danach nicht eine Nachricht geschickt", korrigiert Harry ihn. Louis verdreht die Augen. „Als wäre das unbegründet gewesen", murmelt er. „Ich will deinen Grund nicht wissen, Louis. Es ist lange her und wir sind beide älter geworden, reifer – ich zumindest. Bei dir weiß ich es nicht. Wir werden zusammenarbeiten, weil es um mein Buch geht und du dafür bezahlt wirst, aber mehr auch nicht. Ich möchte, dass du es professionell hältst und ich sehe keinen Grund dazu, mit dir über alte Zeiten zu reden", stellt Harry klar.

Perplex sieht Louis ihn an. Er wusste, dass es schwierig wird, aber dass er Harry so egal geworden ist... nein, damit hat er nicht gerechnet. Sie haben so viel Zeit miteinander verbracht, ist das alles egal? Hat Harry all die Momente vergessen, die sie geteilt haben? Louis sieht zur Seite. Er hätte es damals akzeptieren müssen. Hat er nicht. Er ist stattdessen einfach weggerannt und hat es ignoriert. Er weiß, dass er sich schon längst damit hätte auseinander setzen müssen, aber er wollte es einfach nicht. Weglaufen schient die einfachere Lösung. Tja, das hat er jetzt davon. Harry sieht ihn fragend an. „Ist sonst noch etwas? Ich möchte mit Zayn anfangen über das Design zu sprechen und wenn ich richtig informiert bin, ist das nicht dein Aufgabenbereich." Er ist kalt gegenüber Louis. Das muss er sein, sonst wird er schwach. Louis schüttelt den Kopf und innerlich atmet Harry auf. „Gut", sagt er nur mit kaltem Ton und geht an Louis vorbei.

Er sieht nicht zurück. Er würde gerne, als er sich auf den Weg zu Zayn macht, aber er tut es nicht Zayn hat einen kleinen Konferenzraum reserviert. Dort steht ein Tisch mit nur vier Stühlen und zwei Sesseln. Zayn sitzt in einem davon. Harry schließt hinter sich die Glastür und lässt sich in dem zweiten fallen. „Ich frage besser nicht, oder?", greift er das offensichtlich im Raum stehende Thema auf. „Es gibt nichts zu fragen. Wir haben gerade klargestellt, dass es professionell zwischen uns bleibt und die Vergangenheit irrelevant ist." – „Mhm." – „Was?" fragt Harry skeptisch, aber Zayn schüttelt den Kopf. „Es geht mich nichts an. Ich mische mich da nicht sein." – „Aber?", hakt Harry nach. Er sieht doch genau, dass Zayn etwas anderes denkt, als er gerade gesagt hat. Der Schwarzhaarige seufzt. „Aber Louis hat dich das ganze Meeting angesehen. Anders, als er einen von uns angesehen hat." – „Er war nur überrascht, das ist alles. Er wusste nicht, dass ich Ed Ward bin", weicht Harry aus. Das redet er sich ein. Er möchte, dass Louis ihn deswegen so angeschaut hat, nicht aus irgendeinem anderen Grund.

Zayn schließt den Laptop an den großen Fernseher an. Ich habe mir die Cover deiner bisherigen Bücher angesehen. Sie waren alle recht dunkel und in einer Farbe gehalten. Wenn du magst, können wir das Schema gerne aufbrechen, immerhin bewegst du dich jetzt auch in einem neuen Genre. Ich habe mal eine Sammlung von anderen Covern aus diesem Bereich zusammengestellt", fängt er an. Harrys Blick schweift über die Cover. Einige davon hat er schon gesehen, ein paar der Bücher kennt er auch.

„Ich möchte auf keinen Fall Personen auf dem Cover haben, auch keine Illustrierten", sagt er direkt. „Ich möchte den Lesenden nicht die eigene Vorstellung der Charaktere nehmen, indem sie irgendjemanden auf dem Cover sehen, der damit nicht übereinstimmt." Zayn nickt verstehend und notiert es sich. „Okay. Die Farbwelt würde ich hell halten, damit ein Kontrast zu deinen bisherigen Büchern entsteht. Gedeckte Farben ohne viel Schnickschnack. Es soll nicht zu kitschig werden." Er erzählt Harry immer mehr von seinen Ideen und der Autor merkt schnell, dass er mit Zayn gut zusammenarbeiten kann. Oft haben Autorinnen und Autoren nicht die Freiheit das Cover mitzugestalten. Sie können Wünsche abgeben, aber das war's auch schon. Hier hat Harry das Gefühl, das letzte Wort zu haben. Er mag das.

Am Ende entscheiden sie sich für ein helles blau. Es ist die Augenfarbe des Love-Interests. Zayn schickt die Farbcodes rüber zu Louis und Majid und Harry stellt fest, dass sie inzwischen seit fast drei Stunden an möglichen Konzepten und Kompositionen des Covers arbeiten. „Ich mache einfach mal ein paar Ideen fertig. Dann schauen wir weiter", beschließt Zayn und steht auf. Harry nickt zufrieden und sie verlassen den Konferenzraum. „Wir sollten Mal etwas trinken gehen, meint er dann. Überrascht sieht Zayn ihn an. „Klar gerne." – „Sehr gut. Ich schreibe dir", lächelt Harry und geht zur Küche, um die leere Tasse wegzubringen. Louis bemerkt ihn. Natürlich tut er das, denn Harry geht direkt an seinem Schreibtisch vorbei.

„Harry – äh Mr Styles", fängt er ihn ab. Harry verdreht die Augen, bleibt stehen und dreht sich zu Louis um. Dann lächelt er freundlich und geht zu ihm zurück. „Ja?" – „Äh... also... Zayn hat mir gerade die Farben geschickt für Instagram. Wir haben ja den Zugriff und... also..." – „Was genau möchtest du?", unterbricht Harry Louis' Gestottert, der sich dafür gerade selbst schlagen könnte. Shit, er hätte sich vorher etwas ausdenken sollen. „Also du hast ja auch eine Website und ich habe mir überlegt, dass wir die dann auch in den Farben gestallten sollten. Zumindest zum Teil." Brilliant.

Harry zieht skeptisch eine Augenbraue hoch. „Was ist? Das klingt doch plausibel oder nicht? Die Leute, die deine Website schon kennen, finden sie sowieso wieder und für die, die das erste Mal deine Bücher lesen werden, ist es sonst abschreckend, wenn dort alles so düster und gruselig erscheint." Louis kann Harrys Gesichtsausdruck nicht deuten und das macht ihn wahnsinnig. Er fand seine Erklärung plausibel, aber je länger Harry schweigt, desto mehr zweifelt er daran, dass gerade sinnvolle Sätze aus seinem Mund gekommen sind.

„Auf dem Zettel mit den Zugangsdaten für Instagram stand auf der Zugang zu der Website", antwortet Harry ihm dann. „Was?" – „Hast du den Zettel nicht gelesen?" – „Nein. Doch. Also Majid hat ihn." – „Dann informiere dich das nächste Mal besser, alles klar?" Louis nickt und setzt sich wieder. Scheiße, das ging richtig nach hinten los. Harry geht weiter in die Küche, damit Louis keine Zeit hat, noch etwas anderes anzusprechen. Verdammt, wie soll er das nur durchhalten? 

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Wie lange geht das wohl noch gut und wann bekommen die anderen im Team Wind davon, dass da etwas nicht stimmt? 

Love, L


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