17. Türchen

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Scheiße, er hat es vergeigt. Louis sieht ihn skeptisch an und Harry wird sofort nervös. „Tut mir leid, ich sollte nicht..." Ja, was sollte er nicht. Er weiß es gar nicht so genau. „Mist", murmelt er. Er hätte nicht so viel trinken sollen. Nein, das hätte nichts gebracht. Er hätte sich zwar nicht so dämlich angestellt, aber er hätte sich auch gar nicht erst getraut, Louis zu folgen. Es ist dumm, was tut er hier nur? Wieso folgt er Louis? Das ist eine grauenhafte Idee. „Harry? Alles okay?" – „Was? Ja, natürlich", sagt er etwas zu schnell. Louis wird skeptisch. Harry ist nur so, wenn er nervös ist. Irgendetwas stimmt hier nicht, das bemerkt Louis ziemlich schnell. Er versteht nur nicht, was es sein kann. Er kann sich Harrys Verhalten nicht erklären. Liegt es nur am Alkohol? Nein, das glaubt er nicht.

„Ich will einfach, dass wir miteinander klarkommen." Louis sieht ihn skeptisch an. „Das hast du schon gesagt." Stimmt, das hat Harry schon gesagt. Mist. „Können wir... ich sollte dir das alles gar nicht sagen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du plötzlich vor mir stehst. Ich war nicht darauf vorbereitet dich wiederzusehen", redet Harry auf einmal drauf Louis. Perplex sieht Louis ihn an. Woher kommen denn all diese Worte auf einmal? „Lass uns eben raus gehen, okay? Ich bin nicht scharf darauf, dass meine Kollegen alles mitbekommen", unterbricht er ihn schnell und geht vor. Harry läuft ihm hinterher. In diesem Moment fällt ihm wieder ein, dass er Louis vergessen sollte. Louis ist derjenige der gegangen ist. Nicht er. Louis ist derjenige, der ihm das Herz gebrochen hat, er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass er geht. Scheiße, was tut er hier nur?

Draußen vor der Bude ist es deutlich kälter. Louis erschaudert. Er dreht sich zu Harry um und verschränkt die Arme wieder vor der Brust. Harry presst die Lippen zusammen. Er will es nicht aussprechen, aber alles in ihm, drängt ihn dazu. Er muss es loswerden. Er hat sich so oft in den letzten Jahren vorgestellt, wie es wohl sein wird, wenn er Louis wieder gegenübersteht. Richtig gegenübersteht, und nicht in einem Büro oder in einem Konferenzraum. „Ich war auch nicht darauf vorbereitet, dich zu sehen, aber du hast mir sehr deutlich gemacht, wo ich stehe, also was soll das jetzt?", fragt Louis und beißt sich auf die Zunge. Er erinnert sich dadurch daran, nichts Falsches und Unüberlegtes zu sagen. Das ist gar nicht so einfach, so viel Alkohol, wie er schon intus hat. Die kühle Luft hilft ein wenig, sich zu konzentrieren.

„Es ist komisch zwischen uns." – „Was du nicht sagst, Sherlock." Sie sehen sich an. Harry zupft an seiner Jacke. Louis zwingt sich, ruhig dort stehen zu bleiben und nicht zu zeigen, dass ihn die Situation nicht unberührt lässt. Fuck. „Ich weiß nicht, ob ich mit dir befreundet sein kann", sagt Harry dann leise und sieht auf den Boden. Es ist ihm so unendlich peinlich, das zuzugeben. „Wie jetzt? Du denkst, wir werden Freunde?", fragt Louis irritiert. „Wie kommst du denn plötzlich da drauf?" Harry zuckt mit den Schultern und sieht wieder auf. „Wir werden weiter zusammenarbeiten und... wenn wir immer mal wieder mit dem Team ausgehen, dann... ich weiß, dass das nicht gut für mich ist."

Louis schnaubt. Was denkt Harry eigentlich, was er hier tut? „Also sagst du mir erst, wir müssen uns professionell verhalten, dann willst du, dass wir besser miteinander klarkommen, weil es seltsam zwischen uns ist und jetzt sagst du mir, dass wir dabei aber keine Freunde werden?" Harry verzieht den Mund. Es ergibt keinen Sinn, wenn Louis es so zusammenfasst, dass muss er wohl einsehen. „In meinem Kopf klang das gerade noch ein bisschen anders", gibt er zu. Er hasst es, derart durcheinander zu sein. Normalerweise findet er immer die richtigen Worte, die richtige Formulierung. Das ist Teil seines Jobs. Jetzt glaubt er, nichts davon mehr zu wissen. Er redet Unsinn und er hasst es.

„Was willst du?", fragt Louis und lacht bitter. Ihm tut es so weh, Harry in dieser Verfassung vor ihm stehen zu sehen. Er steht dort, als wäre er total verloren. Scheiße, bevor er nach New York gegangen ist, wäre das ein Moment gewesen, in dem er ihn fest in die Arme geschlossen hätte. Harry braucht das in so einer Situation. Louis wettet, er braucht es auch jetzt. Soll Niall das doch machen! Er kann es nicht tun – auch wenn er es irgendwie möchte. „Ich weiß es nicht... ich... es...", stottert Harry und tritt von einem Fuß auf den anderen. „Ich glaube, ich will einfach wissen, wieso du damals gegangen bist."

Louis blinzelt ein paar Mal. „Bitte? Willst du mich verarschen?" Jetzt ist er richtig wütend. Was fällt Harry eigentlich ein, ihn das zu fragen. „Du! Du bist der verdammte Grund, warum ich aus London, weg musste!", regt er sich auf. Er will nicht daran zurückdenken, aber es hat sich in sein Gedächtnis gebrannt. Er könnte volltrunken sein und dennoch jedes einzelne Wort wiedergeben. Harry blinzelt ein paar Mal. „So... so schlimm war es nicht." – „Nein, überhaupt nicht", antwortet Louis sarkastisch und trocken. „Weißt du was. Du kannst mich mal. Ich werde Sasha bitten, mich in ein anderes Team zu versetzen." – „Louis, du musst nicht..." Was soll Harry groß dazu sagen. Er dachte nicht, dass Louis es damals wirklich so gehasst hat.

Ihm treten Tränen in die Augen. Er schnieft und geht einen Schritt rückwärts. „Tut mir leid, dass du die Zeit mit mir offenbar so gehasst hast." – „Du bist so ein Arschloch. Du weißt genau, dass das nicht stimmt!", kontert Louis wütend. Er geht zurück zu den anderen. „Ich muss weg. Tut mir leid." Er legt Geld auf den Tisch und schnappt sich seine Sachen. „Was ist los?", fragt Zayn sofort. Louis fällt nicht einmal auf, dass bereits neuer Glühwein auf dem Tisch steht. Irgendjemand scheint ihn holen gegangen zu sein, als er und Harry draußen standen. „Nichts. Ich muss nur nach Hause. War schön mit euch." Er lächelt kurz, um den Schein zu waren und geht mit schnellen Schritten nach draußen.

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Well... soll ich dazu noch etwas sagen? Ich glaube, das ist heute nicht notwendig. 

Love, L

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