16. Türchen

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Zayn grinst und geht um den Tisch, um Niall zu begrüßen. „War ja klar, dass du ihn auch kennst", kommentiert Majid amüsiert. Louis bleibt angespannt am Tisch stehen. „Niall, das sind Daya, Majid und... Louis." Natürlich bemerkt jeder, dass Harry zögert. Er war sich nicht sicher, ob er Louis Niall vorstellen soll. Sie kennen sich von früher. Es ist seltsam, dass sie vier wieder aufeinandertreffen. Es kommt Louis vor, als wäre er drei Jahre zurückgereist und würde mit der alten Freundesgruppe Glühwein trinken, anstatt mit seinem Team. „Hi", sagt er knapp. Niall mustert ihn skeptisch, nein schon eher kritisch. Dann wendet sich Niall den anderen zu. Er ist also genau so extrovertiert wie früher. Alles andere hätte Louis auch gewundert. Er trinkt seinen Glühwein und hofft, dass Harry gleich sagt, dass sie noch wen anders treffen und leider los müssen.

Diese Hoffnung schwindet mit jeder Minute. Offenbar sind sie tatsächlich nur zu zweit hier und haben Spaß daran, sich mit den anderen zu unterhalten. Louis schafft es, ein Gespräch mit Majid aufzubauen. Er erzählt von seiner Arbeit in New York und schafft es dadurch, sich ein wenig von Harry abzulenken.

Dieser wird von Niall mit dem Ellenbogen angestoßen. „Sag es nicht", raunt er. „Du weißt, was ich denke." – „Natürlich tue ich das." Wenn man ihnen so zuhört, würde man wohl denken, sie sind seit mindestens 30 Jahren verheiratet. Niall hat Harry aufgefangen, als Louis verschwunden ist. Deswegen kennen sie sich so gut. Ein Jahr später hat Harry ihn aufgefangen, als ihm die Wohnung gekündigt wurde. Er hat drei Monate bei Harry gewohnt. Jetzt sind sie... so. Harry weiß selbst nicht genau, wie er es beschreiben soll. Er schielt zu Louis. Er unterhält sich mit Majid, aber Harry bekommt nicht wirklich mit, worum es da geht. Er hat auch bei der Unterhaltung zwischen den anderen dreien den Faden verloren. Super.

Die Gläser leeren sich und er nimmt sie. „Ich gehe mal eine neue Runde holen." – „Louis, gehst du mit? Majid war gerade", bittet Zayn und schiebt ihm sein leeres Glas zu. Harry presst die Lippen zusammen. Musste das jetzt sein? „Sicher", presst Louis heraus und folgt Harry zur Theke. „Das hat er doch mit Absicht gemacht", sagt Louis, sobald sie außer Hörweite sind. „Meinst du?" – „Hast du den Blick nicht gesehen? Natürlich", beharrt er. Harry zuckt bei dem Ton fast zusammen. Es klingt, als würde Louis gezwungen werden, sonst was zu tun. Er geht nur mit ihm Glühwein holen, ist das wirklich so schlimm? „Ich kann das auch allein machen", sagt er knapp, aber Louis schüttelt den Kopf. „Damit würden wir beide Zayn einen gefallen tun und ich bin nicht scharf darauf, es Majid und Daya zu erklären." Harry nickt. Er versteht es, irgendwie zumindest.

Louis will mit Harry reden. Er versteht es selbst nicht so ganz und ordnet das Gefühl einfach dem Hintergrundbrummen zu, dass sowieso die ganze Zeit da ist. Dass es Harry nicht anders geht, weiß er natürlich nicht. Er hätte gerne länger mit Louis dort gestanden und geredet. Louis ist sofort wieder zu ihrem Tisch gegangen, als sie den Glühwein bekommen haben. Damit war Harrys Chance dahin. Er hätte allerdings nicht einmal gewusst, was er Louis hätte sagen sollen. Er stellt sich dazu und trinkt einen Glühwein. Es ist sein dritter und inzwischen merkt er den Alkohol ganz gut. Sich Mut anzutrinken ist keine gute Idee. In der Theorie weiß er das. In der Praxis... je mehr man trinkt, desto irrelevanter wird diese Regel wohl. Außerdem trinken die anderen auch, also wieso nicht. Er wird ja nicht sturzbetrunken sein. So viel trinkt er nie. Er wird nur etwas fröhlicher und risikofreudiger. Das ist schon in Ordnung.

Niall bringt bei der nächsten Runde Shots mit und niemand hat etwas dagegen. Louis kippt den Schnaps sofort hinunter. Harry trinkt ihn kurz danach. Daya unterhält sich inzwischen mit ihm über ein Fußballspiel. Louis liebt Fußball. Er hat Harry versprochen, ihn irgendwann mal zu einem Spiel mitzunehmen, aber das hat sich nie ergeben. Damals war Harry nicht böse drum, immerhin findet er diesen Sport wirklich langweilig. Als Louis weg war, hat er sich gewünscht, dass er ihn zu einem Spiel abholen würde. Damals hätte er ihm garantiert jeden Spielzug erklärt und Harry wüsste am Ende des Spiels nicht mehr als vorher, weil er einfach keinen Durchblick bei Fußball hat. Louis hätte es trotzdem versucht. Harry ist sich nicht sicher, ob es wirklich so gewesen wäre, oder ob sein Gehirn ihm einen Streich spielt. Wunschdenken, das könnte es auch sein.

Eine Stunde später sind allesamt gut angeheitert. „Die Gläser sind schon wieder leer", stellt Majid missmutig fest. „Ich geh schon", sagt Louis amüsiert. Er merkt erst gar nicht, dass Harry ihm folgt. „Ich kann das allein." – „Das hatten wir schon", antwortet dieser und sie stellen sich in die Schlange. „Was willst du hier?" – „Mir Glühwein holen", erwidert Harry und beißt sich auf die Lippe. Bloß nicht das sagen, was er denkt. Das wäre dumm, sehr dumm. „Du lügst." – „Tue ich nicht." – „Doch tust du", antwortet Louis. Er sieht das doch genau. Harry seufzt. „Schön ich lüge." – „Also?" – „Was?" „Wieso bist du hier?" – „Nur weil ich zugebe, dass ich lüge, muss ich dir noch lange nicht die Wahrheit sagen", entgegnet er knapp. Louis verdreht die Augen. „Komm schon, Harry. Ich bezweifle, dass du dich einfach mit mir unterhalten willst. Also?" – „Und wieso sollte ich das nicht wollen?"

Louis stockt. Bitte was? Er hat sich bestimmt verhört, das kann Louis nicht gesagt haben. „Du hast sehr deutlich gesagt, dass du nur professionell mit mir zu tun haben willst. Du willst nur über die Arbeit mit mir sprechen." Scheiße. Harry sieht ertappt weg. „Ja, das hab ich gesagt." – „Und?" – „Nichts uns." Louis verschränkt die Arme vor der Brust. Das ist ihm zu blöd. „Entweder du sagst jetzt, was du wirklich willst, oder du gehst bitte wieder an den Tisch zurück. Ich habe keine Lust, mich von dir verarschen zu lassen." – „Wieso sollte ich dich verarschen?" Louis sieht ihn an, als müsste Harry wissen, was er meint. Tut er nicht. „Ich verarsche dich nicht. Wir haben... also wir werden viel miteinander zu tun haben und... wir müssen miteinander klarkommen", stottert Harry heraus. Mist, Louis macht ihn immer noch nervös. Das war so nicht geklappt. Allerdings hätte er sich denken können, dass das passiert, sobald er ein bisschen getrunken hat. 

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Das läuft eher semi-gut. Immerhin reden sie. Meint ihr, das wird noch was? 

Love, L

Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt