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Damien schluckte fest, doch es war Kieran, der als erster wieder das Wort ergriff.

"Würdest du mich und meine liebreizende Tyrannin alleine lassen ...", sprach er, ohne seinen Blick dabei von meinen Augen zu nehmen. Er fixierte mich, doch schien überhaupt nicht so darauf zu reagieren, wie ich es mir erhofft hatte. Genau das machte mich nervös, jedoch ließ ich mir nichts anmerken und behielt meine ausdruckslose Mine bei.

"Damien kann gerne hier bleiben. Wir alle genießen doch seine Anwesenheit", gab ich mit einem Schmunzeln von mir und sah weiterhin in die Dunkelheit der Augen des Alphas.

"Jetzt!", setzte dieser aber mit einer etwas festeren Stimme nach und sofort erhob Damien sich wortlos und verließ schnellen Schrittes des Wohnbereich.

Zurück blieben nur Kieran und ich - dazu der aromatische Geruch des Kaffees und das beständige Geräusch des Regens, der weiterhin gegen die große Fensterfront prasselte.

"Du willst mich provozieren?"

Kieran durchbohrte mich mit seinen eindringlichen Blicken. Versuchte wohl, irgendwas aus meinem Gesicht zu lesen. Doch ich gab ihm keine Deutung meiner Gedanken oder Gefühle. Nicht das kleinste Anzeichen davon, was ich wohl vorhatte.

"Warum sollte ich?"

Ohne meine Augen von seinen zu nehmen, lehnte ich mich etwas nach vorne und nahm so elegant es mir möglich war meine Kaffeetasse zur Hand. Ich führte sie an meine Lippen und trank einen Schluck, ehe ich sie wieder vor mir abstellte und ein triumphierendes Lächeln auflegte.

"Es gibt doch keinen Grund für mich, dich zu provozieren - oder?"

"Ich habe dir einige Gründe geliefert."

"Achja?", tat ich auf unwissend, woraufhin er sich plötzlich von seinem Stuhl erhob und langsam um den Tisch herum auf mich zu kam. Jetzt stockte mir doch er Atem, da sein Körper mir wieder vor Augen führte, welch Dominanz und Stärke sich in ihm befand.

"Findest du nicht?"

Von oben herab musterte er mich und wartete wohl auf eine Antwort - ich jedoch wollte nur noch aus dieser Situation raus, denn die Wölfin in meinem Verstand schrie immer lauter nach seiner Aufmerksamkeit.

"Weißt du was?", erwiderte ich ihm mutig und stand so eilig auf, dass mir erst danach auffiel, wie nah wir uns plötzlich standen.

Ich spürte diese Hitze, die sein Körper ausstrahlte. Roch den Regen an ihm, gemischt mit seinem Eigenduft, der mich anzog, wie unsichtbares Parfum. Unsicher wollte ich einen Schritt zurückweichen, doch Kieran umfasste meine Taille und hielt mich somit genau vor ihm gefangen.

"Was sollte ich wissen?"

Fragend sah er zu mir herab, während ich unsicher zu ihm aufsah. Das Gewitter draußen verstummte für einen Moment, in dem ich mich nur noch auf meinen schnellen Herzschlag konzentrierte. Es vereinte sich mit seinem und wir befanden uns für diese wenigen Sekunden in einem Einklang, der alles andere so unwichtig erschienen ließ.

Erneut führte meine Wölfin mir Bilder vor Augen. Bilder davon, wie Kieran seine Zunge über meinen Hals streifen ließ, während er seine Hand in meine Hose gleiten ließ. Ich spürte seinen heißen Atem überall auf meiner Haut - spürte das Feuer, das zwischen uns entfachte und es mir fast unmöglich machte, noch einen Gedanken zu fassen.

"Sag schon, kleine Tyrannin ... Was sollte ich wissen?", hauchte Kieran zu meiner Erleichterung und ich entriss mich den absurden Vorstellungen meiner Wölfin, um zurück ins hier und jetzt zu finden. Entschlossen nahm ich seinen Arm und entfernte ihn gekonnt von meiner Taille, um gleich darauf Abstand zwischen uns zu bringen.

Was mich daran ärgerte, war sein dämliches Grinsen, dass er plötzlich auflegte!

"Was du wissen solltest? Ich bin stolz auf dich, denn ich hätte nicht damit gerechnet, dass ein Köter überhaupt mitbekommt, etwas falsch gemacht zu haben! Und jetzt, entschuldige mich! Ich möchte zurück in meine Zelle!"

Erhobenen Hauptes schritt ich an ihm vorbei und war der Meinung, er würde mich jeden Moment von hinten packen. Es passierte aber nicht und nachdem ich in der Mitte des Flures ankam, blieb ich darüber verwirrt stehen.

"Willst du mir gar nicht hinterher und mir präsentieren, welch großer Alpha du doch bist?"

Ich drehte mich nicht herum, sondern wartete auf seine Antwort und starrte weiterhin auf die Haustür vor mir.

"Du weißt schon, wie groß ich bin", kam es von ihm. "Außerdem warte ich lieber darauf, dass du angekrochen kommst. Das macht das Ganze nur besser."

Ein Auflachen entkam meiner Kehle und mit diesem selbstgefälligen Grinsen drehte ich mich dann doch zu ihm herum. Er lehnte mit der Hüfte am Tisch hinter dich und sah mir herausfordernd entgegen.

"So viel Geduld besitzt du nicht", erklärte ich.

"Ich besitze mehr als du - das reicht."

Während nun auch er zu grinsen begann, lief ich noch einmal in langsamen Schritten auf ihn zu. Ich hatte das Gefühl, er würde mich nicht ernst nehmen und wollte einiges noch klar stellen, bevor ich mich wieder in seinem Schlafzimmer verkriechen würde.

"Hör mir zu, Köter!, setzte ich an. "Ich sage es dir ein allerletztes Mal, damit auch du es endlich verstehst! Ich will nichts von dir und werde es auch nie wollen! Du hast mich meiner Familie weg genommen und sperrst mich hier ein wie ein Tier!"

Für eine kurze Zeit sah er mich einfach nur an, bis er sich zur offenen Küche drehte und laut nach Petra rief. Irrtiert darüber runzelte ich meine Stirn und war gespannt darauf, was er wohl vorhatte.

"Besorg ihr bitte ein Handy, damit sie ihre Familie anrufen kann und lass die Haustür täglich bis 22 Uhr offen."

Sie nickte lächelnd und ich war so perplex über seine Worte, dass ich ihn einfach nur sprachlos betrachtete. Warum tat er das plötzlich?

"Du bist um 22 Uhr hier - Zuhause! Ich möchte mich nicht aufregen müssen", erklärte er eindringlich und kam dabei auf mich zu, um genau vor mir stehen zu bleiben. "Und versuch gar nicht erst abzuhauen! Ich finde dich, egal wo du bist!"

Ich nickte mit einem Kloß im Hals und sah ihm noch hinterher, wie er an mir vorbei in den Flur lief. Jedoch war noch lange nicht alles zwischen uns geklärt.

"Was ist mit den Frauen und mit Damien?!"

Er hörte mich ganz genau. Jedes einzelne Wort. Doch auf diese zwei Fragen bekam ich an diesem Tag keine Antwort mehr, denn er lief einfach weiter und verschwand über die Treppe in die obere Etage.

Mein Blick fiel anschließend nachdenklich zur Fensterfront und plötzlich erfreute mich der Gedanke gleich draußen im Regen spazieren zu können so sehr, dass diese Weiber und Damien mir vollkommen egal wurden.

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Mehr als ein kurzes habe ich heute nicht geschafft. Hoffe trotzdem, dass es auch gefallen hat 🖤

Alpha - Gefangen in seiner Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt