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Ein Riese. Anders konnte ich den Mann vor mir nicht beschreiben. Der Regen prasselte über seine echulterlangen braunen Haare. Der Bart verdichtete sein Gesicht. In der Dunkelheit sah er wie jemand aus, dem man nichtmal tagsüber begegnen wollte. Unsicher wich ich zur Seite, doch Petra lächelte ihm freundlich entgegen.

"Christian", begrüßte sie ihn, während ich damit beschäftigt war, seine Aufmachung zu betrachten.

Eine dunkle Shorts. Mehr nicht.

"Petra. Ich habe dich noch nie draußen gesehen."

"Besondere Situationen brauchen besondere Taten."

Er nickte, bis sein Blick auf mich traf. Ich beobachtete, wie er seine Nase leicht hob. Er nahm meinen Geruch auf. Durch Kierans Markierung würde er sicher nur ihn an mir riechen können.

"Unsere zukünftige Luna", sprach er kühl und distanziert. Ich spürte sein Misstrauen mir gegenüber. Doch wieso vertraute er mir nicht? Hatte Kieran über mich mit ihm gesprochen? Ihm vielleicht erzählt, wie stur und distanziert ich ihm und seinem Rudel gegenüber war?! "Aber im Ernst. Was macht ihr hier draußen? Ihr solltet euch nicht rumschleichen und-" Er machte eine kurze Pause. Vermutlich fiel ihm der Geruch der Kräuter auf. "Euch zudröhnen?"

"Wir wollen uns nicht zudrönen.", wiederholte ich ihn und betonte es extra mit eindringlicher Stimme. Dachte er ernsthaft, ich hätte nichts besseres zu tun, als noch nach einem Angriff in diesen dunklen Straßen zuzukiffen?

"Was dann?"

"Die Verletzten behandeln."

"Das kann ich übernehmen."

Er wollte gerade nach der Tasche greifen, die ich festhielt, da zog ich sie hinter meinen Rücken.

"Keiner hat dich gebeten, dass zu übernehmen."

Er verengte seine Augen. Petra beobachtete uns mit angespannter Haltung. Ich hatte keine Ahnung, was der Riese für ein Problem mit mir hatte. Ich wusste nur, er würde gleich ein richtiges mit mir bekommen, sollte er sich weiterhin so aufdringlich verhalten.

"Gib mir die Tasche." Er legte den Kopf etwas schief, doch ich dachte nicht daran, seiner Bitte nachzukommen. Als dann Petra plötzlich ihre Tasche vor ihm abstellte, betrachtete ich sie fassungslos.

"Er ist nach Damiens Verrat der nächste in der Rangfolge. Wir sollten-"

"Und bin ich nicht die Luna?", gab ich unbeeindruckt von mir. Der Regen durchnässte uns weiterhin. Ich sah auf zu Christian, der aber plötzlich an meinem Arm riss und mir grob die Tasche entwendete. Ein spitzer Schrei von Zorn Eingemachte entwich meiner Kehle, da packte er sich meine Schulter und zog mich nah an sich.

"Beweise erstmal, dass man dir vertrauen kann. Es ist schon seltsam, dass du hier auftauchst und plötzlich alles aus dem Gleichgewicht gerät." Er flüsterte mir diese Worte zu und löste sich zu meiner Erleichterung wieder von mir. "Solange Kieran weg ist, will ich euch nicht mehr außerhalb der Villa sehen."

Er ging einen Schritt zur Seite und machte uns so Platz. Der Weg hinter ihm führte zurück zur Villa.

Petra huschte mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Ich blieb allerdings stehen und ließ es mir nicht nehmen, ihm einen bösen Blick zuzuwerfen. Ohne Ausdruck in seinen Gesicht, öffnete er eine der Taschen. Er nahm eines der Gläser, die mit Kräutern gefüllt waren, und reichte es mir.

"Für besseren Schlaf", erklärte er. Kaum nahm ich es wütend an mich, schnappte er sich die Taschen und lief an mir vorbei weiter ins Dorf rein. Ich schüttelte meinen Kopf und folgte Petra zur Villa zurück.

"Was hatte der für ein Problem?" Ich holte sie ein und hielt mit ihr Schritt.

"Er vertraut niemandem. Das hat er noch nie."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 18 ⏰

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Alpha - Gefangen in seiner Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt