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Seine Hände glitten langsam an ihren Hüften herab, während er mit seinen Lippen genüsslich über Haut an ihrem Hals entlang streifte.

Ich schluckte bei diesem Anblick fest - beobachtete jede seiner Bewegungen und hatte dabei das Gefühl, mein Herz würde mir gewaltvoll aus der Brust heraus gerissen werden.

Unfähig mich zu bewegen, erstarrte ich und spürte förmlich, wie er mit dieser Aktion alles in mir zu zerstören drohte. Mishas Atmung überschlug sich unter den Liebkosungen des Alphas. Sie ließ voller Begierde ihren Kopf in den Nacken fallen - so willig - so unterwürfig - so leidenschaftlich und voller Begierde.

Mein Blick traf erneut auf den von Kieran und egal wie sehr mich sein Anblick schmerzte - egal wie sehr es mir weh tat und egal wie laut die Wölfin in meinem Verstand aufjaulte - ich hielt ihm stand. Er würde mich nicht brechen! Nicht auf diese Art - wie ein kleiner Junge, dem sein Lieblingsspielzeug entwendet wurde. Ich hatte seinen Stolz verletzt. Ihn bloß gestellt. Jedoch tat ich das alles aus den richtigen Gründen. Was er hier für eine Show abzog, war einfach nur falsch! Es war erniedrigend und kostete mich durchgehend meine gesamte Selbstbeherrschung.

"Mach weiter...", hörte ich Mishas Flüstern und sofort umfasste Kieran ihren Hals etwas fester und drehte sie ruckartig zu sich herum. Sein Ausdruck - so dunkel ... so dominant. Das war kein Mann, der sich von einer Frau Befehle geben lassen würde. Er machte jedoch zu meinem Bedauern  dann genau das, was sie verlangt hatte und was in mir nur noch mehr Zorn und Verzweiflung erweckte.

Seine Lippen suchten die ihren und obwohl er ihr gerade seine Zunge in den Hals steckte, lag sein eindringlicher Blick weiterhin nur auf mir. Er suchte nach einer Reaktion. Nach dem Hauch einer Chance mir irgendwelche Gefühle zu entlocken - doch ich gab ihm keine. Nicht eine Sekunde würde ich meine Fassung verlieren. Genau jetzt, würde er wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben eine Situation heraufbeschwören, die er nicht kommen sehen hatte.

"Soll ich aufhören?"

Er löste seine Lippen von ihren und starrte mich anschließend herausfordernd an. Ich zuckte aber nur desinteressiert mit meinen Schultern und presste trotzdem meine Zähne fest aufeinander. Die Worte, die ich gelassen hervorbringen wollte, fühlten sich wie Gift in meiner trockenen Kehle an. Trotzdem nahm ich all meinen Mut zusammen und holte tief Luft.

"Mach ruhig weiter. Es macht mir nicht im Geringsten etwas aus", sprach ich ohne Ausdruck und versuchte dabei so gut es ging, das Zittern meiner Stimme zu unterdrücken.

Er bemerkte meine Unsicherheit aber sofort und schien amüsiert darüber. Ohne mir noch etwas zu erwidern, legte er seine Hände daraufhin auf die Schultern von Misha, um diese so direkt vor ihm auf die Knie zu zwingen.

"Genieß es", hauchte er, als wäre es ein Befehl und vergrub dabei seine Hand in Mishas blonden Haaren, während diese ihre Hände an den Bund seiner Hose legte. Ich zuckte zusammen, genau in dem Moment, in dem dieses Miststück ihn berührte - Jedoch waren nicht die beiden der Grund dafür, sondern dieser brennende Schmerz, den ich schlagartig fühlte. Sofort sah ich unter überschlagener Atmung herunter auf meine Hände und bemerkte erst da, dass ich mir meine Fingernägel vor lauter Zorn in meine Handinnenfläche gerammt hatte. Die Abdrücke meiner Nägel bluteten - doch dieser Schmerz war nicht vergleichbar mit dem, der sich in meinem Inneren abspielte.

Wütend auf mich selbst, erhob ich nur widerwillig wieder mein Gesicht und sah im nächsten Moment fassungslos dabei zu, wie Misha ihre Hand gierig in seiner Boxershorts verschwinden ließ. Mein Herz schlug mir voller Wucht gegen meine Brust, während meine Kehle sich anfühlte, als würde sie mir jemand mit  viel zu viel Kraft zu schnüren. Alles in mir schrie vor lauter Verzweiflung laut auf und meine Wölfin erlebte solch einen Schmerz, dass sie nur noch qualvoll vor sich hin jaulte. Ihre Trauer wurde zu meiner und ich konnte nichts mehr gehen die Tränen in meinen Augen tun - die angetrieben von Wut und Enttäuschung den Weg über meine Wangen suchten.

Als Misha dann gerade noch seinen Schwanz auspacken wollte, stand ich aber hektisch auf und riss über mich selbst verwundert meine Augen auf. Ich bleib wie erstarrt stehen und wusste überhaupt nicht mehr, was ich tun sollte. Ich wollte ihn nicht aufhalten - ihm nicht diese Genugtuung geben. Würde ich allerdings dabei zusehen müssen, wie er sich an ihr auslassen würde, dann wäre ich gebrochener denn je. Vielleicht würde das meiner Wölfin eine Wunde zufügen, die nie mehr heilen würde.

"Marcelina?"

Kierans dunkle Stimme hallte mehrere Male wie vernebelt durch meinen Verstand und als meine von Tränen übersähten Augen genau auf seine trafen, spürte ich plötzlich etwas, dass mich mehr als nur verwunderte. Es war mir neu, so etwas empfinden zu können, doch es fühlte sich realer als alles andere an.

Mit jeder Phase meines Körpers erlag ich unserer Verbundenheit. Ich sah ihm in die Dunkelheit seiner Augen und spürte zum ersten Mal in meinem Leben den Wolf eines anderen. Er wollte das alles hier genau so wenig, wie meine Wölfin und dieses gesamte Chaos seiner starken Emotionen, brach über mir herein. Diese unbändige Wut, die er darüber empfand, dass Kieran eine andere Frau vor sich knien hatte. Die Enttäuschung darüber, von mir abgewiesen worden zu sein. Er wollte nur mich - mich ganz alleine und hatte sicher nicht vor, Kieran je wieder eine andere ficken zu lassen.

Das änderte von einer Sekunde auf die andere diese gesamte Situation - denn er leidete genau so sehr wie ich und als ich darüber erfreut ein dämliches Grinsen auf meine Lippen legte, ließ ich mich anschließend wieder auf der Kante des Bettes nieder.

"Worauf wartest du?", forderte ich ihn heraus und jetzt war plötzlich Kieran derjenige, der mich fassungslos musterte. Er hatte es nicht kommen gesehen und genau das, spielte mir in die Karten. Denn nicht nur ich war zerissen von unserer Verbindung - sondern auch er. Er würde sich genauso fügen müssen, scheiß egal ob er ein Alpha war, oder nicht.

Misha wollte gerade nichtsahnend weiter machen, da packte er sie sich jedoch voller Hass am Nacken und schubste sie zur Seite, um schnellen Schrittes an ihr vorbei das Zimmer zu verlassen.

"Tja, Köter", flüsterte ich vor mich hin. "Du hast wohl nicht damit gerechnet, gegen dich selbst spielen zu müssen."

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Alpha - Gefangen in seiner Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt