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Höllische Schmerzen durchfuhren meinen gesamten Körper. Eisige Kälte umhüllte mich, während ich warme Tränen über mein Gesicht laufen spürte. Die Hand des Mannes, der hinter mir stand, drückte sich immer fester auf meinen Mund, sodass kein Geräusch über meine bebenden Lippen entkommen konnte.

"Sollte deine Wölfin dir den Schmerz nicht  leichter machen?", sprach Kierans Großvater und sah mich durch seine verengten Augen skeptisch an. Ich konnte mich auf seine Worte jedoch nicht mehr konzentrieren. Viel zu sehr nahm mich mein Innerstes ein - meine Wölfin. Ich spürte ihre Nähe... Spürte, dass sie mir helfen wollte. Doch sie tat es nicht. Sie blieb in meiner eigenen Dunkelheit gefallen und die Wunde an meinem Bein, fing immer höllischer an zu brennen. Kaum auszuhalten und doch, überstand ich es und schloss meine Augen, um mich zu sammeln.

Das Zittern meiner Hände nahm ab, genau wie die Tränen, die nur noch langsam über meine Wangen herab liefen. Als ich wohl keine Gefahr mehr darstellte, die gesamte Villa zusammen zu schreiben, gab Kierans Großvater dem Mann hinter mir ein Zeichen, endlich von mir abzulassen. Hektisch rang ich nach Atem und umfasste mein Bein, um mir die tiefe Schnittwunde genauer anzusehen.

"Eine Frau, deren Wölfin selbst für so etwas zu schwach ist, sollte keine Nachfahren eines Alphas gebären. Bring sie raus und sag meinem Enkel, dass ich ihn sofort sprechen möchte!"

Fassungslos starrte ich ihm in seine dunklen Augen, doch der Kerl hinter mir riss mich umgehend an meinem Arm hoch und schleifte mich neben sich her zur Tür. Ich konnte kaum auftreten, so sehr schmerzte mein Bein. Bevor wir allerdings die Tür des Büros erreichten, hörte ich bereits Kierans aufgebrachte Stimme von draußen.

Meine Atmung stoppte für einen Moment und erschrak, als die Tür mit solch Schwung aufgeschlagen wurde, dass sie lautstark an die Wand neben mir krachte.

"Was zum Teufel ist hier los?!" Kierans Stimme, so bedrohlich und wütend, durchdrang den gesamten Raum. Er starrte seinen Großvater feindseelig an, der immer noch am Schreibtisch saß und seelenruhig eine neue Zigarre anzündete.

"Setz dich. Dann reden wir", entkam es dem Alten, der aber plötzlich eine kalte Miene aufsetzte. "Und vergiss nicht, welchen Rang du hast! Noch einmal solch ein Ton, und du-"

Kieran schien ihm gar nicht mehr zuzuhören, den in dem Moment trafen seine dunklen Augen genau auf meine. Er sah mich so intensiv an, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. Da war so vieles in seinem Ausdruck, was ich nicht deuten konnte. Und doch konnte ich eine Emotion ganz klar aus seinen Augen herauslesen.

Zorn.

Sein Blick schweifte herab zu meiner Verletzung und schon spannte sich sein gesamter Körper an. Ich spürte sie Hitze, wie sie sich von ihm aus im ganzen Raum verteilte, was sie Großvater ebenso bemerkte.

"Kieran! Beruhige-"

"Du!", brüllte Kieran und lief an mir vorbei auf den Schreibtisch zu, um so fest auf diesen einzuschlagen, dass sein Großvater mit großen Augen vom Stuhl aufsprang. "Was denkst du, wer du bist, meine Gefährtin so zu verletzen! Wenn du noch ein einziges Mal, Hand an sie legst, dann-"

"Sie ist keine Wölfin!", unterbrach sein Großvater ihn und zeigte dabei auf mich. "Nicht mal eine Wunde kann sie heilen! Sie soll Luna werden!? Nicht mit mir! Nicht in meinem Gebiet und ganz sicher nicht von dir! Denkst du, sie hätte die Kraft, dein Rudel zu leiten!"

Mein Herz klopfte wie verrückt und ich bemerkte im Augenwinkel jemanden ins Büro eintreten. Es war Damien, der kaum merklich grinste und zu mir herübersah. Ich erwiderte seinen Blick nur flüchtig, um  wieder zu Kieran zu schauen, der mit dem Rücken zu mir vor dem Schreibtisch stand.

Alpha - Gefangen in seiner Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt