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Sie dachte wirklich, ich würde auf ihre Bitte eingehen und mich gnadenlos an ihrem Körper auslassen. Das zeigte mir nur, was sie für ein schreckliches Bild von mir hatte. Sie war wohl der Meinung, ich wäre nur ein von Trieben gesteuertes Tier ... Ich war aber zu sehr viel mehr fähig.

Es fiel mir zwar auch schwer, ihrem nach mir riechenden, nackten Körper zu widerstehen, doch als mir Erinnerungen davon kamen, was sie alles durchgemacht hatte, drängte ich meinen Wolf komplett aus meinem Verstand. Sie hatte Ruhe verdient und Zeit, all das Chaos zu verarbeiten. Mir war jedoch auch bewusst, was sie vorhatte. Solange wir ficken würden, musste sie sich nicht mit ihren Gefühlen mir gegenüber auseinandersetzen. Eine Abwehrreaktion gegen sich selbst ...

"Kieran?"

Ihre erschöpfte Stimme erklang und schon drehte sie sich mit einem fragenden Ausdruck auf den Rücken, um mir genau in meine Augen zu sehen.

"Willst du nicht anfangen?"

Ich spürte, was sie gerade durch machte. Dieser Kampf gegen ihre Gefühle, den sie mit dem Blick in meine Augen zu verlieren drohte. Doch ich würde ihr nicht helfen, einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Wie sollte es enden? Dass wir nur noch Sex hätten und uns hier oben einschließen würden? Nein ... Selbst wenn sie solch ein Bild von mir hatte, erwartete ich von meiner Gefährtin mehr als das. Ficken ohne jegliche Rücksicht war mir mit jeder Wölfin schon immer möglich. Von Marcelina wollte ich mehr. Ich wollte ihr Vertrauen gewinnen. Wollte, dass sie sich nach mir sehnt, wenn ich nicht da sein kann. Wollte, dass ich der erste in ihren Gedanken sein würde, wenn sie morgens aufwachte und der Letzte, wenn sie einschlief... Ob ich ihr meine Vorstellungen mitteilen könnte? Mit großer Sicherheit nicht, denn das alles würde sie überfordern.

"Weißt du was, dann lass es halt!"

Sie zischte mir diese Worte feindseelig entgegen und riss dabei die Decke von ihrem zierlichen Körper, um ruckartig aus dem Bett aufzustehen. Ich beobachtete sie und als mein Blick dabei auf die blauen Flecken um ihren Hals fielen, war ich einerseits wütend auf meinen Wolf - doch auch mehr als nur stolz. Es waren Spuren meiner Hingabe und jeder verfickte Wolf würde sie noch eine Zeit lang an ihr betrachten können.

"Kieran! Ich kann nicht klar denken!", lenkte sie meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und stand dabei splitterfaser nackt vor meinen Bett. "Bitte! Ich flehe dich an! Helf mir aus diesen Zwiespalt heraus! Lass mich doch nur für eine kurze Zeit entfliehen."

Sie holte tief Luft und schien wirklich verzweifelt zu sein, was mich dazu brachte, mich ebenfalls aus dem Bett zu erheben.

"Und dann?", fragte ich sie und stellte mich mit etwas Abstand ihr gegenüber auf. "Ficke ich dich bewusstlos, um danach wieder wie ein Hund behandelt zu werden? Werde igrnoriert, bis du wieder meinst, ich müsste dir den Verstand rausvögeln?"

Sie betrachtete mich schweigend und wusste wohl nichts zu sagen, sodass ich noch einen Schritt auf sie zu machte.

"Du hattest dein erstes Mal und hast mir nicht mal die Möglichkeit eingeräumt, mich um dich zu kümmern, Tyrannin."

"Als ob du das wollen würdest", entkam es ihr plötzlich und ich konnte genau erkennen, wie irritiert sie über meine Worte war. "Du willst doch nur eine Frau an deiner Seite, die du benutzen kannst! Mehr wollt ihr Alphas nicht! Ich weiß es, denn ich kannte einen, der Frauen unseres Rudels wie Dreck behandelt hat."

"Und genau das ist dein Problem. Du siehst nur den Wolf in mir - den Alpha. Du siehst mich nicht, Marcelina! Ich bin hier und-"

"Es ist mir egal, was du willst!"

"Dann ist mir auch egal, was du willst. So einfach ist das!", gab ich ihr wütend zurück und drehte mich zu meinem Schrank, um auf diesen zuzulaufen. Ich riss die Tür auf und nahm mir eine Boxershorts zur Hand, woraufhin Marcelina plötzlich genau neben mir auftauchte.

Wehmütig sah sie zu mir auf und ich spürte ihren Schmerz, als wäre es mein eigener.

"Wie soll ich mehr in dir sehen, nach allem, was ich durchgemacht habe? Ich kenne nur deine dunkle Seite und genau diese ist es, die mir jetzt helfen kann, mir selbst zu entfliehen."

"Warum?", entgegente ich ihr. "Warum kannst du nicht einfach zugeben, dass da mehr zwischen uns ist? Du hast dir Sorgen um mich gemacht. Warst erleichtert, als ich zurück gekehrt bin. Du hast den Anschein gemacht, als würdest du dir endlich deiner Gefühle klar werden. Doch dann bist du wieder weg, als hätte es diese Gefühle nie gegeben."

"Ich-", stotterte sie und verdrehte überfordert ihre Augen. "Wie soll ich mit mir selbst ausmachen, dem Mann gegenüber Gefühle zu haben, der mich durch die Hölle hat gehen lassen?"

"Indem du zulässt, dass ich dir beweise, dass ich meine Fehler wieder gut machen kann."

"Fehler?", wiederholte sie mich und legte ein solch falsches Lächeln auf, dass ich sie nur sprachlos musterte. "Das waren keine Fehler. Das warst du ... Du, wie du nunmal bist. Das hier, ist doch alles nur Fassade! Du denkst, du müsstest mich so behandeln, um mich zu brechen! Willst das ich krieche und bettle. Das ist deine Art mit Frauen umzugehen! Also tue nicht so, als würdest du etwas empfinden. Das steht dir nicht, Köter!"

Sie spuckte mir diese Worte entgegen und lief wütend zurück zum Bett, während ich einfach nur stehenblieb und meinen Wolf spürte, der mich dazu animieren wollte, sie qualvoll zu unterwerfen. Er wollte ihr weh tun, für jedes einzelne Wort. Sie unter sich zerreißen, sodass sie nie wieder auch nur auf die Idee kommen würde, sich mir so respektlos gegenüber zu verhalten.

Ich ließ ihn jedoch nicht übernehmen und zog mir ohne etwas zu sagen die Boxershorts an. Kaum wollte ich dann zur Tür, hörte ich erneut Marcelinas Stimme.

"Wärst du doch bloß nicht zurückgekommen!"

Ich hielt die Luft tief in meinen Lungen und verließ daraufhin das Schlafzimmer, um die Tür hinter mir voller Wucht zuzuknallen. Sie machte mich fertig, auch wenn ich derjenige war, der es zuließ. Doch ich wollte ihr wirklich beweisen, anders zu sein, als das Bild, das sie von mir gezeichnet hatte. Es fiel mir trotzdem schwer, mich unter Kontrolle zu halten und genau deswegen suchte ich den Abstand zu ihr ....

Mein Herz pochte, von Wut, Leidenschaft und Zorn gleichermaßen eingenommen. Nicht nur Marcelina bahnte sich den Weg in meinen Verstand. Auch mein Rudel hatte diese Nacht Männer verloren. Männer, die ich mein Leben lang kannte und der Schmerz, der mir dadurch verursacht wurde, war kaum auszuhalten.

"Kieran. Guten Morgen."

Ich kam gerade den Flur entlang und trat ins Wohnzimmer ein, wo ich die letzten zwei Frauen erkannte, die noch übrig geblieben waren. Sie mussten weg, so schnell wie möglich, sonst würde meine Tyrannin da oben nie Frieden mit mir finden. Bevor ich allerdings etwas sagen konnte, stand Irin auf und sah mich flehend an.

"Ich weiß, dass du uns los werden willst aber Kieran ... Wir sind mitten in einem Krieg und können nirgendwo hin. Bitte setz uns nicht vor die Tür! Wir würden keine Woche überleben!"

"Das ist nicht mehr meine Angelegenheit",  erwiderte ich ihr kalt und dachte kurz darüber nach, dass ich sie vor einigen Wochen noch mehrmals am Tag gefickt hatte. Sie war für einige Zeit meine Nummer eins, doch jetzt, da fühlte ich rein gar nichts mehr außer der Genugtuung, sie für meine Gefährtin loszuwerden.

"Wie kannst du so sein? Willst du uns wirklich dem Tod überlassen?!"

Sie warf eine der Tassen vom Tisch zu Boden, sodass Petra neben ihr zusammenzuckte.

"Wir halten uns auch gern von Marcelina und bleiben oben in unseren Zimmern", mischte sich Bree ein und als mein Blick zu ihr herab fiel, wich sie mir sofort auf. Sie war immer schon schüchtern und genau deshalb, hatte ich sie nie angefasst. Sie war im Grunde nur hier, um Irin eine Freundin zu sein.

"Wisst ihr was", sprach ich schließlich und nahm mir eine der Tassen, um etwas Kaffe einzugießen. Anschließend machte ich mich auf den Weg zur Fensterfront. Dort draußen herrschte unter dem kalten Nebel immer noch ein nicht enden wollender Sturm. "Fragt Marcelina, ob ihr bleiben könnt. Sie wird ab jetzt entscheiden."

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Könnt ihr Kieran nachvollziehen?
Und auch Marcelina?

Alpha - Gefangen in seiner Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt