Kapitel 10

509 17 8
                                    

"Ja?" antwortete ich und stellte fest, dass meine Antwort eigentlich mehr wie eine Frage als eine tatsächliche Antwort klang.

"Ich bin Scout und wollte dir nur mitteilen, dass ich dich beim Spiel am Samstag beobachten werde. Du spielst doch?" ich starrte ihn entgeistert an. Das Spiel. Ein Scout. So eine Chance bekam man nicht oft im Leben und ich wusste, dass ich gerne schauen würde, ob ich einen Chancen hätte.

Unsicher zog ich in Gonzos Ärmel. Dieser drehte sich zu mir und offenbarte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.

"Gonzo...das ist echt eine besondere Chance..." murmelte ich. Er nickte verstehend den Kopf und wandte seinen Blick wieder dem Scout zu.

Der Mann hatte einen gepflegten Bart und trug einen feinen, dunklen Anzug. Sein dicker Bauch verstärkte das extreme Abbild eines in Reichtum schwimmenden Mannes. Dennoch störte mich etwas an ihm. Ich wusste nicht was es war, doch es kam mir so unwirklich vor. Als ob ein Teil von ihm nicht zu ihm passte.

Gonzo schien meine Gedanken zu teilen, denn er trat locker auf den Mann zu und umkreiste ihn. Vielleicht hätte man sein Verhalten schon fast als respektlos bezeichnen können, doch ich war zu sehr auf Gonzos misstrauischen Blick fixiert, um sein Verhalten zu beschimpfen. Plötzlich blieb er direkt vor dem Mann stehen und tat etwas, dass ich nicht genau erkennen konnte. Dann riss er seinen Arm hoch. In seiner Hand hielt er etwas, dass ich leider nur zu gut kannte.

"Nein...sag mir, dass das nicht wahr ist." drohte ich und trat auf ihn zu. Der Mann, oder was er ausgab zu sein, schwitzte nervös und versuchte einen weiterhin möglichst seriöses Image zu bewahren. Doch dafür war es zu spät. Wir hatten ihn erkannt.

"Ein Schweineohr? Ich kenne nur eine Person, die sowas mit sich herumschleppt."

Mit einem Ruck riss ich seinen falschen Bart ab und erkannte sofort, was mich von anfang an gestört hatte. Ich kannte das Gesicht des dicken Michis gut. Ich wusste, dass ich es kannte. Unterbewusst.

"Du Verräter! Ich bring dich um! Ich-"

"Hey, alles gut meine Kleine. Beruhige dich." meinte Gonzo mit ruhiger Stimme und hielt mich fest in seinen Armen. Ich spürte, wie die Wut in mir langsam wieder etwas sank.

"Er hat mich reingelegt..." flüsterte ich und lehnte meinen Kopf gegen Gonzos Schulter. Dieser strich mir sanft mit der Hand über den Rücken.

"Ich weiß. Aber du solltest ihn trotzdem erklären lassen."

"Er möchte uns doch bestimmt sagen, wer ihn beauftragg hat, oder?" fragte Gonzo und auch ohne hinzusehen ahnte ich, dass Michi sich wohl gerade in einer Situation befand, in welcher ihm nurnoch die Wahrheit als Option blieb.

"Die warens! Die haben mich engagiert. Ich habe nur gemacht was die mir gesagt haben." erklärte Michi und ich drehte mich in Gonzos Armen um einen Blick darauf zu erhaschen, was er meinte. Mit meinen Augen folgte ich seinem Finger bis zur oberen Plattform. Dort hielt ich einen Moment inne und versuchte meinen Schock zu verarbeiten.

Leon. Und Deniz. Die beiden saßen dort oben und starrten auf mich herunter. Wie zwei Katzen im Baum, welchen sich in diesem Moment ein großer, gefährlicher Hund in den Weg stellte.

"Wenn das nicht meine lieben Fußballfreunde sind." lachte Gonzo und winkte ihnen herauf. Es war eine der freundlichsten Gesten, die man an Gonzo sehen konnte und doch wusste ich, dass nichts, wirklich rein garnichts, an seiner Geste etwas mit Freundlichkeit zu tun hatte.

"Ihr habt es jetzt endlich verstanden oder? Y/n wird nicht zu euch zurückkehren." Ich spürte die eiserne Kälte in seiner Stimme. Alles an ihm drohte ihnen. Und es zog mich an. Ich hasste mich dafür, dass ich ihn wirklich mochte.

"Gonzo?" fragte ich vorsichtig woraufhin er sich überrascht zu mir umdrehte.

"Was ist, love?" Ich sah ihn einige Momente lang wortlos an, bevor ich sprach.

"Sie sind es nicht wert. Lass uns gehen." sprach ich mit lauter Stimme und warf einen einzigen, finsteren Blick hinauf zu den beiden. Im nächsten Augenblick umgriff Gonzos Hand meine Hand und er zog mich sanft aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit bis hin zu einem Ort etwas abseits des Geschehens.

"Alles gut?" fragte Gonzo. Ich nickte. Eigentlich wusste ich es nicht einmal so genau. Eigentlich konnte ich kein bisschen sagen, ob es mir überhaupt ansatzweise gut ging. Dennoch nickte ich.
Er sah mich einen langen Moment an, bevor ich bedrohlich auf mich zutrat.

"Y/n. Ich dachte wir waren uns einig, dass du mich nicht anlügst?" meinte er. Ich blickte beschämt zu Boden. Es war nicht, als ob ich ihn aus einem schlechten Antrieb heraus anlog. Ich wollte lediglich nicht, dass er sich Sorgen machen musste.

"Tut mir leid." murmelte ich.

Er legte seine Arme an meine Hüfte und zog mich zu sich heran.

"Es tut dir leid?" wiederholte er.

"Mhm."

"Hmm dann verzeihe ich dir natürlich." lachte er und schob seine Arme weiter um mich, bis sie mich vollständig umarmten. Ich ließ mich in seine Umarmung sinken und schloss die Augen.

"Ich kann nicht glauben, dass sie soweit gehen würden." erklärte ich schließlich.

"Du scheinst ihnen wirklich wichtig zu sein. So wie mir. Aber ich werde dich nicht wieder hergeben." meinte Gonzo. So war es also.

Gonzo Gonzales X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt