Kapitel 20

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Ich stand alleine in der Mitte des Platzes. Die Skater gaben mir wenig Aufmerksamkeit. Sie schienen zu sehr darauf fixiert zu sein, die wilden Kerle zu bewachen. Oder vielleicht lag es auch daran, dass niemand den Blick sehen wollte, den Gonzo mir zu warf.

Mein eigener Blick war starr auf den Boden gerichtet, doch ich konnte seine spüren. Er brannte auf meinem Körper, wie ein loderndes Feuer. Ich wusste, dass Gonzo mich mochte aber in diesem Moment war ich mir ziemlich sicher, dass er Mord in Betracht gezogen hatte.

Er ging völlig locker auf mich zu und blieb hinter mir stehen, sodass ich seine Bewegungen nicht mehr sehen konnte. Mir gefiel es nicht, wie locker er auf mich zu getreten war. Als ob ihn nichts störte. Dabei hatte er mich mit Blicken bereits seelisch verbrannt und meine Asche in eine Box gepackt und mit einer Rakete ins Weltall befördert...ungefähr.

Plötzlich berührten seine Arme ganz vorsichtig meine Hüfte und strichen langsam darüber. Ich atmete erschrocken ein und versuchte meine Reaktion auf seine Berührungen zu regulieren. Doch er tat es mit Absicht.

Seine Hände wanderten langsam an den Seiten meines Körpers entlang, folgten meinen Kurven und erreichten schließlich meine Schultern. Einen Moment lang ließ er sie ganz ruhig auf meinen Schultern liegen, beugte sich dann etwas vor und hinterließ sanfte Küsse auf meiner Haut.

Ich wimmerte leise bei dem Versuch nicht zu stark zu reagieren. Er machte mir Angst mit seiner Ruhe, er entspannte mich mit seiner Sanftheit und setzte meinen Körper gleichzeitig damit in Flammen. Ich wäre auch schon überfordert gewesen ohne zu wissen, dass sein Verhalten alles andere als erwartet war. Es passte einfach nicht und genau das setzte mich unter unfassbaren Druck.

"Wie ich dir bereits sagte...", murmelte er plötzlich leise in mein Ohr, "deine Schonzeit ist vorbei. Ich bin jetzt nicht mehr freundlich." Mit diesen Worten stoppte er all seine Zärtlichkeit, packte mein Handgelenk und pfeifte einmal, sodass die anderen von ihre Positionen herabkletterten.

"Was hast du vor?" Jammerte ich erschrocken und versuchte mein Handgelenk aus seinem Griff zu befreien. Vergebens.

Er zog mich durch einen Hinterausgang vom Platz und wir  wanderten in Richtung der Stadt. Und der Nebelburg.

"Wirst du sehen." Antwortete er. Panik machte sich in mir breit. Ich hätte niemals zu den wilden Kerlen halten sollen. Aber er musste es doch verstehen...nur ein einziges Mal wollte ich zu ihnen gehören, ihnen zeigen, dass ich eine von ihnen bin.

Bis Leon alles zerstört hatte. Oder war es überhaupt Leons Schuld? Sollte ich nicht mehr mir die Schuld geben? Hätte ich die anderen nie verraten, wäre das mit Gonzo nie passiert...

Es war meine Schuld. Ich war eine Verräterin.

"Gonzo..." flehte ich, wobei ich nicht einmal wusste, was ich ihm sagen konnte. Alles was ich wollte war, dass er anhielt, dass er irgendwas sagte.

Urplötzlich hielt Gonzo an und drehte sich zu mir um.

"Was." Völlig überrascht von seinem Verhalten stolperte ich einige Schritte rückwärts. Tränen rollten über meine Wange als ich verzweifelt versuchte zu verstehen, was in den letzten Stunden alles passiert war. Und in diesem Moment, diesem Augenblick voller Emotionen, brach Gonzos emotionsloser Ausdruck für eine Sekunde.

"Y/n..." flüsterte er. Dann, als ob er sich an seinen Hass und seine Wut erinnert hätte, schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder von mir ab.

Den restlichen Weg schwiegen wir. Ich schniefte gelegentlich, versuchte jedoch meine Emotionen zurückzuhalten und nicht zu weinen. Gonzo war vollkommen still. Nur seine Schritte auf dem steinernen Boden bewiesen, dass er sich tatsächlich neben mir entlang bewegte und ich nicht bereits an Wahnvorstellungen litt.

Gonzo Gonzales X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt