Kapitel 14

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"noch immer Gonzos pov*

"Weil du jetzt zu mir gehörst."

Sie starrte mich für einige Momente unsicher an. Ich wusste, dass sie nicht sicher war, was sie fühlen sollte. Dass sie Angst hatte. Aber auch, dass sie mich leider ein bisschen zu sehr mochte, um sich von mir abzuwenden.

"Du weißt was das heißt oder?" fragte ich sie und stützte mich mit meinen Händen auf dem Boden der Hängematte ab. Sie schüttelte, noch immer wortlos, den Kopf. Ich mochte es nicht, wenn sie so still war. Es war keine angenehme Stille, sondern einfach nur diese furchtbare, angespannte Stille.

"Dass du beinahe alles tun kannst, was du möchtest. Wenn du in Gefahr geraten solltest, beschütze ich dich so oder so." erklärte ich.

"Ist das nicht gut?" Sie antwortete noch immer nicht. Ihre Stille würde mich noch in den Wahnsinn treiben.

"Möchtest du vielleicht auch irgendwann mit mir reden?" Stille.

Stille, ja? Gottverdammte Stille. Allmählich ging es mir fast schon auf die Nerven. Nicht sie, nur ihr Verhalten. Es strapazierte jedes letzte bisschen meiner Geduld. Und davon besaß ich, vorallem durch den Borfall mit Leon, aktuell äußerst wenig.

"Y/n." sagte ich, dieses Mal mit einem etwas strengerem Ton. Sie hielt meinem Blick stand, doch wir wussten beide, dass sie die Änderung in meinem Tonfall mitbekommen hatte.

"Bitte sag etwas." Es war vielleicht schon als Panik zu beschreiben, was ich fühlte. Und ihr Schweigen steigerte diese Panik ins unermessliche.

"Ugh, Y/n!" stöhnte ich und warf genervt den Kopf in den Nacken.

Dann folgte ein weiterer Moment der Stille, in welchem ich einen tiefen Atemzug ein und schließlich wieder ausatmete. Ich hob den Kopf wieder an und warf ihr ein bedrohliches Grinsen zu.

Es reichte endgültig.

Genug mit der Stille und dem Schweigen. Genug mit Leon. Genug mit allem. Offensichtlich war ich ein wenig zu nett zu Y/n gewesen. Zumindest in den letzten Tagen.

"Ach Y/n,...", lachte ich "was glaubst du bloß, was du hier machen darfst."

"Weißt du, ich gebe dir so viel von allem, was du in deinem Leben nicht hattest. Ich gebe dir Liebe, Aufmerksamkeit, Entspannung, gute Verpflegung und Rechte, von denen du vorher nicht einmal träumen konntest. Und du, du lügst mich an. Du schweigst dich zu Tode und lebst in ständiger Unsicherheit. Vielleicht muss ich meine Problem einfach wieder direkter angehen..." meinte ich und richtete mich auf. Meine Worte schienen etwas in ihr geweckt zu haben. Sie starrte mich nun nicht mehr an, sondern blickte beschämt zu Boden. Doch die Zeit für Scham war es sicherlich noch nicht.

Ich kletterte näher an sie heran. Sie wich zurück bis sie den Rand der Hängematte erreicht hatte. In diesem Moment begeisterte mich die Panik in ihren Augen wieder. Wenn sie offenbar so wenig Vertrauen in mich hatte, würde ich ihr auch einen guten Grund dafür geben.

Ich stützte meine Hände auf beiden Seiten neben ihren Kopf, mein Blick fest suf ihre Augen verankert. Mittlerweile war ich wirklich direkt über ihr. Ihr Herz raste und ihrer Brust und ich konnte mir die Mühe vorstellen, mit welcher sie konsequent den Blickkontakt mit mir vermied.

Vielleicht hätte ich gedacht, dass sie mich ernsthaft hast. Vielleicht hätte ich das geglaubt...aber ein Blick auf ihre roten, glühenden Wangen verriet mir, dass sie meine Nähe wohl nach wie vor nervös machte. In einem guten Sinne.

"Ich sage es jetzt noch exakt einmal.", knurrte ich und griff mit einer Hand nach ihrem Kinn, um ihren Blick zu mir zu zwingen.

"Sag etwas."

Ihre Augen glitzerten. Es waren leichte Tränen, die sich in ihren Augen ansammelten.

"T-Tut mir leid..." schluchzte sie. Eine Träne rollte langsam ihre Wange hinunter, während ihre Augen gequält in meine sahen. Doch ich war bereits vollkommen glücklich. Sie hatte etwas gesagt. Mehr wollte ich garnicht. Nur ein Wort hätte mir gereicht.

Ich kletterte wieder von ihr herunter und blieb vor ihr sitzen. Die Tränen fielen immer schneller. Und mit jeder Träne überkam mich die Schuld, die ich verspürte.

"Gonzo?" fragte sie. Ich sah sie an. Ihr Blick wanderte von meinen Augen zu meinen Armen und wieder zurück zu mir. Ich brauchte nicht lange um zu verstehen, was sie wollte und nickte akzeptieren.

Sie krabbelte zu mir und ließ sich in meine Arme fallen. Ich schlang diese um ihren Körper und zog sie noch enger an mich. Beinahe augenblicklich vergrub sie ihr Gesicht in meiner Brust. Es dämpfte das Schluchzen. Sanft strich ich über ihren Rücken und flüsterte in ihr Ohr.

Eigentlich wollte ich nicht, dass sie weinte. Eigentlich wollte ich nicht einmal, dass sie traurig sein musste. Oder ängstlich. Sie sollte doch nur mit mir reden. Ich hatte so eine schreckliche Angst, als sie mir keinerlei Emotion zeigte. Sie würde es nie erfahren, doch ihre Angst war von Anfang an unnötig. Sie hätte keine Angst haben müssen, denn sie war es, die mir Angst gemacht hatte.

"Es tut mir auch leid, love." flüsterte ich schließlich und atmete ihren süßen Geruch ein.

Leon war so gut wie tot.

Niemand hatte je so mit meinen Gefühlen spielen können, wie Y/n in diesem Augenblick. Und sie hatte es nicht einmal probiert. All das wäre nicht passiert, wenn Leon sie einfach in Ruhe gelassen hätte. Aber ich würde mich rächen. Sobald Y/n einschlafen würde...

Gonzo Gonzales X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt