Kapitel 22

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Die Welt war leise. Keine Vögel, die zwischen den Bäumen saßen und vor sich hin zwitscherten. Keine Autos, die in rasender Geschwindigkeit über die Straße jagten. Keine Musik. Nur mein Herzschlag, welcher noch immer in meiner Brust zu Beben schien.

Das war es mit meiner Unschuld und allem, was ich als Argument dafür hätte nennen können. Und der Schuldige, derjenige dem ich es zu verdanken hatte, dass ich mir nicht ganz sicher war, ob ich laufen konnte, der saß friedlich neben mir und hatte einen Arm um meinen Körper geschlungen.

„Gonzo?" fragte ich und wartete auf seine Antwort. Dabei hatte ich eigentlich keine Frage. Ich wollte nichts wissen und schon garnicht irgendwas sagen. Alles wonach ich mich in diesem Augenblick sehnte war seine Stimme.

„Was ist, meine Kleine?" Ich wandte meinen Blick zu ihn und sah ihn mit einem unsicheren Blick an. Er nickte verstehend.

„Möchtest du wissen, was nun ist? Wie es weitergehen wird?" Sein Satz wirkte beendet und ich war kurz davor zu antworten, als er sich entschied noch eine weitere, in meinen Augen absolut unnötige, Information zu erwähnen.

„Natürlich nur, wenn du überhaupt weiter gehen kannst." Ich warf ihm einen finsteren Blick entgegen.

„Es war nicht notwendig das zu erwähnen..." murmelte ich woraufhin ein finsteres Grinsen über sein Gesicht zog.

„Ich finde das schon recht relevant."

„Na dann dürfte es ja wohl auch klar sein, dass du mich tragen musst." er zog überrascht die Augenbrauen hoch.

„Muss ich das?"

„Ja."

„Ahh, na dann. Ich kann mir allerdings deutlich schlimmeres vorstellen als mein Mädchen zu tragen. Bestätigt lediglich das, was sowieso jeder sehen wird." Ich sah ihn verwirrt an.

„Das da wäre?"

„Dass du zu jemandem gehörst. Und zwar zu mir." Ich schnaubte mit einer trügerischen Gleichgültigkeit.

„Und wieso sollten die anderen nicht einfach denken, dass ich mich vielleicht am Fuß verletzt habe oder so und du, als ach so toller Gentleman, mir hilfst." warf ich als Gegenargument zurück, wobei ein Teil des Satzes stark von Sarkasmus geprägt war.

„Weil jeder, sofern er nicht blind ist, die Spuren sehen wird, die ich, als wirklich toller Gentleman, auf deiner Haut hinterlassen habe."

Und augenblicklich war es das mit meinem Sarkasmus. Stattdessen wurde mein Gesicht hochrot und ich starrte ihn beängstigt an.

„Wie offensichtlich ist es?" mit einem ausdrucksstarken Luft Einatmen gab er mir seine Antwort und ließ mich unwohl aufstöhnen.

„Das wird unfassbar unangenehm...ich möchte es sehen, können wir zu einem Spiegel?" Gonzo nickte und erhob sich. Dann umgriffen seine Arme meinen Körper und hoben mich ebenfalls hoch. Ich lehnte meinen Kopf gegen Gonzos Brust und atmete seinen sanften Geruch ein, während er mich vorsichtig aus dem Raum trug.

Wir gingen ein Stück bis wir den Waschbereich erreichten, welcher auch einen großen Spiegel beinhaltete. Gonzo blieb vor dem Spiegel stehen und gab mir die Möglichkeit einen Blick auf mich selbst zu werfen. Es dauerte kaum einen Augenblick bis ich seine vorherige Reaktion verstand.

Nicht ein Knutschfleck, nicht zwei, nein, allein drei Knutschflecken nur an meinem Hals. Und ich war mir durchaus der Tatsache bewusst, dass mein Körper ebenfalls übersäht davon war.

„Du-" Ich wandte mich in seinem Griff und schlug gegen seine Brust.

„absoluter-"

„Idiot!" jammerte ich, wurde jedoch von Gonzo nicht ernst genommen.

„Ein Idiot, ja? Ein Idiot, dessen Name du noch vor ein paar Minuten geschrien hast. Ein Idiot, der deinen Körper mehr als einmal erzittern ließ. So ein Idiot?"

Ich schwieg. Würde ich diese Diskussion fortsetzen, würde ich mir mein eigenes Grab schaufeln.

„Oh mein Gott..." flüsterte plötzlich eine dritte, fremde Stimme. Mein Herz setzte schlagartig aus, als ich sie erkannte. Ich drehte meinen Kopf herum in Gonzos Armen und starrte Jamy entsetzt an.

„Jamy, nein. Es ist nicht das was du denkst." erklärte ich, worauf hin mich Gonzo mit einem gefakten Husten unterbrach.

„Natürlich nicht." antwortete Jamy.

„Ich bin mir sicher, ich habe Gonzos unfassbar ausgiebige und erstaunlich abartige Worte völlig falsch verstanden."

„Jaaa..." erneutes, diesmal stärkeres, Husten ertönte.

„Okay, nicht direkt. Also- eigentlich stimmt das schon so. Aber-"

„Wenn du mir jetzt irgendein Detail nennst, dass ich ganz sicher nie wieder aus dem Kopf kriege, dann bitte, schweig einfach. Ich tu einfach so als hätte ich nie was gehört oder gesehen. Wobei letzteres wohl schwer wird, wenn ich mir deinen Hals so ansehe."

„Bitte erwähne es nicht." murmelte ich und warf einen kurzen, bösen Blick zu Gonzo. Dieser ließ sich allerdings von meiner Wut kein bisschen aufhalten.

„Wolltest du irgendwo hin?" fragte er Jamy schließlich, woraufhin diese nickte und auf die Toilette deutete.

„Dahin...möglichst ohne euch beide."

Ich jammerte beschämt vor mich hin während Gonzo ein abwertendes Geräusch von sich gab und mit mir den Raum verließ.

„Willst du erstmal zurück zur Hängematte?" fragte er und ich nickte dankend. Alles andere wäre in meinem absoluten Zustand auch eigentlich nicht möglich.

Ich wusste, dass Gonzo sich verändern würde. Er hatte mir gesagt, was passieren würde und ich habe es ignoriert. Bis zur letzten Sekunde habe ich die Möglichkeit, dass er seine Worte ernst meinte, dass er jedem zeigen würde, dass wir zusammen gehörten, einfach nicht ernst genommen. Jetzt wo er seine Worte wahr gemacht hatte fühlte ich mich nicht schlecht oder unglücklich. Im Gegenteil, wenn dies Gonzos Bestrafung war, dann war ich nun offiziell Masochist.

Ich hatte Angst gehabt, Angst vor dem Schmerz und vor Gonzos Wut. Doch in dem Moment, in welchem er mir versprach sanft zu sein, glaubte ich ihm. Ich vertraute ihm mit meinem Leben, selbst wenn die Schuldgefühle gegenüber meines Verrates mich einfach nicht losließen. Würde er mir auch je so vertrauen?

Gab es überhaupt noch irgendeine Möglichkeit für mich, ihm zu beweisen, dass meine Loyalität nur ihm galt? Dass ich ihm mehr vertraute als irgendwem sonst und dass ich ihn niemals wieder im Stich lassen würde?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 09 ⏰

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Gonzo Gonzales X Reader // Die wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt